Beschäftigung von Schwerbehinderten: Sachsen-Anhalt bleibt bundesweit Schlusslicht
Sachsen-Anhalt bleibt bei der Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen bundesweit Schlusslicht. Das zeigt eine Statistik der Arbeitsagentur. So waren im Jahr 2019 nur 14.050 der zu berücksichtigenden 415.673 Arbeitsplätze im Land mit schwerbehinderten Beschäftigten besetzt. Das entspricht einer landesweiten Beschäftigungsquote („Ist-Quote“) von 3,4 Prozent. Bundesweit liegt diese Quote bei 4,6 Prozent. Die Entwicklung in Sachsen-Anhalt ist nicht neu. Seit Jahren liegt das Bundesland bei der Beschäftigungsquote deutschlandweit auf dem letzten Platz. Eine Verbesserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: 2018 lag die Besetzungsquote noch bei 3,6 Prozent.
Mehrheit der Unternehmen mit Beschäftigungspflicht stellen zu wenige schwerbehinderte Menschen ein
Unternehmen ab einer Größe von 20 Arbeitsplätzen sind grundsätzlich gesetzlich verpflichtet, fünf Prozent der Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Wenn die Unternehmen diese fünf Prozent nicht besetzen, dann müssen sie eine Ausgleichsabgabe zahlen. Die kostet ab diesem Jahr mindestens 140 Euro bis maximal 360 Euro, je nachdem, wie viele Plätze frei bleiben. In Sachsen-Anhalt sind 4.394 Unternehmen verpflichtet, schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen. Allerdings zahlen 2.954, also 67 Prozent, dieser Unternehmen eine Ausgleichsabgabe, weil sie ihrer Beschäftigungspflicht nicht oder nicht ausreichend nachkommen. Davon verzichten 1.270 Unternehmen ganz auf die Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen.
Kleinteilige Betriebsstruktur und Vorurteile als Ursache für niedrige Beschäftigungsquote
‚„Leider gibt es bei Arbeitgebern häufiger Berührungsängste und Vorurteile gegenüber schwerbehinderten Menschen. Dazu kommt, dass wir in Sachsen-Anhalt eine sehr kleinteilige Betriebsstruktur haben. Grundsätzlich stellen größere Unternehmen häufiger schwerbehinderte Menschen ein als kleinere Firmen, weil kleinere Unternehmen oft nur begrenzte Ressourcen haben, sich tiefergehend mit der Einstellung von Schwerbehinderten und den Vorteilen und Fördermöglichkeiten zu beschäftigten. Daher spielen dann eher Vorurteile als das große Fachkräftepotential von Schwerbehinderten eine Rolle, auf das die Unternehmen in Sachsen-Anhalt dringend angewiesen sind“, erklärte Markus Behrens, Geschäftsführer der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen. Behrens wies darauf hin, dass die Beschäftigungsquote je nach Branche variiere. So sei die „Ist-Quote“ in Sachsen-Anhalt in der Textil- und Lederverarbeitung mit 1,6 Prozent und der Landwirtschaft mit 2,0 Prozent am niedrigsten, während sie in der öffentlichen Verwaltung mit 5,6 Prozent am höchsten ist.
Wie bei einer Frauenquote ist hier aber auch die Frage, ob es überhaupt genügend Schwerbehinderte gibt, die zu den zur Verfügung stehenden Stellen passen (rein von der Qualifikation her) und/oder ob es überhaupt entsprechende Interessenten gibt? Es wäre doch sinnlos, jemanden nur einzustellen, um eine Quote zu erfüllen und irgendwelche Fördermittel abzugreifen. Wie sieht es denn auf dem Arbeitsmarkt mit Schwerbehinderten aus?
Es gibt viele Schwerbehinderte, die gut ausgebildet wurden und gut qualifiziert sind. Und viele wollen auch gut qualifizierte Aufgaben übernehmen.
Schwerbehindert zu sein heißt nicht, dass diese Menschen dumm sind!
Man muss nicht überall spitze sein.
Da es Sachsen-Anhalt vermutlich nicht weniger beeinträchtigte Menschen gibt als im restlichen Bundesgebiet, ist es schon etwas befremdlich hier Schlusslicht zu sein. Trauen wir den Leuten nichts zu oder wie? Sind wir so überheblich und menschenfeindlichen, dass wir den Schwächsten unter uns nicht mal eine Chance geben können? Enttäuschend!
„Grundsätzlich stellen größere Unternehmen häufiger schwerbehinderte Menschen ein als kleinere Firmen, weil kleinere Unternehmen oft nur begrenzte Ressourcen haben, sich tiefergehend mit der Einstellung von Schwerbehinderten und den Vorteilen und Fördermöglichkeiten zu beschäftigten.“
Da sollte die Arbeitsagentur/ Jobcenter vielleicht mal schauen, wie sie solche Informationen auch mundgerecht an die kleinen Betriebe heranbringen kann, ohne dass diese ewige bürokratische Hürden nehmen müssen.
Solange Arbeitgeber eine bis maximal niedrige 360 Euro Ausgleichabgabe zahlen, statt gut qualifizierte behinderte Menschen einzustellen, wird sich nichts ändern.
Vielen Arbeitgebern fehlt der Mut Menschen mit Behinderungen einzustellen. Das Klischee behindert = dumm ist leider noch in vielen Köpfen der Menschen!
Das typische Schubladendenken ist eine typische deutsche Mentalität.
Jeder Gesunde sollte dankbar sein; denn schon morgen kann es anders sein.
hat mit „dumm“ nüscht zu tun. Mit Kosten/ Mitarbeiter schon!
Deshalb können sich größere Unternehmen auch leisten, weil… größere Rechtsabteilung…… 😉
https://goodworkvibes.de/officemanagement/barrierefreiheit-im-buero-inklusion-am-arbeitsplatz/
Ich kenne das aus eigener Erfahrung, da ich selbst schwerbschädigt bin (GdB 60). Man sieht mir meine Schwerbeschädigung nicht an, das es „nur“ eine Hörbehinderung ist.
Trotzdem habe ich fast 1 1/2 Jahre für die Arbeitssstelle, die ich inzwischen seit fast 12 Jahren habe, gekämpft. Ich habe damals teils mehrmals wöchentlich in der Firma angerufen, wann es denn los ginge.
Nur dank meiner Hartnäckigkeit haben sie mich auch genommen und ich bin bis heute in der Firma.
Wenn ich Aussagen von Firmenchef’s höre oder lese, das man Schwerbeschädigte oder -behinderte nicht wieder „los wird“, ist das absoluter Blödsinn.
Sicherlich hat man als Schwerbeschädigter einen besonderen Kündigungsschutz und andere „Konditionen“, das heißt aber nicht, das man unkündbar wäre.
Eine vielleicht nötige Kündigung ist mit enormen Aufwand und unmöglichen bürokratischen Hürden verbunden… Ausserdem hat man als Unternehmer dann immer auf die besondere Stellung den ma. Zu achten… U. U. Mehr Urlaub oder häufigere Krankschreibung…
Guckt die euch an wer dafür Verantwortung trägt damit ihr die ja nicht wieder wählt. Und fallt nicht auf die neuen Versprechungen rein, alles leeres Gerede.