Jüdische Campuswoche vom 19.-25. Mai 2025 in Halle (Saale): Sichtbarkeit, Dialog und Empowerment an deutschen Hochschulen

Vom 19. bis 25. Mai 2025 findet die Jüdische Campuswoche (JCW) an über 15 Hochschulstandorten in ganz Deutschland statt – dieses Jahr zum ersten Mal auch in Halle (Saale). In diesem Jahr haben neben Halle noch vier weitere Standorte under der Koordination der Jüdischen Allianz Mitteldeutschland kooperiert, um die JCW in Mitteldeutschland stärker aufzustellen.
Auf dem Campus der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) werden in diesem Zeitraum Themen rund um jüdische Geschichte und Gegenwart in den Fokus gerückt. Mit einem vielfältigen Programm aus Vorträgen, Diskussionen und Stadtführungen lädt die JCW alle Interessierten ein, jüdische Perspektiven kennenzulernen und sich mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen auseinanderzusetzen.
Der Auftakt findet am 19. Mai um 16:30 Uhr im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema “Antisemitismus an Hochschulen in Mitteldeutschland” statt. Als Podiumsgäste sind unter anderen Max Privorozki (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Halle), Dr. Wolfgang Schneiß (Ansprechpartner für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt und gegen Antisemitismus) und Prof. Dr. Claudia Becker (Rektorin der MLU Halle) eingeladen. Die Veranstaltung findet im Hörsaal V der Ludwig-Wucherer-Straße 2 statt.
Veranstaltungsübersicht in Halle (Saale):
- 19. Mai 2025 – Auftakt: Podiumsdiskussion – Antisemitismus an Hochschulen in Mitteldeutschland
- 20. Mai 2025 – Vortrag: Zwischen Heimat und Fremde – Jüdische Erfahrungen in der antiken Diaspora (Gregor Krönig)
- 20. Mai 2025 – Vortrag: Verfolgungen literarisch verarbeiten – Das dritte Makkabäerbuch (Frank Ueberschaer)
- 22. Mai 2025 – Stadtführung: Jüdisches Halle – Biographien zwischen Reileck und Saale
- 22. Mai 2025 – Vortrag: Mojzis Woskin-Nahartabi (1884–1944) – Ein Jüdischer Hebraist aus der Ukraine in Halle und Leipzig (Mariia Boichun)
- 22. Mai 2025 – SPUREN einer israelisch-jüdisch-palästinensischen Familie – Michael Touma gibt Einblicke in Kunst und Dokumente
- 25. Mai 2025 – Coffee with a Jew: Lasst uns über jüdische Vielfalt reden
- 25. Mai 2025 – Das Land, das ich dir zeigen will – Lesung mit der Autorin Sara Klatt
Immerhin haben sie es nicht „Jewish Campus Week“ genannt. Das will ich mal lobend erwähnen.
Aber „Empowerment“ und „Coffee with a Jew“ 😉
Ansonsten verstehe ich einfach nicht, warum man nicht Religion und Staat getrennt lassen kann, ständig diese Vermischungen. Niemand stört sich an ner „Jüdischen Woche“, aber was hat das, abgesehen von der Podiumsdiskussion zum Auftakt, thematisch mit der Uni zu tun? Man stelle sich mal die „Katholischen Uni-Tage“ vor, das fände nahezu jeder seltsam.
@ICH: In Anbetracht der deutschen Geschichte kann man das Judentum und jüdisches Leben in Deutschland nicht einfach als eine Religionsgemeinschaft wie jede andere behandeln. Hinzukommt, dass das Grundgesetz keine explizite Trennung von Staat und Religion vorsieht. Vielmehr sieht es eine staatliche Aufgabe darin, unter Einhaltung des Neutralitätsgebotes, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften zu fördern.
Die grundsätzlich nachvollziehbare Forderung nach Laizismus ausgerechnet dann zu erheben, wenn es einmal im Jahr an bundesdeutschen Hochschulen eine Veranstaltungsreihe gibt, bei denen es lediglich darum geht, jüdisches Leben in Deutschland sichtbarer zu machen und im Wesentlichen Bildung, Austausch und Diskussion im Mittelpunkt stehen (womit dem Auftrag des Grundgesetzes auch Rechnung getragen wird; hinzukommt, dass Universitäten nunmal die zentralen Orte für gesellschaftlichen Dialog und Austausch sind), erscheint in Anbetracht der Tatsache, dass hierzulande eine viel größere Dominanz der christlichen Religionsgemeinschaften zu beobachten ist, merkwürdig. Vor diesem Hintergrund scheint es aus einer laizistischen Perspektive doch viel naheliegender, etwa die Kooperationen von Staat und Kirche zu hinterfragen (siehe etwa Kirchensteuer, Religionsunterricht, etc.).
Doch, kann man, wie denn sonst? Der historische Rückblick rechtfertigt keine bevorzugte Behandlung des Judentums, allenfalls mahnt er, dass sich Vergangenes nicht wiederholen darf. Es geht mir auch nicht primär um irgendeine verfassungsmäßige Trennung von Kirche und Staat, sondern einfach nur darum, dass ich seltsam finde, dass es so eine Veranstaltungsreihe gibt, während dies für andere Religionen nicht der Fall ist. Man beachte bitte auch, dass sich diese Veranstaltungen nicht in irgendeinen wissenschaftlichen Diskurs einbetten, der dann durchaus eine universitäre Beschäftigung mit dem Thema geböte (zB „Forum Judaistik“). Ansonsten scheint es mir, dass du meinen Kommentar in den falschen Hals bekommen hast. Ich begehre hier nicht auf, weil es um Juden geht, im Gegenteil habe ich mit dem Judentum, im Gegensatz zum Islam, absolut gar kein Problem. Zudem bin ich selbstverständlich auch entschieden dafür, die Verwebungen von christlicher Kirche und Staat aufzulösen. Dein Einwurf, dass meine „Forderung nach Laizismus ausgerechnet“ im Zusammenhang mit der jüdischen Veranstaltung „in Anbetracht der Tatsache, dass hierzulande eine viel größere Dominanz der christlichen Religionsgemeinschaften zu beobachten ist, merkwürdig“ sei, erschließt sich mir jedoch nicht so recht. Wenn hierzulande die Christen die mit Abstand größte Religionsgemeinschaft darstellen, so wäre eine solche Veranstaltungsreihe zum Thema Christentum ja wohl deutlich weniger seltsam – und dennoch fände nahezu JEDER „Katholische Uni-Tage“ völlig deplatziert.
Da werden „sie“ sich aber freuen, dass Du es lobend erwähnst.
Wer sich öffentlich und aus freien Stücken zu seiner Religion, seinen politischen Vorlieben oder seinem Lieblingsfußballverein bekennt, muss auch damit rechnen, Menschen zu begegnen, die diese Vorlieben nicht teilen und dies auch mit Worten ausdrücken.
Dann aber bitte nicht rumheulen.