Kommentar: Pro und Contra zu Halles neuen Blitzern

Verstöße von Autofahrern werden in Halle (Saale) künftig noch stärker geahndet. Am Dienstag wurden bereits zwei neue Blitzersäulen in Betrieb genommen. Im Dezember und Januar kommen auch zwei neue Blitzeranhänger.
Pro: Sicherheit braucht Kontrolle – warum Halles neue Blitzer richtig sind
Verkehrssicherheit ist kein Selbstläufer – sie muss gestaltet, durchgesetzt und vor allem: geschützt werden. Die Stadt Halle geht mit der Neuanschaffung moderner Blitzertechnik genau diesen Schritt. Zwei semistationäre Messanhänger mit 360-Grad-Kameras sowie die ersten beiden Rotlichtüberwachungsanlagen an neuralgischen Kreuzungen markieren nicht nur eine technologische Aufrüstung, sondern ein überfälliges sicherheitspolitisches Signal: Wer sich im Straßenverkehr verantwortungslos verhält, wird konsequent sanktioniert – und das ist gut so.
Gerade Rotlichtverstöße zählen zu den gefährlichsten Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr. Sie führen regelmäßig zu schweren Unfällen, oft mit Personenschäden. Dass Halle an den bekannten Brennpunkten wie der Trothaer Straße und dem Rennbahnkreuz jetzt dauerhaft überwacht, ist nicht nur richtig – es ist überfällig. Dass daraus Millionenbeträge in den städtischen Haushalt fließen könnten, ist kein Beweis für eine angebliche „Abzocke“, sondern schlicht ein Resultat aus Fehlverhalten. Wer sich an Verkehrsregeln hält, zahlt keinen Cent.
Ähnlich verhält es sich mit den modernen Blitzeranhängern, die bereits über 85.000 Verstöße im Jahr 2024 dokumentierten – trotz Ausfällen und Wartungen. Das bedeutet: Jeder einzelne dieser Vorfälle war ein Moment, in dem Menschenleben durch überhöhte Geschwindigkeit gefährdet wurden. Gerade in Wohngebieten, in der Nähe von Schulen oder in Tempo-30-Zonen können solche Delikte gravierende Folgen haben. Dass Halle hier automatisiert und flächendeckend überwacht, ist ein Zeichen für moderne Stadtpolitik – nicht für Gängelung.
Natürlich mag es manchen ärgern, dass solche Maßnahmen zu Einnahmen führen. Doch wäre die Stadt schlecht beraten, wenn sie aus Rücksicht auf den Unmut Einzelner auf Maßnahmen verzichtet, die Sicherheit schaffen und nebenbei den maroden Haushalt entlasten. Die Alternative wäre: mehr Unfälle, mehr Verletzte, mehr Menschen mit bleibenden Schäden – nur damit man nicht „abkassiert“ wirkt?
Gegenüberstellungen wie „Abzocke oder Sicherheit“ greifen ohnehin zu kurz. Sie verkennen die Realität, dass moderne Verkehrskontrolle nicht mehr nur Polizeipräsenz auf der Straße bedeutet, sondern intelligent gesteuerte Überwachungssysteme, die rund um die Uhr arbeiten, weder müde noch unkonzentriert sind und jeden gleich behandeln. Kein Ermessensspielraum, keine Willkür – sondern Rechtsstaatlichkeit auf digitalem Niveau.
Gerade eine wachsende Stadt wie Halle muss sich fragen, wie sie Verkehrssicherheit langfristig garantiert. Es ist nicht zu bestreiten, dass auch bauliche Maßnahmen und präventive Verkehrsberuhigung dazugehören – doch das eine schließt das andere nicht aus. Vielmehr ist es die Kombination aus strukturellen Veränderungen und wirksamer Kontrolle, die eine nachhaltige Verkehrswende tragen kann.
Am Ende geht es nicht um Einnahmen, sondern um Menschenleben. Wer das übersieht, weil er sich über einen Strafzettel ärgert, hat die Debatte nicht verstanden.
Contra: Wenn Kontrolle zum Geschäft wird – warum Halles Blitz-Offensive das falsche Signal ist
Was auf dem Papier als Beitrag zur Verkehrssicherheit verkauft wird, wirkt in der Realität wie eine klug getarnte Geldbeschaffungsmaßnahme. Die Stadt Halle investiert ausgerechnet in Zeiten der Haushaltssperre in teure neue Blitzertechnik – darunter 360-Grad-videoüberwachte „Gulaschkanonen“ sowie stationäre Rotlichtüberwachungsanlagen. Das Signal ist eindeutig – aber nicht jenes der Sicherheit, sondern eines der fiskalischen Verwertung: Bürger*innen als Einnahmequelle.
Der Zeitpunkt der Anschaffung wirft berechtigte Fragen auf. Während in Kitas die Mittel fehlen, Schulen unter Investitionsstau leiden und öffentliche Einrichtungen sparen müssen, werden Hunderttausende Euro in Messanlagen gesteckt, deren primärer Nutzen kaum zu übersehen ist: Einnahmen. Bis zu eine Million Euro jährlich sollen allein die beiden neuen Rotlichtblitzer einbringen. Die Stadt rechnet offen mit Bußgeldern als Haushaltsfaktor. Wer hier noch glaubt, es gehe in erster Linie um den Schutz der Verkehrsteilnehmer, verdrängt die ökonomischen Realitäten.
Der Einsatz solcher Technik erfolgt dabei keineswegs ausschließlich an Unfallschwerpunkten. Vielmehr zeigen Erfahrungen aus anderen Städten, dass Blitzer oft dort aufgestellt werden, wo sie besonders effektiv Einnahmen generieren – also an Stellen mit hoher Dichte an leichten Verstößen, nicht zwangsläufig mit hohem Risiko. Statt gefährlicher Kreuzungen oder schlecht einsehbarer Schulwege trifft es dann eher vielbefahrene Ausfallstraßen mit komplexer Ampelschaltung.
Dazu kommt: Mit der Einführung von 360-Grad-Kameratechnik und permanenten Messanhängern wächst der Überwachungsdruck auf die Öffentlichkeit. Die Debatte über Datenschutz, Persönlichkeitsrechte und informationelle Selbstbestimmung wird von der Stadt vollständig ignoriert. Was wie ein Beitrag zur Sicherheit daherkommt, ist auch ein weiterer Schritt zur Normalisierung flächendeckender Überwachung im öffentlichen Raum – ohne transparente Kontrolle, ohne parlamentarische Debatte, ohne Einbindung der Bürgerschaft.
Dabei gäbe es längst intelligentere, nachhaltigere Lösungen. Statt Technik für Millionenbeträge zu installieren, wäre eine echte Mobilitätswende gefragt: mehr sichere Radwege, bauliche Verkehrsberuhigung, intelligente Ampelsteuerungen, mehr Tempo-30-Zonen und eine ernst gemeinte Förderung des Umweltverbunds. Diese Maßnahmen verhindern nicht nur Verstöße – sie verhindern Gefahren. Blitzer hingegen reagieren erst, wenn es schon zu spät ist. Sie sind Reaktion, nicht Prävention.
Ein weiterer, oft übersehener Punkt: Die soziale Dimension. Blitzer treffen in der Regel diejenigen, die aus Notwendigkeit oder beruflicher Verpflichtung regelmäßig auf das Auto angewiesen sind – darunter oft Berufspendlerinnen, Schichtarbeiterinnen, Handwerker. Wer hier mit empfindlichen Bußgeldern zur Kasse gebeten wird, während die Infrastruktur gleichzeitig nicht verbessert wird, erlebt das als doppelte Ungerechtigkeit. Sicherheit darf nicht zur Frage des Einkommens werden.
Letztlich beschädigt die Stadt mit dieser Maßnahme auch das Vertrauen der Bürger*innen in politische Entscheidungen. Wer das Gefühl hat, von einer durchautomatisierten Stadtverwaltung zur Kasse gebeten zu werden, verliert das Verständnis für legitime Regeln. Und wer an roten Ampeln nicht mehr innehält, weil er überzeugt ist, dass die Stadt nur an seinem Portemonnaie interessiert ist, sondern weil er weiß, dass dort Gefahr für Leib und Leben herrscht – der hat das bessere Verkehrssystem.
Blitzer können punktuell wirksam sein. Doch die Art und Weise, wie Halle sie einsetzt, spricht weniger für Sicherheit als für Einnahmewillen. Was wir brauchen, ist mehr Gerechtigkeit im Straßenverkehr – nicht mehr Radarfallen.
Na wenn man diese Erklärung hört müssen ja alle glücklich über die neuen Blitzer sein. Ich frage mich, wie konnte man bisher in Halle ohne diese Blitzer leben?
Es ist nicht immer so dass höhere als erlaubte Geschwindigkeit eine Gefährdung bedeutet. So eie ein verantwoetungscoller Autofahrer auch oft langsamer als eröaubt fahren muss ( situationsangepasste Geschwindigkeit) kann zu schnelles Fahren obwohl ein Regelverstoss durchaus situationsbezogen ungefährlich sein. Schon dass heute oft 20 km/h weniger gefahren werden darf, wo es zuvor im Staftgebiet auch schneller genauso unfallfrei ging, beweist das. Es geht zu 90% um Geld und Ideologie bei den ganzen Massnahmen.
Man könnte im Stadtgebiet stellenweise auch 100 km/h fahren, und trotzdem wird und wurde es nie erlaubt. Nur weil etwas möglich ist, heißt es nicht, dass es gemacht werden muss und auch nicht, dass es immer so bleiben muss. Es geht nicht zu 90% um Geld und Ideologie. Ideologie ist, an Dingen krampfhaft festzuhalten, nur weil man nichts anderes kennt.
Jeder Verkehrsteilnehmer kann mit korrekter Fahrweise dazu beitragen, das die Stadt Halle nicht einen Cent durch die neuen Blitzer einnimmt.
@ Erdna, du hast vollkommen recht.
Ich selbst hasse die Mobilen Blitzer sehr und bin als Autofahrer schon ein paar mal in die Falle getappt.
Ich sehe auch die Notwendigkeit einer Verkehrsüberwachung ein.
Von der Stadt finde ich es aber nicht schön, dass diese viele sinnlose 30er Zonen errichtet haben, wo es nie Verkehrsunfälle gab.
Das wurde so gemacht, um die Menschen zu provozieren und Geld abzuzocken.
30 km/h ist für dumm Tino noch zu schnell.“Ich selbst hasse…“ Erzähl mal was du nicht hasst. Mit der Auflistung bist du bestimmt schneller fertig.
Tino hat völlig recht, überall werden 100 m 30er-Zohnen eingerichtet – völlig unnötig, nur zur Abzocke.
Nenn mal drei konkrete Orte, wo „100 m 30er-Zohnen“ eingerichtet wurden.
Wer immer von „Abzocke“ spricht, zeigt möglicherweise, dass ihm das Verantwortungsbewusstsein fehlt, ein Fahrzeug sicher und regelkonform zu führen.
Die Blitzer als Einnahmequelle sind völlig legitim, denn sie nutzen das Portemonnaie der ewig Unbelehrbaren.
Geplant wurde die Anschaffung schon vor der Erteilung der Haushaltssperre.
Wenn für Kitas und Schulen die Mittel fehlen, dann gebt mal schön Gas, damit sich die ach so teuren Blitzer schnell bezahlt machen (das sollte kein Problem sein) und für eben jene Kitas und Schulen Geld verdienen. Blitzer treffen auch nicht diejenigen, die auf das Auto angewiesen zu sein scheinen, sondern diejenigen, die meinen schneller fahren zu müssen als erlaubt.
Auch für nachhaltigere Lösungen benötigt man Geld. So erblitzt man sich also mit Hilfe derer, die ja ach so gegängelt werden, die 30’er Zone mit Radweg. Damit sie dann wieder jammern können, wie sehr sie gegängelt werden.
Danke den Jammerern.
Und aus diesen Einnahmen können dann Kindergärten, Schulen und öffentliche Einrichtungen finanziert werden. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist das eine vernünftige Investition, da würde mir bestimmt sogar der PaulusHeini zustimmen.
Warum treffen die Blitzer denn „Berufspendlerinnen, Schichtarbeiterinnen, Handwerker“ ? Müssen diese schneller als erlaubt fahren? Und bitte nicht von „empfindlichen Bußgeldern“ sprechen. Die Strafen sind kaum merkbar.
Und was ist so schlimm daran, die Blitzer auch als Einnahmequelle zu verstehen? Keiner ist gezwungen, diese Einnahmen zu generieren. Aber warum sollte die Stadt sich diese Einnahmequelle verwehren? In Zeiten klammer Kassen ruft doch jeder nach mehr Einnahmen… nimby?
Wie immer hast du einen Mangel an gesunden Menschverstand vorzuweisen. Bemerkenswert ist,dass du in deinen heutigen Kommentaren ohne Textbausteine gegen Rechts aus kommst.
Menschenverstand
Mehr kommt da nicht? Sehr schwache Replik auf korrekte Fragen.
„Wer sich an Verkehrsregeln hält, zahlt keinen Cent.“
Woher stammt das Geld in der Stadtkasse denn? Letztlich ja doch irgendwie von uns. Über Gewerbe-, Grundsteuern u.ä. Dinge.
Und Geld, welches für Blitzer ausgegeben wird, wird mir an anderer Stelle weggenommen.
Sollte man jetzt deswegen zum Rasen aufrufen, damit die Kalkulation der Stadt aufgeht und die Anschaffung nicht zum Minusgeschäft wird?
Ich sehe die Sache recht entspannt, da ich recht gesetzeskonform fahre. Bin dennoch gespannt auf die Bilanz am Jahresende.
Die Logik muss man erst einmal verstehen: wer Steuern zahlt daetf zu schnell fahren?! Was kommt als nächstes? Wer Steueen zahlt, darf von Strafverfolgungsbehötden nicht belangt werden, weil die aus Steuern bezahlt werden.
es wird Geld ausgegeben, um die Autofahrer abzuzocken, dagegen wird für KIKA Schulen und soziale Einrichtungen gespart,
Autofahrer werden nicht abgezockt. Das Geld kommt von denen, die sich nicht an die schöne deutsche Rechtsordnung halten wollen.
Mit dem Durchsetzen von Recht & Ordnung ist unter dem Strich mehr Geld für „KIKA Schulen“ und soziale Einrichtungen verfügbar.
Dann fang mal mit lernen bei Dir an – statt hier zu klugsch…!
Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?
Es wird doch immer gefodert, dass die Fahrradfahrer ein Nummernschild bekommen und dann wären alle Probleme gelöst. Vielleicht sollte man das auch bei Autos machen und dann halten sich sicher alle an die Verkehrsregeln.
„…komplexer Ampelschaltung“. Schon schwierig für viele sich bei einer Ampel mit 3 Farben richtig zu entscheiden.
„Leichte Verstöße“ 🫣
Wir Bewohner dieser Stadt haben eine bessere Lebensqualität, wenn die unzähligen Autofahrers mit 30 statt 50 ihre Kinder in die Schule bringen. Laute Karren und Mopeds nerven zusätzlich. Ihr seid nicht alleine in der Stadt. Auf Vernunft der Leute kann man lange warten, also Geld her!
Bewohners
Kinders
Karrens
Leutes
„Wir Bewohner dieser Stadt“
Klaus Klaus,
wen genau meinen Sie eigentlich mir Ihrem „wir“? Wer genau halt Sie legitimiert, für die Einwohner der Stadt Halle zu sprechen?
@Klaus…, bring den Kidies etwas vernünftiges bei, zum Bsp. gegenseitige Rücksichtnahme! Anstatt immer nur zu fordern! Die Eltern sind doch selbst schuld, Kids im SUV zur Schule oder Kita bringen und abzuholen. Am W.e. radeln sie dann schön für die „Autofreie Innenstadt“! Vernunft? Der absolute Lacher !