Kunststudenten mit Giebichenstein-Designpreisen ausgezeichnet
Zur Ausstellungseröffnung der GiebichenStein Designpreise wurden am Mittwochabend, 12. November 2025, in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt die diesjährigen Gewinner*innen in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet und drei Sonderpreise vergeben. Die Präsentation der ausgezeichneten Werke sowie aller nominierten Projekte ist noch bis zum 4. Januar 2026 in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt zu sehen.
Die Trophäe aus rotem Porphyr – dem Gestein jenes Massivs, auf dem die Burg Giebichenstein über der Saale thront – erhielt in der Kategorie „Beste Idee/Bestes Konzept“ Jakob Nonnen (Visual Strategies and Stories) für die Arbeit Auto Fiktion. In der Kategorie „Beste Kommunikation“ überzeugte Therese Mieth (Textildesign) mit XOXO über Gossip, Geschichten und textile Handarbeit. Ausgezeichnet in der Kategorie „Engagiertestes Anliegen“ wurde Lena Konz (Kommunikationsdesign) mit Wo beginne ich – und wo höre ich auf. Fragen als Teil des Werdens. Für die Arbeit protoTYPE[ing]… Jahresausstellung 25 erhielt Moritz Neuland (Visual Strategies and Stories) einen GiebichenStein in der Kategorie „Interessantestes Experiment“. Den vom Freundes- und Förderkreis der Hochschule vergebenen „GiebichenStein der Freunde“ erhielt Leonora Schlüter (Interior Architecture) für die Arbeit Lernplatte – vom Typenbau zur Lernlandschaft.
Jeder der GiebichenSteine ist durch den Freundes- und Förderkreis der BURG mit 500 Euro Preisgeld dotiert. Alle prämierten und nominierten Arbeiten werden dokumentiert und fotografisch in das Hochschularchiv aufgenommen.
Zudem wurden drei Sonderpreise vergeben. Den von der culturtraeger GmbH gestifteten Grassi Nachwuchspreis erhielt dieses Jahr die Arbeit DIGIT von Louis Steinhauser (Industriedesign) und Arman von Heyden (Industriedesign). Die Arbeit wird von der culturtraeger GmbH angekauft und in die Sammlung des Grassi Museums Leipzig aufgenommen.
Das Stadtmuseum Halle wählte in diesem Jahr die Arbeit Kini, Kitsch & Krypto von Leon Sebastian Leiß (Modedesign) aus. Diese wird für ein Jahr in der ständigen Ausstellung präsentiert.
Die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt vergab in diesem Jahr ihren Preis ebenso an Leonora Schlüter (Interior Architecture) für Lernplatte – vom Typenbau zur Lernlandschaft. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert.
Die Preisträger*innen der GiebichenStein Designpreise 2025
In der Kategorie „Beste Idee/Bestes Konzept“ überzeugte die Arbeit Auto Fiktion von Jakob Nonnen (Visual Strategies and Stories). Das von Prof. Stephanie Kiwitt und Marco Dirr betreute Projekt untersucht die Ambivalenz zwischen futuristischer Mobilität und realer Umweltzerstörung: Raumschiffartige Elektrofahrzeuge, die eine saubere Zukunft versprechen, bleiben luxuriöse Individual-PKWs. In Grünheide bei Berlin, wo globaler Handel auf Naherholung trifft, entstanden Texte und Fotografien, die das dystopische Gefühl des Ortes einfangen. Sie bewegen sich zwischen dokumentarischer und KI-generierter Bildsprache. Text und Bild vereinen sich in einer 350 × 500 mm großen Publikation.
In der Kategorie „Beste Kommunikation“ gewann Therese Mieth (Textildesign) mit der Arbeit XOXO über Gossip, Geschichten und textile Handarbeit. Die Arbeit setzt sich gestalterisch mit dem Begriff Gossip auseinander und beleuchtet seine widersprüchlichen Dimensionen. Ursprünglich für enge weibliche Freundschaften stehend, wird Gossip heute oft negativ als Oberflächlichkeit oder Hinterhältigkeit bewertet. Dabei ist Gossip zutiefst menschlich, schafft Nähe und bereitet Freude. Die textilen Arbeiten erforschen Gossip jenseits von Vorurteilen – als kollektive Praxis des Geschichtenerzählens, als Geflecht aus Intimität und als widerständiges Potenzial, das gesellschaftliche Moralvorstellungen und feministische Aneignung reflektiert. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Bettina Göttke-Krogmann.
Ausgezeichnet in der Kategorie „Engagiertestes Anliegen“ wurde Lena Konz (Kommunikationsdesign) mit Wo beginne ich – und wo höre ich auf. Fragen als Teil des Werdens. Das Projekt untersucht traditionelle Rollenbilder, Identität und weibliche Sozialisation sowie den Einfluss weiblicher Verwandter und Freund*innen. Sozialisation wird als lebenslanger, teils unbewusster, teils selbstermächtigter Prozess verstanden und mithilfe von Fotografien, einem Essay und dessen typografischer Gestaltung visuell erforscht. Die fragmentarische Narration behandelt Themen wie rückwärtsgewandte Geschlechterpolitik, Mutterschaft, Vererbung, finanzielle Abhängigkeiten und das Ausbrechen aus Rollenmustern. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Stephanie Kiwitt, Marco Dirr und Heike Hertwig.
Für die Arbeit protoTYPE[ing]… Jahresausstellung 25 wurde Moritz Neuland (Visual Strategies and Stories) in der Kategorie „Interessantestes Experiment“ mit einem GiebichenStein ausgezeichnet. Das Projekt bietet Einblick in das Langzeitvorhaben protoTYPE, eine offene Erkundung experimenteller, partizipativer Schrift- und Formgestaltung. Über den Neuwerk-Campus verteilt laden Aufgaben zum Mitmachen ein. Mit einer entwickelten App werden Zeichen und Formen aus Architektur, Objekten oder Kunstwerken fotografisch erfasst, digital zugeordnet und archiviert. Ergänzend ermöglicht ein analoges Stecksystem die Digitalisierung von Formen aus Stäben und Gummibändern, die als Ausdruck mitgenommen werden können. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Andrea Tinnes.
Die Arbeit Lernplatte – vom Typenbau zur Lernlandschaft von Leonora Schlüter (Interior Architecture) wurde vom Freundes- und Förderkreis der Hochschule für den „GiebichenStein der Freunde“ ausgewählt. Während vielerorts Schulen marode sind und den Anforderungen einer modernen Pädagogik kaum genügen, geht das Projekt der Frage nach, wie aus einem standardisierten Schulbau der Vergangenheit ein zeitgemäßer Lern- und Lebensraum der Zukunft entstehen kann. Am Beispiel einer Plattenbauschule wird das Potenzial des bestehenden Gebäudebestands untersucht und aufgezeigt, wie durch gezielte Transformation ein offenes, flexibles und inspirierendes Schulgebäude sowie eine inklusive Bildungslandschaft entstehen können. Die Arbeit wurde betreut von Prof. Axel Müller-Schöll.
Den von culturtraeger gestifteten Grassi Nachwuchspreis erhielt dieses Jahr die Arbeit DIGIT von Louis Steinhauser und Arman von Heyden (beide Industriedesign). Die Arbeit wird von der culturtraeger GmbH angekauft und in die Sammlung des Grassi Museums Leipzig aufgenommen, zudem erscheint eine Postkartenedition. DIGIT ist eine Open-Source-Fingerprothese, die kostengünstig hergestellt und individuell angepasst werden kann, um Handprothesen weltweit zugänglicher zu machen. Baupläne, Austauschmöglichkeiten und Beratung stehen über eine Website und Open-Source-Plattformen zur Verfügung, während die Community Entwürfe kontinuierlich verbessert und erweitert. Betreut wurde das Projekt von Prof. Christian Zöllner und Sophia Reißenweber.
Das Stadtmuseum Halle zeichnete die Arbeit Kini, Kitsch & Krypto von Leon Sebastian Leiß (Modedesign) aus und zeigt sie ein Jahr in seiner ständigen Ausstellung. Das Projekt, betreut von Prof. Lars Paschke, erzählt die Geschichte König Ludwigs II. von Bayern aus queerer Perspektive neu. Symbole und Codes aus der LGBTQ+-Geschichte verweben sich mit Episoden seines Lebens. Textile Eingriffe, Retuschen und fragmentierte Drucke thematisieren das Verbergen queerer Identitäten, etwa anhand einer Fotografie, aus der die Hand von Ludwigs mutmaßlichem Liebhaber entfernt wurde. Materialien wie Leder, Spitze und Denim verweisen auf queere Erotik und Widerstand.
Den Preis der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt erhielt 2025 ebenso die Arbeit Lernplatte – vom Typenbau zur Lernlandschaft von Leonora Schlüter (Interior Architecture)
Foto: Zyklop











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