Nur zwei Drittel aller Mädchen und weniger als die Hälfte aller Jungen in Sachsen-Anhalt gegen HPV geimpft

Die Impfquote gegen Humane Papillom-Viren (HPV) in Sachsen-Anhalt zeigt keine Fortschritte: Einer Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zufolge lag in Sachsen-Anhalt die Impfquote bei 15-jährigen AOK-versicherten Mädchen im dritten Quartal 2024 bei nur 65,7 Prozent. Das sind knapp 2 Prozentpunkte weniger als 2023 und 2 Prozentpunkte mehr als 2019, also vor der Corona-Pandemie. Sachsen-Anhalt steht damit im bundesweiten Vergleich zwar am besten da, ist aber noch weit vom erklärten Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entfernt, dass bis 2030 mindestens 90 Prozent der 15-jährigen Mädchen gegen HPV geimpft sein sollen.

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„Die HPV-Impfung schützt vor bestimmten gefährlichen HP-Viren, die meist bei sexuellem Kontakt übertragen werden und Gebärmutterhalskrebs verursachen können“, sagt Corinna Beutel, Leiterin des Geschäftsbereiches Gesundheit und Versorgungsprogramme bei der AOK Sachsen-Anhalt. „Gebärmutterhalskrebs ist weltweit die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen, in Deutschland erkrankten laut Zentrum für Krebsregisterdaten 2022 4.388 Frauen neu, über 1.400 starben daran.“

Darauf hinwirken, dass Impfserien abgeschlossen werden

Die Impfung bietet besonders dann effektiven Schutz, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgt. Deshalb sind die Impfquoten der 15-Jährigen besonders relevant. Für einen vollständigen Schutz sind bei 9- bis 15-Jährigen zwei Impfungen nötig. Eine verpasste Nachholimpfung ist bis zum 18. Geburtstag möglich und wird von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.

Beutel: „Wenn man allerdings nicht nur auf die WHO-Zielmarke der vollständig geimpften 15-Jährigen schaut, sondern den Blick etwas erweitert, fallen die Zahlen etwas positiver aus. Nimmt man die nur einmal Geimpften hinzu, betrachtet also jene Gruppe mit begonnenen und noch nicht abgeschlossenen Impfungen, liegt die Impfrate bei den 15-jährigen Mädchen immerhin bei rund 77 Prozent. Hier müssen wir deshalb darauf hinarbeiten, dass bis zum 18. Lebensjahr noch Impfserien abgeschlossen bzw. nachgeholt werden. Wir als AOK Sachsen-Anhalt entwickeln deshalb derzeit eine Informationskampagne, mit der wir dies erreichen wollen.“

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Entwicklung der Impfaktivität nicht ausreichend, niedriges Impfniveau bei Jungen

Mit 65,7 Prozent liegt in Sachsen-Anhalt die Impfquote von Mädchen um knapp 2 Prozentpunkte niedriger als im Vergleich mit dem dritten Quartal 2023 (67,4 Prozent). Sie liegt damit nur leicht über dem Niveau vor der Corona-Pandemie (2019: 63,6 Prozent).

„Das liegt auch daran, dass jetzt Jahrgänge 15 Jahre alt werden, die während der Pandemie weniger Impfungen erhalten haben als die Jahrgänge vor der Pandemie“, sagt Beutel.

Für Jungen gibt es seit 2018 eine Impfempfehlung, die ab 2019 zunächst zu einem Anstieg der Impfquote geführt hat. So stieg die Impfquote in Sachsen-Anhalt von 2019 auf 2024 von 7,1 Prozent auf 46,7 Prozent. Mindestens einmal geimpft waren im dritten Quartal 2024 immerhin 57,4 Prozent. Jedoch ist auch bei den Jungen die Impfaktivität, also die Anzahl der abgerechneten Impfungen im gesamten Jahr, während der Corona-Pandemie eingebrochen und erholt sich erst langsam wieder.

Impfquote in östlichen Bundesländern höher, Sachsen-Anhalt Spitzenreiter

Die WIdO-Auswertung zeigt zudem, wie stark die Impfquoten zwischen den Bundesländern variieren. So waren in Bremen im dritten Quartal 2024 nur 32,9 Prozent der 15-jährigen Mädchen vollständig gegen HPV geimpft, während es Sachsen-Anhalt mit 65,7 Prozent mehr als doppelt so viele waren. Insgesamt zeigt sich, dass die Impfquoten in den östlichen Bundesländern (ohne Berlin) mit mindestens 60 Prozent deutlich höher sind als in den westlichen. Hier liegt die Impfquote im Schnitt bei nur 47 Prozent.

Auch europäischer Vergleich zeigt Potenzial auf

Im europäischen Vergleich schneidet Deutschland 2023 mit dem 19. Platz eher schlecht ab. Die vorderen Plätze mit einer vollständigen HPV-Impfung bei 15-jährigen Mädchen wurden 2023 von Island, Norwegen, Portugal, Spanien und Schweden mit einer Impfquote von 96 bis 85 Prozent erreicht. „Sowohl die Unterschiede in Europa wie auch innerhalb Deutschlands zeigen, dass für HPV-Impfungen als Präventionsmaßnahme noch viel Luft nach oben ist“, so Beutel.

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2 Antworten

  1. fragjanur sagt:

    Was ist, wenn sich ein geimpfter Junge als Mädchen fühlt?

    Wo wird er/sie dann statistisch erfasst?