Noch mehr Unterrichtsausfall in Sachsen-Anhalt: die Unterrichtsversorgung sinkt weiter

In Sachsen-Anhalt ist die Unterrichtsversorgung weiter im Sinkflug. Über alle Schulformen hinweg liegt sie nun bei 94 Prozent. Konkret heißt das, von allen Unterrichtsstunden können nur 94 Prozent tatsächlich gegeben werden, weil Lehrer fehlen. An einigen Schulen ist der Mangel gravierender.
Als ein Grund dafür gilt nach Angaben das Bildungsministeriums die bundesweit angespannte Lage auf dem Lehrkräftemarkt – insbesondere bei den Absolventinnen und Absolventen des Lehramtes für die Sekundarstufe I. Die im Vergleich zum Vorjahr die leicht gestiegene Schülerzahl in Kombination mit der schwierigen Personalgewinnung das Gesamtsystem Schule belaste das System Schule. Die Landtagsfraktion Die Linke fordert deshalb unter anderem 400 weitere Studienplätze und die Einstellung von 500 Fach- und Hilfskräften.
Bildungsministerin Feußner: „Es wird eine Herausforderung der nächsten Jahre bleiben, dieser schwierigen Lage erfolgreich entgegenzutreten. Umso mehr gebührt den derzeit unmittelbar betroffenen Lehrkräften, Schulleitungen, Pädagogischen Mitarbeitern und nicht zuletzt den Eltern großer Dank. All diejenigen, die tagtäglich mehr als nur das meistern, was „der Job“ von ihnen fordert, verdienen größte Wertschätzung.“
Laut Langfrist-Berechnungen des Bildungsministeriums wird sich das Lehrkräfteangebot im Verlauf des Jahrzehnts deutlich bessern. Ab etwa Mitte der 2020er Jahre werden die Schülerzahlen auch wieder etwas sinken. Bis dahin bleibt die Lage herausfordernd.
Feußner: „Das Bildungsministerium wird die bereits angeschobenen Maßnahmen zur Personalgewinnung weiter intensivieren. Wir werben um so genannte Seiteneinsteiger und qualifizieren diese durch attraktive Fort- und Weiterbildungsangebote. Zudem sollen Arbeitszeitkonten für Lehrkräfte eingeführt werden. Darüber hinaus gibt es ein Zulagensystem für schwer besetzbare Stellen sowie Projekte mit Kommunen, um offene Stellen schneller zu besetzen und Personal langfristig zu binden. Ein gutes Beispiel dafür ist das Projekt „Gardelehrer“.“
Zusätzliche Schulverwaltungsassistenten sollen künftig die Lehrkräfte von unterrichtsfremden Tätigkeiten entlasten. Erste Erfolge bei der Lehrkräftegewinnung zeigen auch die „Weltenretter“-Kampagne sowie ein europaweites Headhunter-Programm.
Der gravierende Lehrkräftemangel an den öffentlichen Schulen, auf den Landesregierung und Bildungsministerium offenbar keine Antwort haben, beschäftigt die Eltern der betroffenen Schulen und die Öffentlichkeit. Als Reaktion auf die fehlenden Initiativen seitens der Schulbehörden will die Fraktion DIE LINKE nun ihre Lösungsansätze im Landtag zur Diskussion stellen. Mit einem Antrag für das nächste Plenum soll die Landesregierung zu konkreten Maßnahmen aufgefordert werden, um dem Personalmangel an den Schulen kurz-, mittel- und langfristig entgegenzusteuern. Dazu erklärt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher, Thomas Lippmann:
„Der anhaltend hohe Unterrichtsausfall an vielen Schulen und der nur geringe Erfolg der letzten Ausschreibungsrunden zeigen deutlich, dass mehr geschehen muss, als immer weiter im Trüben zu fischen, in der Hoffnung, dass sich noch ein paar Lehrkräfte einfangen lassen. Die Landesregierung darf sich nicht mit ihren Misserfolgen abfinden. Sie darf vor allem die Schüler*innen an den Sekundar- und Gemeinschaftsschulen, aber auch an Grundschulen und Förderschulen mit ihren Bildungsansprüchen nicht im Regen stehen lassen.
Die mehr als 100 Millionen Euro, die wegen der mehr als 1.000 unbesetzten Stellen nicht ausgegeben wurden, dürfen nicht einfach im Landeshaushalt verschwinden. Das Geld muss jetzt zielgerichtet eingesetzt werden, um Abhilfe in den Schulen zu schaffen und endlich längerfristig in die Ausbildung der Lehrkräfte zu investieren. Nur durch entschiedenes und kreatives Handel können der weitere Niedergang gebremst und Lücken im schulischen Angebot schrittweise gefüllt werden.
Zu den Maßnahmen, die Verbesserungen für die Schulen bringen können, gehören:
1. die Gewinnung von bis zu 500 zusätzlichen pädagogischen Fach- und Hilfskräfte für Schulen mit einem Personalbestand von weniger als 90 Prozent,
2. die Erweiterung der Möglichkeiten für Arbeitsgemeinschaften, Projekte und Lernhilfen,
3. die Schaffung von Möglichkeiten, durch eine Ausweitung der Hortbetreuung die verlässlichen Öffnungszeiten an Grundschulen bei vollem Kostenausgleich zu verkürzen,
4. die Ablösung des Lehramtes an Sekundarschulen durch eine Erweiterung des Lehramtes an Gymnasien auf alle weiterführenden Schulen und Schaffung von 400 zusätzlichen Studienplätzen für dieses Lehramt, davon 200 in Halle und 200 in Magdeburg und
5. die Verpflichtung der Schulbehörden, durch verstärkte Personalmaßnahmen Unterschiede in der Unterrichtsversorgung auf maximal 15 Prozentpunkte zu beschränken.
Die Landesregierung und die Schulbehörden müssen ihre Plan- und Hilflosigkeit jetzt überwinden. Die Hoffnung, dass sich die Probleme irgendwann durch sinkende Schüler*innen-Zahlen von ganz allein auflösen, wird sich nicht erfüllen. Im Gegenteil wird die derzeitige Untätigkeit dazu führen, dass die Probleme unbeherrschbar anwachsen und bis weit über das Jahr 2030 hinaus andauern werden. Eine solche Hypothek wird dem Land gesellschaftlich und wirtschaftlich schweren Schaden zufügen.“
„Über alle Schulformen hinweg liegt sie nun bei 94 Prozent. Konkret heißt das, von allen Unterrichtsstunden können nur 94 Prozent tatsächlich gegeben werden, weil Lehrer fehlen.“
Wenn Eltern die Präsenzpflicht ihrer schulpflichtigen Kinder über Jahre nur zu 94% sicherstellen, werden ihnen die Kinder weggenommen.
„Wenn Eltern die Präsenzpflicht ihrer schulpflichtigen Kinder über Jahre nur zu 94% sicherstellen, werden ihnen die Kinder weggenommen.“
Dsa stimmt nicht. Bitte genauer Informieren….
P.S.: Aber auch die 94% werden nicht geleistet. Die Rede ist von Unterrichtsversorgung. Zählt man jetzt noch Krankheit, Quarantäne, etc. dazu sind wir wahrscheinlich eher um die 80%.
Selbst schuld: Vor über 10 Jahren hat man die angehenden Lehrer ziehen lassen, weil sie in anderen Bundesländer verbeamtet wurden. Erschwerend kommt jetzt hinzu, dass man z.T. junge Lehrinnen bekommt, die dann erst einmal selbst Kinder bekommen und auch die jungen Lehrer Elternzeit nehmen. Den Lehrer*innen sei es vergönnt. Nur bleibt es letztlich wieder an der Schule hängen. In Schule meines Kindes sind aktuell 7 Lehrinnen Schwanger oder in Elternzeit.
Weiterhin sind natürlich bei den jungen Lehrer*innen die Kinder schnelle mal krank und es gibt wieder Unterrichtsausfall. Aktuell fehlt einfach die gleichmäßig Alterstruktur bei den Lehrer*Innen – es gibt entweder Jung oder Alt. Genau die Lücke hat man vor über 10 Jahren herbeigeführt.
„In Schule meines Kindes sind aktuell 7 Lehrinnen Schwanger oder in Elternzeit.“
Offenbar das Beste, was man als Lehrerin in Corona-Zeiten machen kann.
Wieviel der 94% sind denn tatsächlich fachlich ordnungsgemäß erteilt und wieviel durch Vertretungsstunden oder fachfremden Unterricht abgedeckt? Und meine Fragen an die Linke: Woher sollen diese 500 ominösen Fach- und Hilfskräfte kommen und was sollen die tun? Wer soll die zusätzlichen Arbeitsgemeinschaften, Projekte usw. durchführen? Woher sollen die zusätzlichen Betreuungskräfte für die Horte kommen? Wissen sie, dass eine Erhöhung der Studienplatzanzahl haufenweise Geld im Hochschulbereich erfordert, und dass diese Kräfte frühestens 2028 zur Verfügung stehen? Und welche „verstärkten Personalmaßnahmen“ sollen die Schulbehörden denn durchführen, Versetzung oder Abordnungen entgegen dem Willen der Angestellten?
Ihre Punkte zeigen wieder einmal deutlich, daß das nur politische Worthülsen sind, nicht zu Ende gedacht!
Das Leid begann eigentlich schon vor 30 Jahren! Natürlich wollte man keine „Altlehrer“ entlassen. Dann gab es durch die grandiose Politik der Treuhand eine Arbeitslosigkeit, welche zu erheblichen Abwanderungen führte, von denen sich bis heute der Osten bei allen Fachkräften nicht erholt haben.
Herr R. vom LvA hat erstmal so viele Schulen geschlossen wie er konnte. Ja klar, musste er ja, weil der Osten viel zu wenig Kinder hatte. Auf die Idee die Qualität der Bildung zu erhöhen, vom Gebäude bis zum Personal ist er nicht gekommen. Wohl nicht sein Thema gewesen.
Es gibt die „Alten“ Lehrer Ü60 und die Jungen U30, aber ein großer Teil des „Mittelbauches“ an Lehrern fehlen.
Man begann die Schulen zu schließen und Junglehrer gingen mit Kind und Kegel in den Westen oder in das Ausland. Und als endlich Licht im Tunnel zu sehen war vor 10 Jahren, kam das was @theduke beschrieb. Die Einstiegsbedingungen für Junglehrer absolut mies und die waren nach dem Jahre 90 geboren und sahen keine Ostverbindlichkeit mehr. Ab in den Westen, mit 100% Gehalt, einer ordentlichen einstufung und vor allem Verbeamtung. Da hat man hier noch diskutiert. Und dann in den letzten Jahren mit Dogerloh und Tullner, 2 ganz große Bildungsexperten am Start. Die hatten Weitsicht von Wand bis zur Tapete. Und das Theate am Landesschulamt, inklusive politsch/personeller Kleinkriege. (Wie ist der denn ausgegangen? Herr K. mit Abfindung raus?)
Zumindest war die Einstellungsstrategie am LSA so „grandios und schnell“, dass sich Studenten und Referendare anderen BL zuwenden.
Mediziner und Lehrer, das leidige Thema in S-A. In der Altmark und dem restlichen ländlichen Raum im Norden S-A kann man Junglehrer und Ärzten nur ein Haus mit einem halben Hektar Land schenken, um die Zahlen zu verbessern.
Halle, MD und Dessau sind gegenüber Hamburg, Leipzig und Hannover nun nicht wirklich konkurenzfähig. Eifel, Franken oder Harz, auch nicht so einfach.
Die Alten werden wir nicht halten, die Jungen werden nur kommen, wenn alles irgendwie passt! Vor allem auch im Anhang der Familie.
Das Projekt Quereinsteiger ist doch faktisch gescheitert! Vielleicht 10% von allen bleiben länger als 1 Jahr oder gibt es andere belastbare Zahlen? Lieber Landtag, wo sind die Zahlen?
„Lieber Landtag, wo sind die Zahlen?“
Die sind da, wo auch die anderen Zahlen sind, die keiner öffentlich sehen soll.
Oh das ist ja Klasse, da brauchen wir auch keine Lehrer einstellen, meint die Politik
Die Totengräber der Misere sind die Herren Bullerjahn (Finanz), Dorgerloh (Kultur), Möllring, Schröder und Tullner… Und natürlich deren weisungskompeter Vorgesetzter MP Haseloff. Hier hat sich die Unfähigkeit mit Dummheit gepaart. Aber es wurde ja so schön gespart: Lehrer, Polizisten, akademischer Mittelbau… Und immer noch diese unsäglichen Befristungsorgien, wo nach 3x Schluß ist in Sachsen-Anhalt. na fein, Thüringen und Sachsen sind da die besseren Arbeitgeber. In sa-Anh. wird eben gespart, auch an Bildung.
Das gleiche trifft auch für den Gesundheitsbereich zu: Betten gespart, Pflegepersonal gespart, Krankenhäuser geschlossen… Aber wir haben uns ja einen Krieg in Afghanistan geleistet und einen weiteren in Mali… und natürlich den aufruf „Kommt alle, die ihr mühseelig und beladen seid…“ „Wir schaffen das…“
Letztendlich das Eingeständnis vom Mathematikunkundigen: „Damit haben wir nicht rechnen können“. Klar auch, bei der Einführung des Abakus im Lehrplan haben die gerade die Kreide oder den Wischschwamm holen müssen.
Als Erstes mal weiter die Forderungen in der Tarifrunde runterschrauben. Gefordert sind 5%. Also wenn mann schön runter geht.. so tief unter die Inflationsmarke… dann kommen sie sicher in Scharen..
Arschbacken zusammengneifen , Fenster auf, paar Kniebeuge und in die Hände klatschen. Für Mutti hat es heute rote Rosen geregnet, leider kein Pech von Himmel gefallen. Und ihr träumt weiter von Lüftungsanlagen. Die vorgezogenen Ferien nahen