MINT-Ausbildung bietet Chancen: Azubi-Messe am Samstag im Saline-Museum

Immer wieder hört man vom Fachkräftemangel. Doch wo macht der sich fest? Vor allem in den sogenannten „MINT“-Berufen, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Mit der MINT-Messe am 11. Juni von 10 bis 15 Uhr im Halloren- und Salinemuseum sowie dem Saline-Technikum vom 13. bis 26. Juni sollen die jungen Hallenser für eine Ausbildung in speziell diesen Berufen begeistert werden.
Inzwischen seien im Bezirk der Arbeitsagentur Halle ein Drittel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den sogenannten MINT-Berufen tätig, so Agentur-Chefin Petra Bratzke. Vor aktuell 2.200 Lehrstellen seien 650 dem MINT-Bereich zuzuordnen. Das spiegele sich aber nicht im Anwahlverhalten wieder. „Es muss bekannt sein, was sich hinter den Berufen verbirgt“, sagt Bratzke. Deshalb freue sie sich, dass sich zur MINT-Messe mehr als 40 Unternehmen vorstellen. Die Firmen seien dabei nicht mehr mit Flyern vor Ort. „Die Jugendlichen können richtig was machen“, freut sich die Agentur-Chefin schon auf Mitmachangeboten an den Ständen.
Doch sind es wirklich nur unbekannte Berufe? Steffen Zoller vom Bewertungsportal kununu sieht das anders. Hier können Mitarbeiter das Betriebsklima ihrer Firmen bewerten, 1,3 Millionen Menschen haben das schon gemacht. „Das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer hat sich in den letzten Jahren geändert“, so Zoller. „Immer mehr Menschen wollen wissen, wo sie arbeiten. Sie werden von Outsidern zu Insidern.“ Heutzutage sei das Thema Transparenz wichtig. „Gehalt ist nicht das einzige was zählt, dadurch wird keine Firma mehr gewinnen.“ Wichtig seien spannende Arbeitsumfelder.
Eine der Mitinitiatoren von Messe und Technikum war Angela Papenburg vom gleichnamigen Baukonzern. Sie sieht mittlerweile die Digitalisierung der Arbeitswelt als riesige Herausforderung für die Unternehmen. Und indirekt bestätigt sie Zollers Feststellung. „Durch die Digitalisierung gibt es eine andere Form der Einflussnahme“, so Papenburg. Und darauf müssten die Schüler vorbereitet werden. Unternehmen und Schule müssten sich auf mehr Demokratie einstellen. Ohnehin habe die Digitalisierung einen riesigen Einfluss. Es gebe kaum noch einen Beruf, der nicht auf Daten zurückgreife. Selbst die Frisörin habe ihre Kundendatenbank. Und darauf aufbauend erwarte der Kunde heutzutage individuelle Angebote.
Auch in diesem Jahr wird sich die IT-Firma Dögel aus Kabelsketal mit mittlerweile 60 Mitarbeitern wieder präsentieren. „Wir haben letztes Jahr positive Erfahrungen gemacht“, sagt Unternehmenssprecher Torsten Schaper. So konnten die Schüler im vergangenen ein eigenes kleines Netzwerk aufbauen. „Das hat bombastisch eingeschlagen.“ Begeistert war Schaper vor allem, dass die Schüler von allein zum Stand kamen und nicht erst angesprochen werden mussten wie bei anderen Messen. Doch die Ansprache der Schüler beginnt nicht bei Messen. So hat Dögel das Projekt „Kabelske Valley“ ins Leben gerufen und arbeiten dafür mit Schülern vom Elisabeth-Gymnasium und Cantor-Gymnasium zusammen. Schüler haben einen eigenen 3D-Drucker gebaut und eine eigene App entwickelt. Aktuell seien vier Schüler einmal pro Woche anwesend, werden dabei von einem Mitarbeiter der Firma unterstützt. Denn Schaper weiß, wie schwierig es ist, die entsprechend ausgebildeten Mitarbeiter zu finden. Man habe Monate nach einer Fachkraft im Bereich E-Mail-Marketing gesucht und nun durch Zufall einen Hallenser gewinnen können.
Aber insbesondere Elke Hartmann vom Saline-Technikum passiert immer noch viel zu wenig. So kritisiert sie fehlenden Fachtechnik-Unterricht. Zwar hätten Schulen teilweise Projekte, in diese seien aber nur wenige Schüler involviert. „Das reicht einfach nicht aus.“ Die Schule habe die Aufgabe Interessen zu legen. Doch das gestalte sich selbst beim Salinetechnikum schwierig, zu dem 1.600 Schüler erwartet werden. Viele Lehrer seien gar nicht richtig vorbereitet, kritisiert Mitinitiatorin Angela Papenburg, oft kämen nur Vertretungslehrer, die nicht einmal die Klassen richtig kennen. Dabei gibt es zum Salinetechnikum viel zu erleben, wie Elke Hartmann erläuterte. Gebaut werden solle zum Beispiel eine Paketsortieranlage. Da stecken IT und Energie drin, aber ebenso der Umgang mit Bauelementen. Für Hartmann ist es besonders wichtig, dass die Lehrer die Ideen mit in die Schule nehmen.
An manchen Schulen passiert schon etwas. So am Giebichenstein-Gymnasium „Thomas Müntzer“, worüber sich Schulleiter Thomas Gaube freut. Seit 8 Jahren gebe es schon ein Solarprojekt mit einer Partnerschule in Ecuador. Dort habe man ein älteres Auto auf Elektroantrieb umgerüstet. Als nächstes Projekt wolle man dort eine solarbetriebe E-Tankstelle errichten. Doch auch in Halle auf dem TMG-Gelände gibt es schon Idee. So soll eine riesige Grünfläche künftig über ein Solarsystem kontinuierlich bewässert werden. Im vergangenen Jahr gab es für das 1 mal 2 Meter große Modell schon den Schulpreis. Und im kommenden Schuljahr soll es dann an die Umsetzung der Idee, zunächst im kleineren Umfang, gehen. Dabei soll auch die Wirtschaftlichkeit berechnet werden, so Gaube. Bildungsmessen sieht er zwar als wichtigen Faktor an. „Aber die tägliche Arbeit wird an den Schulen gemacht.“
Und genau das ist ein Problem. Sind die Lehrer überhaupt richtig darauf vorbereitet? Braucht es mehr junge Lehrer? „Wir dürfen nicht in den Duktus verfallen, dass nur junge Lehrer heilsbringend sind“, sagt Bildungsminister Marco Tullner. Für ihn macht es die Mischung. „Wir brauchen erfahrene Kollegen und neue Ideen.“ Besonders wichtig sei, dass Schule Motivation und Befähigung in den Schülern erweckt.
Es ist sekundär, gewiss, aber die Auswahl fängt schon beim Azubi-Gehalt an. Betriebe, die nicht tarifgebunden sind, zahlen da weniger. Und das setzt sich dann mit dem Gesellenbrief fort. Warum also soll man seine Ressourcen verschwenden? Von interessanten Arbeitumfeldern kann keiner leben, das sollten doch gerade Chefs als erste wissen, sonst wären sie ja nicht selbständig…