Mehr Hauptschüler in Sachsen-Anhalt? Kritik an geplanter Änderung der Versetzungsordnung
Die geplante Änderung der Versetzungsordnung in Sachsen-Anhalt sorgt weiterhin für Kritik. Denn setzt das Bildungsministerium seine Pläne um, landen künftig wesentlich mehr Schüler nach Ende der 6. Klasse im Hauptschul-Bildungsgang ohne Chance, auf die Sekundarschule zu wechseln.
“Es ist nicht nur ein falscher Zeitpunkt um die Anforderungen für Sekundarschüler*innen zu erhöhen, sondern auch ein immenser Leistungsgedanke sowie ein zu starkes segregieren”, sagt der Landesschülerrat. “Während einer Pandemie, Distanz- und Wechselunterricht eine Einteilung von Schüler*innen für die Hauptschul-und Realschullaufbahn mit einem solchen Anforderungsniveau vorzunehmen ist zeitlich unangemessen. Auch nach der Pandemie können wir den Gehalt dieser Änderung nicht sehen.”
Den Schülern müsse die Möglichkeit gegeben werden, sich im Schulleben und im Leben als solches zu orientieren und sich zu entwickeln. Die Gründe für ein „ausreichend“ seien komplex und müssen auch so gesehen werden. Zudem sei das Potential einzelner nicht schon in der 6. Klasse bestimmt und gefestigt. “Wir denken, dass durch diese Einteilung die Motivation von Schüler*innen signifikant gehemmt, statt gefördert wird, wenngleich wir für eine angemessene Leistungserbringung stehen”, so der Landesschülerrat.
Durch die neue Verordnung würde Noten zudem ein neues Gewicht zugeteilt. “Wir befürchten einen stark erhöhten Leistungsdruck bereits in der 5. Klasse und besonders in der 6. Klasse. Wir sorgen uns als Gremium, um viele Schüler*innen, deren Zukunft von diesem Beschluss gefährdet wäre.”
Auch das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (LAMSA) übt Kritik. Die Überlegungen würden die Tatsache zementieren, dass Kinder in Sachsen-Anhalt auch weiterhin keine Chancengleichheit erwarten können. Im Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) habe Sachsen-Anhalt den letzten Platz belegt und sogar noch deutlich verschlechtert. Die geplante Maßnahme schaffe keinerlei Motivation für Schüler, sondern verschärfe die Situation noch zusätzlich. Und das in Zeiten von Distanzunterricht, in der sich erwiesenermaßen die soziale Ungleichheit im Bildungserfolg bereits verstärkt hat. Kinder und Jugendliche in Sachsen-Anhalt können so ihre Potentiale nicht leben und die Sorge besteht, dass die bereits hohen Schulabbrecher*innen-Quoten weiter steigen.
„Mit solchem politischen Handeln wird sich die vergleichsweise hohe Bildungsarmut in unserem Bundesland, verbunden mit mangelnden Teilhabechancen, weiter fortsetzen und manifestieren“ formuliert Mamad Mohamad, Geschäftsführer des LAMSA, dieses Dilemma. Seit 2016 habe Bildungsminister Marco Tullner alle Sprachförderkräfte an den Schulen im Land abgeschafft. Seit dem würden die Schulen aufgrund der fehlenden integrativen Maßnahmen für Kinder mit Migrationshintergrund zunehmend im Chaos versinken. Im Kontext der Pandemie sind diese Schwächen nicht mehr aufzufangen, sondern verschlimmern sich von Tag zu Tag.
„Man muss sich der Frage stellen: will ich damit Schüler motivieren oder eher deprimieren? Sollte dieser Beschluss feststehen, dann bedeutet das nicht nur für unsere Schule blanken Horror. Reine Hauptschulklassen bringen gar nichts, weder für das Bildungsgeschehen in der Zukunft noch für die Kinder, die aktuell davon betroffen sind. Ich sehe nicht die geringsten positiven Effekte, für keine Seite.“ Kommentiert Schulleiterin Gabriele Herrmann (Ganztags-Gemeinschaftsschule „G.E. Lessing“) dazu.
Sachsen-Anhalt sei darauf angewiesen, Menschen für den Arbeitsmarkt zu gewinnen. Erst in dieser Woche haben die Landesregierung und die Unternehmen in Sachsen-Anhalt eine Erklärung zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte und Auszubildender beschlossen. Eine Erhöhung der Zulassungsvoraussetzungen für die Prüfungen an den Sekundarschulen könne nicht der richtige Weg dahin sein.
Sachsen-Anhalt brauche eine integrative und bedarfsorientierte Förderung aller Schüler*innen sowie eine zukunftsfähige Ausstattung der Schulen und eine Abstellung des Lehrer*innen-Mangels. Dafür müssten politische Lösungen gefunden werden, um eine weitere Teilung der Gesellschaft in den Schulen nicht weiter vorzubereiten.
Na klar die Politik macht den ganzen Osten zur Hauptschule, dafür sind wir 89 nicht auf die Straße gegangen. Behalte die Experten für euch.
Tullner ist so eine Flachzange!
Dieser Mann ist echt das Letzte. Wer solche Pläne formuliert, hat im Bildungsbereich nichts verloren, da er ihr Potential schon für 12jährige in Frage stellt. Aber es ist schon gut, vor der Wahl zu wissen, wie sich ein angeblicher Christdemokrat Bildung im 21. Jahrhundert vorstellt. Wer beobachtet, wie der Mann spricht, weiß, dass hier schon frühkindliche Förderung schief gelaufen ist.
Oh man sowas kann auch nur ein Politiker bringen, der weit weg vom Schulgeschehen ist. Die sollten als erstes den Lehrermangel beseitigen damit nicht so viel Unterricht ausfällt und die Klassen etwas kleiner werden können. So hat der/ die Lehrer/in mehr Zeit auf die Schüler einzugehen. Ich hab es zweimal durch mit meinen Kids 1Klasse 30 Mann groß und den Lehrern fehlt die Zeit auf jeden einzelnen einzugehen. Und wenn dann Erkältungszeit ist fällt ständig Unterricht aus. Wie sollen die Kids da richtig lernen? Und das setzt sich in den weiter führenden Schulen so fort.
Man kann nur hoffen das keiner die CDU und AFd wählt, die diesen Unsinn befürworten.
Tullner ist ja auch überzeugt das es den Lehrern nicht aufs Geld verdienen ankommt, die arbeiten aus Überzeugung was Gutes zu tun.
Das gemeine Volk und garade im Osten, brauchen nicht zu viel Bildung. Die könnten später zu viel denken.
Nur die Elite „Wänste“ brauchen Bildung, um Iresgleichen am Leben zu halten!
Tullner glaubt vielleicht, dass er durch verschärftes Aussieben den Unterrichtsausfall irgendwie kostenneutral „ausgleichen“ kann, weil am Ende das Niveau derjenigen, die durchkommen, gleich bleibt. Aber das ist zynisch und hat mit guter Bildung nichts zu tun.
Über so etwas überhaupt nur nachzudenken zeigt, dass die Verantwortlichen nicht einmal annähernd wissen, wie es an der Basis aussieht. In einem Land wie Deutschland den Realschulabschluss überhaupt in Frage zu stellen ist traurig. Dann sollte man gleichzeitig über die Zugangsvoraussetzungen zum Gymnasium nachdenken und nicht mehr jedes Kind nach der vierten Klasse dorthin schicken, weil es gerade lesen, schreiben und rechnen kann.