Neue Ausstellung in der Moritzburg: Alte Meister in der »Burg der Moderne«
Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle öffnet seine Depots. Am 24. Oktober er öffnet der neue Teil der Dauerausstellung. Zu sehen sind lange nicht präsentierten Schätze.
In Vorbereitung der neuen Sammlungspräsentation wurden die Ausstellungsräume im Talamt, das in den vergangenen knapp 3 Jahren infolge der Aufzugsbauarbeiten teilweise geschlossen bzw. für Sonderausstellungen genutzt worden war, renoviert. Dabei wurden alle Räume, die zuvor in verschiedenen Tönen gehalten waren, neu gestrichen und in Absprache mit der Denkmalpflege in ihrer Erscheinung vereinheitlicht. Alle Wände haben einen beigefarbenen Anstrich erhalten, sodass die ausgestellten Kunstwerke sich in ihrer ganzen Pracht entfalten können. Darüber hinaus wurden die Fenster im Obergeschoss wieder geöffnet und mit einer das Licht filternden Folie versehen, sodass die Räume wieder im Tageslicht wirken und die Besucher den Blick nach außen haben. Im Erdgeschoss wurden im sogenannten Neogotischen Zimmer drei neue Stellwände eingebaut, auf denen die Landschaftsgemälde von Caspar David Friedrich, Alexandre Calame und Carl Gotthard Grass präsentiert werden. Beide Ausstellungsetagen sind über den neuen Personenaufzug barrierefrei erreichbar.
In den beiden Etagen des Talamtsgebäudes im Südflügel der Moritzburg werden in sechs Räumen insgesamt 192 Werke aus der eigenen Sammlung vom 16. bis 19. Jahrhundert präsentiert – 60 Gemälde, 6 Plastiken sowie 126 Objekte des Kunsthandwerks und Medaillen. Neben Arbeiten von Anselm Feuerbach, Hans von Marées oder Carl Adolf Senff gibt es vor allem für die ältere Kunst viel Neues zu erleben, darunter Gemälde von französischen und italienischen Meistern. Besondere Höhepunkte sind das Vanitas-Stillleben des Meisters des Almanachs des Damien Lhomme, der in der Mitte des 17. Jahrhunderts in Troyes wirkte, und die Diana Hans‘ von Aachen, des Hofmalers Kaiser Rudolfs II. in Prag. Ein Wiedersehen feiern können die Museumsgäste mit Caspar David Friedrichs Klosterruine Oybin, dessen hinterleuchteter Mond immer wieder in seinen Bann zieht.
Die Gemälde werden flankiert von herausragenden plastischen Werken. Johann Gottfried Schadows Marmorbüsten Friedrich Wilhelms III. und Luise von Preußens zeigen das klassizistische Ideal eines Königspaares in perfekter Form. Mit dem Knieenden Mädchen von Aristide Maillol ist ein Werk vertreten, das für die Neuerungen im plastischen Schaffen um die Jahrhundertwende steht. Und auch in diesem Bereich gibt es neben zahlreichen weiteren Bekannten eine Neuentdeckung aus dem Depot, die viele Jahre nicht öffentlich ausgestellt war: die Figur (evtl. aus Spanien) einer Nonne aus dem 17./18. Jh., wahrscheinlich die heilige Teresa von Avila, mit Augen aus Glas, die in das elfenbeinerne Gesicht eingelegt wurden. Diese Technik der aus Glas eingelegten Augen brachten einst spanische Missionare aus Japan von den dortigen Buddhafiguren mit.
Kunsthandwerkliche Gegenstände wie kostbares venezianisches Glas aus dem 16. Jahrhundert sowie verschiedenste Medaillen und Miniaturen ergänzen die Ausstellung. Im Barockzimmer sticht vor allem ein in den 1780er Jahren in der königlichen Manufaktur in Sèvres gefertigter Ziertisch heraus, der für den Hof König Ludwigs XVI. gefertigt wurde.
Viele der Werke gehören zu den Ursprungsbeständen des 1885 gegründeten Museums und werden seit Langem wieder oder überhaupt erstmals ausgestellt. Die neue Sammlungspräsentation schließt die Lücke zwischen der 2017/18 eingerichteten Präsentation Wege der Moderne. Kunst in Deutschland im 20. Jahrhundert und der sakralen Kunst vom Mittelalter bis Barock. Damit können die Besucher nun erstmals in der Museumsgeschichte überhaupt anhand der Sammlungsbestände einen geschlossenen Rundgang durch 800 Jahre Kunstgeschichte erleben.
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