Bröckelnder Uniring und Moritzburgring: Schlaglöcher sind gestopft worden – Halle braucht eigentlich 9 Millionen Euro für alle Schäden

Die Schlaglöcher am Universitätsring und Moritzburgring in Halle (Saale) sind gestopft. Zumindest vorerst. Wo Autofahrer noch vor wenigen Tagen im Slalom um metergroße Krater fahren mussten, rollt der Verkehr nun wieder etwas glatter. Die Achtung-Schilder „Straßenschäden“ stehen allerdings noch da und bleiben es möglicherweise auch als ein sinnbildlicher Mahner für die tiefer liegenden Probleme, die weit über ein paar Eimer Asphalt hinausgehen.
Schon seit Monaten hatte sich der Zustand der beiden Ringstraßen verschlechtert. Das Pflaster aus längst vergangenen Tagen kam an immer mehr Stellen zum Vorschein, Schlaglöcher wuchsen mit jedem Frost und jeder Regenphase. Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten: Alexander Vogt, mittlerweile Oberbürgermeister, machte den Zustand im Wahlkampf zum Thema. CDU-Stadtrat Hans-Joachim Berkes hakte öffentlich nach. Die Stadtverwaltung reagierte, versprach eine schnelle Reparatur – und hielt Wort: Die gröbsten Schäden wurden nun beseitigt.
5,4 Millionen reichen nicht aus
Im städtischen Haushalt stehen in diesem Jahr 5,4 Millionen Euro für Straßenbau zur Verfügung. Eine stattliche Summe – aber eben nicht ausreichend. Auf Nachfrage räumt selbst die Stadtverwaltung ein: Mindestens 9 Millionen Euro wären jährlich nötig, um den Substanzerhalt des Hallenser Straßennetzes zu sichern. Die Differenz ist kein Rechenfehler, sondern eine strategische Lücke. Eine Lücke, die sich mit jedem Jahr des Aufschubs vergrößert.
Dabei ist das Problem systemisch: Jahrzehntelang wurden Erhaltungsmaßnahmen in vielen Kommunen aufgeschoben oder nur notdürftig durchgeführt. Es fehlte an politischer Priorität, an langfristiger Planung – und oft schlicht an Geld. Heute zahlt man die Rechnung in Form maroder Straßen, nicht nur in Halle. Allerdings kann die Stadtverwaltung auch nur das Geld ausgeben, was ihr der Stadtrat zur Verfügung stellt.

Flickwerk statt Strategie
Uniring und Moritzburgring stehen exemplarisch für diesen Teufelskreis. Die jetzt erfolgte „Reparatur“ – nichts weiter als ein provisorisches Ausbessern der Oberfläche – schafft kurzfristige Erleichterung, ersetzt aber nicht die längst fällige grundlegende Sanierung. Diese würde jedoch nicht nur mehr Geld, sondern auch Zeit, Planung und Umleitungen bedeuten – eine unpopuläre Aussicht, vor der Politik oft zurückschreckt.
Stattdessen bleibt es bei Symptombehandlung. Die „Krater“ werden gestopft, wie es in der Verwaltung heißt. Dass es sich hierbei nicht um dauerhafte Lösungen handelt, ist allen Beteiligten bewusst. Aber es beruhigt die Autofahrer, zeigt Reaktionsfähigkeit und sorgt vorübergehend für politische Ruhe.

Ein Appell an den Mut zur Dauerlösung
Die Debatte über den Moritzburgring ist damit auch ein Lehrstück über politische Verantwortung und städtische Selbstverpflichtung. Wer Straßen nur dann repariert, wenn die Wahlkampfkamera läuft oder der Stadtrat Druck macht, agiert reaktiv statt strategisch. Und wer bei 5,4 Millionen Euro Straßenhaushalt zufrieden ist, während 9 Millionen notwendig wären, betreibt Schönrechnen auf Kosten künftiger Generationen.
Es braucht also mehr als geflickte Fahrbahnen: Es braucht politischen Mut, sich auch unpopulären Dauerlösungen zu stellen, klare Prioritäten in der Haushaltsplanung und eine ehrliche Kommunikation über das, was sich Halle leisten kann – und leisten muss.
Denn Straßenschilder mit der Aufschrift „Achtung Straßenschäden“ sollten keine dauerhafte Einrichtung sein. Schon gar nicht im Zentrum einer Universitätsstadt.
Vielleicht sollte man in Halle nicht baumpaten, sondern schlaglochpaten suchen. So käme die Stadt viel schneller ans Ziel.
Herr Berkes will aber kein Straßenpate sein, sondern träumt von einer neuen Straße vor seinem Haus.
Es wurde vor allem jahrzehntelang einfach nur hirnlos neu gebaut und noch mehr neu gebaut, ohne an die Folgekosten zu denken. Und jetzt zahlt man die Rechnung in der Form, dass man finanziell und organisatorisch nicht mehr hinterherkommt. Aber statt mal zur Besinnung zu kommen, werden einfach immer weiter neue Straßen und neue Brücken hier und da und überall gefordert, die irgendwann auch alle gewartet und repariert werden müssen. Aber das ist ja erst in 20 oder 30 Jahren, bis dahin sind die Entscheidungsträger von heute längst im Ruhestand und die von morgen können jegliche Verantwortung von sich schieben.
Die fehlenden politischen Prioritäten liegen vor allem in einem umfassenden Straßenbaumoratorium. Erhalt und ggfs. Rückbau statt Neubau muss die erste Devise sein!
In Halle Straßen neu gebaut? Wo sollte das gewesen sein? Und in welchen Stadtbezirken sollten Straßen (von wem, und wie bezahlt) zurückgebaut werden? Möchtest du deine Straße zurückgebaut sehen? Dann sprich mit deinem Stadtrat, vielleicht gibt es dann sogar Fördermittel.
Ich muss mal anmerken, dass mir der journalistische Stil in diesem Artikel schon eher gefällt. Es wirkt, als würde hier wirklich jemand mal mit eigenen Gedanken nachbohren und nicht nur vorgefertigte Pressemitteilungen wiedergeben. Ich kann mich natürlich auch täuschen, und das ist auch bloß eine Pressemitteilung irgendeiner Partei oder Initiative, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. 🙂
Zukunftszentrum unwichtig. Die Straßen von Halle sind wichtiger
Äpfel unwichtig, die Birnen sind wichtiger.
Ich frage mich nach wie vor was mit dem KFZ Steuergeld passiert wenn man solche Zustände sieht?Und dann noch viel zu machen ist.
Vom KFZ-Steuergeld wird gerade die A 143 gebaut. Für mehr reicht es nicht.
Autobahnen werden vom Bund bezahlt, Schlaglöcher in Halle nicht.
Steuern gehen an den Bund, nicht an die Stadt.
Woher kommt am Ende das Geld für alle Kommunen?
Vom Bund. Trotzdem reicht die KFZ-Steuer nicht aus, um alle Straßen zu finanzieren.
Bitte nochmal die grundlagen des Förderalismus in der BR nachlesen, gleiches für Bundes- und Kommunalsteuern…
Das Kopfsteinpflaster schaut richtig intakt aus.
Steuern zahlt man wofür?
Für Buntheit, Vielfalt und Weltoffenheit. Da bleibt für den Rest halt nichts mehr über.
Zur Finanzierung des Staatswesens.
Nicht für Straßenbenutzung. Das wäre eine Maut.
Nicht für die Instandsetzung. Das wäre ein Beitrag.
Als nächstes Projekt bitte die Guldenstrasse reparieren.
An wen genau ist diese Bitte gerichtet?
Man könnte bei den Schildern sparen. Das Achtung Straßenschäden einfach mit dem Ortseingang kombinieren 👍
Bei solcher Dünnschicht kann eben nix anderes gemacht werden…
„…Wo Autofahrer noch vor wenigen Tagen im Slalom um metergroße Krater fahren mussten,…“
Des Deutschen liebstes Kind ist heute in vielen Fällen ein Pseudogeländewagen. Was der taugt sieht man an Artikeln wie diesem. Wer mit einem soliden Auto selbst bei solchen kleinen Unebenheiten Slalom fahren muss, hat sich wohl das falsche Auto gekauft.
Das Geld ist schon da. Bei jeden Tankvorgang und den jährlich zu zahlenden KFZ Steuern plus Einnahmen aus Verwarn-und Bußgeldern spült es Millionen in die Kassen. Es wird nur Zweckentfremdet oder in der Welt verschenkt.
@Metzger, du hast die „Atemluftsteuer“ vergessen! Selbst die wird Zweckentfremdet und verschenkt!! Hoffentlich werden die Straßen in Halle nie saniert! Erst dann verstehen die letzten!
Na klar, das Zukunftszentrum ist wichtiger, immerhin muss die Stadt für das Drumherum auch Geld bezahlen was den Schlag Löchern fehlt. Deshalb will das auch kaum ein Hallescher Bürger.