Holocaust-Gedenken der Jüdischen Gemeinde in Halle via Facebook
Die Corona-Krise hat auch Auswirkungen auf den Holocaust-Gedenktag „Jom haScho’a“. Dieser wird am heutigen 21. April weltweit begangen. Auch in Halle hatte die Jüdische Gemeinde auf dem Jerusalemer Platz – dort steht heute nur noch das Eingangsportal der von den Nationalsozialisten abgebrannten Synagoge – eine Gedenkveranstaltung geplant. Gedacht wird trotzdem, doch nicht als Zusammenkunft, sondern virtuell.
Um 17 Uhr startet die Jüdische Gemeinde in Halle einen Facebook-Stream. Dabei gibt es Videobotschaften und einige Live-Beiträge. So werden sechs Gedenkkerzen angezündet. Die erste Kerze gedenkt der Partisanenopfer. Die zweite Kerze erinnert an die ermordeten Kinder. Die dritte Kerze wird zum Gedenken an die Auslöschung ganzer Gemeinden entzündet. Die vierte Kerze ehrt die Minderheit tapferer Menschen, die Juden trotz Gefährdung ihres Lebens und des Lebens ihrer Familien halfen. Die fünfte Kerze wird für Israel angezündet. Die sechste Kerze gedenkt der sechs Millionen Juden, die Opfer des Nazi-Terrors wurden.
Außerdem werden die Namen der Shoah-Opfer aus Halle verlesen. Denn auch 2.092 jüdische Bürger aus dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts, darunter viele Hallenser, kamen in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ums Leben.
Anlass für den Gedenktag ist der Aufstand im Warschauer Ghetto vor 77 Jahren. Am 19. April 1943 erhoben sich die im Warschauer Ghetto eingepferchten Juden gegen ihre Deportation in die Vernichtungslager der Nazis. Wochenlang folgten Gefechte mit den deutschen Besatzer. Der Kampf um die Freiheit war am 16. Mai 1943 verloren. Der SS-Brigadeführer Jürgen Stroop meldete an General Krüger in Krakau telegraphisch: “(…) Der ehemalige Jüdische Wohnbezirk Warschaus besteht nicht mehr. Mit der Sprengung der Warschauer Synagoge wurde die Großaktion um 20.15 Uhr beendet. (…)Gesamtzahl der erfassten und nachweislich vernichteten Juden beträgt insgesamt 56.065. Und er fügte hinzu: Meine Leute haben ihre Pflicht einwandfrei erfüllt. Ihr Kameradschaftsgeist war beispiellos.” Weil der Gedenktag nach dem jüdischen Kalender abgehalten wird, variiert der Termin nach dem bei uns gebräuchlichen gregorianischen Kalender von Jahr zu Jahr.
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