Neue Klimt-Zeichnung für die Moritzburg
Die Moritzburg in Halle darf eine weitere Zeichnung des Malers Gustav Klimt ihr Eigen nennen. Zur großen Jubiläumsschau war das Werk schon als Leihgabe da. Nun konnte die Moritzburg das Werk dank Unterstützung durch die ostdeutsche Sparkassenstiftung von der Galerie Wienerroither & Kohlbacher aus Wien erwerben. Ein hoher fünfstelliger Betrag wurde gezahlt. Wegen seiner Fragilität wird die Zeichnung aber nicht öffentlich ausgestellt, sondern vor allem für die Klimt-Forschung zur Verfügung stehen. Durch den Ankauf befinden sich nunmehr 3 der 9 bekannten Vorzeichnungen zum Bildnis der Marie Henneberg im Besitz des Kunstmuseums des Landes Sachsen-Anhalt.
„Der Erwerb der Zeichnung stellt eine in dieser Form nicht nur äußerst seltene, sondern darüber hinaus eine quasi zwingende Gelegenheit dar, eine weitere Studie zu unserem Klimt-Gemälde erwerben zu können“, sagt Museumsdirektor Thomas Bauer-Friedrich. „2012 konnten u. a. durch die Unterstützung unseres Freundes- und Förderkreises bereits zwei Studien angekauft werden. Die Qualität der neu erworbenen Zeichnung steht außer jedem Zweifel. Mit dem Konvolut des bedeutenden Gemäldes und nunmehr drei dazugehörigen Zeichnungen kann das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) dauerhaft einen interessanten Blick in das Schaffen Gustav Klimts geben – und somit etwas vom Erfolg der großen Ausstellung im vergangenen Jahr verstetigen und in der Sammlung dauerhaft abbilden.“
Zu den stark beachteten und besonders wertvollen Damenporträts des Künstlers zählt das Bildnis Marie Henneberg (1901/02), welches sich seit 1966 zunächst als Leihgabe aus Leipziger Privatbesitz im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) befand und 1979 durch Ankauf in das Eigentum des Museums überging. Es ist eines von nur vier Gemälden des Künstlers, die sich in deutschen Sammlungen befinden. Die drei übrigen Gemälde sind Eigentum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München.
Bereits in der 13. Ausstellung der Wiener Secession (Februar–März 1902) wurde das Gemälde im noch unvollendeten Zustand das erste Mal öffentlich präsentiert und reüssierte bis 1918 immer wieder auf Ausstellungen, bis es nach seinem ersten Besitzerwechsel in den 1920er Jahren bis in die 1990er Jahre kaum noch öffentlich wahrnehmbar war. In der Mehrzahl der wenigen erhaltenen Zeichnungen zu diesem Gemälde (im Werkverzeichnis der Zeichnungen des Künstlers von Alice Strobl sind 9 Blätter aufgeführt) ist die Porträtierte sitzend im Lehnstuhl festgehalten. In den zwei mit wenigen Kreidestrichen angelegten Skizzen der nach rechts gewandten Marie Henneberg (beide Werke wurden 2012 zum einen durch die Freunde und Förderer des Kunstmuseums Moritzburg Halle [Saale] e. V. mit nachfolgender Schenkung an das Museum sowie zum anderen durch das Museum selbst aus Privatbesitz erworben) wird die Sitzposition zu einem Schwebezustand, denn das Sitzmöbel ist nur in Kenntnis des Ölbildes gedanklich zu ergänzen. Mit diesen Arbeiten erprobte der Künstler die finale Komposition des Gemäldes, in dem die Dargestellte in leichter Diagonale zum das Bild beherrschenden Motiv wird, während die Raumsituation einschließlich des Sessels bewusst diffus bleibt.
Die neu erworbene Studie „zeugt von Klimts besonderem Talent, das jeweils Wesentliche der serienweise erprobten Stellungen seiner vermögenden Auftraggeberinnen prägnant zu erfassen. Mit dem zunächst zarten, dann zunehmend kräftigeren Druck seiner Kreide tastet sich der Zeichner an die Gesamterscheinung der sichtlich entspannt Posierenden heran: Unmittelbar nachvollziehen lässt sich die lebhafte Interaktion zwischen dem zart gezeichneten Grundgerüst und dem energischen Linienspiel der Bekleidung und der bequem ruhenden Arme. Mit sparsamen Strichen registriert Klimt die verträumte Mimik des leicht nach links geneigten Gesichts. Insgesamt halten sich Spontaneität und vornehme Distanz die Waage. Durch die Zusammenführung [des Gemäldes mit den Studien ergänzen] sich der strahlende, repräsentative Charakter [von Klimts] Porträtmalerei und die subtile Intimität seiner zeichnerischen Produktion auf ideale Weise. Über ihre Verbundenheit mit dem Hauptwerk hinaus kann die Studie als exzellentes Beispiel von Klimts einmaliger Linienkunst bezeichnet werden.“ (Dr. Marian Bisanz-Prakken, Albertina, Wien)
Perfekt. Genial. „Wegen seiner Fragilität wird die Zeichnung aber nicht öffentlich ausgestellt,“
Fairer Tausch und in der Zwischenzeit: „Gerlinger-Sammlung »Die Maler der Brücke« kommt ins Buchheim Museum“ „Am 2. März 2017 hat der Stiftungsrat der Buchheim Stiftung das Leihangebot des Würzburger Sammlers Prof. Hermann Gerlinger angenommen: Seine Sammlung »Die Maler der Brücke« kommt ins Buchheim Museum! Mit seinem auf Ganzheit zielenden Sammlungsansatz bezieht Gerlinger neben Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Druckgrafiken auch Dokumente, Skulpturen und Kunsthandwerk der Brücke-Künstler mit ein. Die immer noch wachsende Sammlung umfasst mehr als 1.030 Titel, darunter derzeit 48 Gemälde.“
„Mit dem Umzug der Sammlung Gerlinger nach Bernried wird das Buchheim Museum deutlich und nachhaltig an Anziehungskraft gewinnen.“
https://museumsfernsehen.de/gerlinger-sammlung-die-maler-der-bruecke-kommt-ins-buchheim-museum/
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„Das Kunstmuseum Moritzburg Halle und die Privatsammlung Hermann Gerlinger gehen getrennte Wege.
„Wir trennen uns einvernehmlich. Grund sind unterschiedliche Auffassungen, wie die Sammlung in die Gesamtkonzeption des Museums eingebunden wird,…“
https://www.focus.de/kultur/kunst/museen-kunstmuseum-moritzburg-und-privatsammler-trennen-sich_id_6195628.html
Es gibt auch ein Leben nach Gerlinger.