Hafen Trotha: Anwohnersorgen um italienischen Giftmüll

„Wir haben Sorge, was im Hafen passiert“ – so eröffnete Ruben Hacker von der Bürgerinitiative „Für Halle“ am Montagabend eine Versammlung seiner Initiative im Gemeindehaus der evangelischen Kirchgemeinde. Konkret geht es der Initiative um die aktuellen Pläne der Stadtwerke. Jährlich bis zu 150.000 Tonnen gefährlicher Abfällen sollen hier von der Bahn auf den LKW umgeschlagen und ständig 4.000 Tonnen zwischengelagert werden, so steht es im Antrag. Die Lagerung werde aber in geschlossenen Containern erfolgen. „Unsere Sorge ist, was ist in den Containern drin“, so Hacker. Zudem frage man sich, ob Halle-Trotha wirklich der richtige Ort dafür ist.
Überraschend war Stadtwerke-Chef Matthias Lux zu dem Treffen gekommen. Auch die beiden Hafen-Chefs Andreas Haschke und Torsten Winkler waren gekommen. Lux berichtete, dass für das laufende Jahr 30 Züge mit Abfall-Containern erwartet werden. Jeder Zug sei dabei mit 20 bis 24 Containern beladen. Im Trothaer Hafen erfolgt dann die Umladung auf LKW und anschließend der Weitertransport nach Bernburg. Dort werden die Abfälle dann unterirdisch eingelagert. Doch nur fünf bis sechs Container am Tag können sofort weitertransportiert werden. Deshalb sei eine Zwischenlagerung nötig, so Lux. Faktisch handele es sich also um einen Puffer und kein Lager.
Vertreter der Initiative erkundigten sich, warum der Transport nicht gleich nach Bernburg erfolge, dort gebe es auch einen Gleisanschluss. Laut Torsten Winkler verfüge der Hafen über ein Containerterminal, in dem die Umladung erfolgen könne. Bernburg habe ein solches nicht.
Unverständnis herrscht bei Vertretern der Bürgerinitiative insbesondere darüber, dass es sich um italienischen Müll handelt und vor allem, dass der Müll durch halb Europa gefahren wird. Das liegt unter anderem daran, dass für die unterirdische Lagerung der Abfälle keine ehemaligen Bergwerke in Italien zur Verfügung stehen. Ein Mann führte moralische Bedenken an, brachte gar die Wörter „Sizilien“ und „Mafia“ in die Diskussion ein. Stadtwerke-Chef Lux sprach von einer nötigen Notifizierung. Es müsse minutiös nachgewiesen werden, welche Wege die Container zurücklegen. „Wer garantiert denn, dass die Italiener nicht alles reinpacken, was sie loswerden wollen“, fragte ein Mann. Lux erwies auf Laborprüfungen sowie die bestehenden Abfallschlüssel. Es werde von den Behörden genauestens kontrolliert.
Als größter Knackpunkt erwies sich, dass die Anwohner gern wissen wollen, was da genau gelagert werden soll. Doch in diesem Punkt blieben noch viele Fragen offen. „Sie wissen nur in etwa, was drin sein könnte“, meinte ein Mann. Genauere Analysen seien viel zu teuer. Den Stadtwerken warf er vor, die Augen zu verschließen und sich zurückzuziehen und zu sagen, man sei ja nur die Zwischenstation. „Es gibt nur zwei große Geschäfte auf dieser Welt, Müll und Krieg“, so der Mann. „Mit dieser Aktion wollen sie den Hafen aus den roten Zahlen holen“, meinte ein Initiativenmitglied.
Zudem äußerten Initiativenvertreter Sicherheitsbedenken. So könnte ein LKW ja möglicherwiese mal umkippen und giftige Stoffe auslaufen. Auch um die Brandgefahr drehten sich Fragen. Hier konnte aber Entwarnung gegeben werden, es handelt sich um nicht brennbare Abfälle. Und auch für eine etwaige Hochwassergefahr gebe es Vorkehrungen, hieß es von Seiten des Hafens. Die betreffenden Container könne man schnell wegfahren oder notfalls höher lagern. Ruben Hacker brachte aber auch einen Nachahmereffekt ins Spiel. Seine Sorge ist, dass es bei einer Genehmigung zur Ansiedlung weiterer ähnlicher Einrichtungen kommt. Er sehe Stadt und Hafen in der Verantwortung, auch mit Blick auf die umgebenden sensiblen Wohngebiete. Man hinterfrage die Sinnhaftigkeit des Tuns, auch wenn es möglicherweise rechtlich korrekt sei. „Wir haben mit derlei Geschäftsgebaren unsere Probleme.“
Probleme hat die Initiative jedoch auch mit einem Wittenberger Gutachter, der das ganze Vorhaben geprüft hat und den die Initiative auch von der geplanten Pyrolyse-Anlage her kennt. Sie regte an, noch einen anderen Gutachter zu beauftragen. Hier wollen die Stadtwerke prüfen.
Neueste Kommentare