Sachsen-Anhalt will zum Wasserstoff-Bundesland werden – Landesregierung beschließt 8-Punkte-Plan
Die Landesregierung hat heute ihre Wasserstoffstrategie verabschiedet. Damit wird ein Leitbild für eine grüne Wasserstoffwirtschaft im Industrie- und Energieland Sachsen-Anhalt aufgestellt. Der Schwerpunkt liegt auf grünem Wasserstoff, der zu einem großen Teil aus der Vor-Ort-Produktion kommen soll. Für die kommenden Jahre hat sich die Landesregierung auf einen 8-Punkteplan verständigt. Darin werden Maßnahmen aufgezeigt, die prioritär durch das Land angegangen werden. Für die Zeiträume bis 2030 sowie bis 2040 sind Ziele für die Wasserstoffwirtschaft formuliert. Die Strategie ist in enger Zusammenarbeit des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Energie, des Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung sowie des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr entstanden.
In Sachsen-Anhalt ist die Nutzung von Wasserstoff bereits heute alltägliche Praxis. Im Süden des Landes existiert eine umfangreiche, industriell geprägte Wasserstoffwirtschaft, die derzeit noch fast ausschließlich auf der Verwendung von Wasserstoff aus fossilen Quellen beruht. Mit dem Austausch dieses sogenannten grauen Wasserstoffs durch CO2-frei hergestellten grünen Wasserstoff soll umgehend begonnen werden. Ergänzend zu dieser Wasserstoff-Kernregion soll eine flächendeckende Wasserstoffwirtschaft im ganzen Land aufgebaut werden.
Klimaziele erreichen und Industrie zukunftsfest aufstellen
Energieministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert sagte dazu: „Sachsen-Anhalt ist mit vier Milliarden Normkubikmetern Wasserstoffproduktion schon traditionell ein Wasserstoffland. Jetzt wird von Grau auf Grün umgestellt. Wasserstoff soll künftig mithilfe erneuerbarer Energien erzeugt werden. Damit schaffen wir es gleichzeitig, unsere Klimaziele zu erreichen und das Industrieland Sachsen-Anhalt zukunftsfest aufzustellen. Kurz gesagt: Klimaschutz sichert Arbeitsplätze. Die Strategie haben wir gemeinsam mit der Industrie erarbeitet und es waren sich alle einig: Grüner Wasserstoff ist ein Schlüsselelement der Energiewende und ist als Energieträger, Speichermedium und als chemischer Grundstoff vielfältig und sektorenübergreifend einsetzbar. Der Kohleausstieg unterstützt uns dabei, im Süden des Landes eine grüne Wasserstoff-Modellregion zu etablieren.“
Land der Zukunftstechnologien: Wasserstoffwirtschaft im ganzen Land
„Wir wollen Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren weiter zu einem Land der Zukunftstechnologien entwickeln. Die Erzeugung, Speicherung und Nutzung von grünem Wasserstoff spielt hierbei eine zentrale Rolle. Denn dank grünem Wasserstoff werden bei uns im Land nicht nur neue, hochwertige Arbeitsplätze im Energie- und Automotive-Sektor entstehen. Grüner Wasserstoff wird als Energieträger auch maßgeblich dazu beitragen, Arbeitsplätze in den energieintensiven Branchen des Landes nachhaltig zu sichern“, betonte Wirtschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann. „Sachsen-Anhalt ist schon immer ein starker Chemie-Standort gewesen. Deshalb haben wir bereits jetzt die Möglichkeit, mit starken Industriepartnern wie Linde sowie unseren hervorragenden Forschungseinrichtungen konkrete Wasserstoffprojekte voranzutreiben. Das Wirtschaftsministerium fördert bereits seit Mitte 2020 den Aufbau der Elektrolysetest- und -versuchsplattform der Fraunhofer Gesellschaft in Leuna. Zudem unterstützt das Ministerium den Gaskonzern Linde bei der Errichtung der weltgrößten Produktionsanlage zur Erzeugung und Verflüssigung von grünem Wasserstoff mit rund 15 Millionen Euro. Ich bin optimistisch, dass es uns in den kommenden Jahren gelingen kann, Sachsen-Anhalt zu einer führenden Wasserstoff-Modellregion in Deutschland zu entwickeln. Der Anteil erneuerbarer Energien ist in Sachsen-Anhalt heute schon höher als in anderen Bundesländern. Deshalb kann die wirtschaftliche Produktion von grünem Wasserstoff bei uns im Land eher gelingen als andernorts. Voraussetzung ist, dass wir auch in den kommenden Jahren Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie Unternehmens- und Infrastrukturinvestitionen in diesem Bereich weiter konsequent fördern“, so Willingmann weiter.
Ausbau der erneuerbaren Energien und alternative Antriebe für Linienbusse
Sachsen-Anhalt hat aufgrund der bereits bestehenden Energieinfrastruktur aus Leitungsnetz, Kavernenspeichern und Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien hervorragende Voraussetzungen, sich zu einer zukunftsweisenden CO2-freien Wasserstoff-Modellregion zu entwickeln, in der die Herstellung, Verteilung, Speicherung und Nutzung von grünem Wasserstoff zeitnah und vor Ort umgesetzt werden.
Weiterhin müssen die erforderlichen planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, um den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien einschließlich des erforderlichen Netzausbaus vorantreiben zu können. Darüber hinaus stehen alternative Antriebe für Linienbusse ganz oben auf der Tagesordnung.
Verkehrsminister Thomas Webel: „Der Öffentliche Straßenpersonenverkehr nimmt eine besondere Stellung für die positive öffentliche Wahrnehmung alternativer Antriebe ein. Darüber hinaus bietet sich in diesem Bereich ein hohes Einsparpotenzial verkehrsbedingter Emissionen. Aus diesem Grunde planen wir im nächsten Jahr die Ausschreibung und Vergabe einer vergleichenden Studie zu Linienbussen mit alternativen Antrieben und deren spezifischer Infrastruktur zur Energieversorgung. Außerdem unterstützt das Land Sachsen-Anhalt die Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen des Öffentlichen Straßenpersonenverkehrs aktiv bei der Einführung sauberer Fahrzeuge unter Berücksichtigung der Förderprogramme des Bundes“, betonte Webel. Hierzu solle die geplante Wasserstoffstudie auch die Bedarfe im Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt genauer beleuchten.
„Wasserstoff ist ein Treibstoff für die Zukunft Sachsen-Anhalts: Er bietet eine Perspektive für CO2-neutrale Produktion und Mobilität, und er kann die Grundlage für nachhaltige industrielle Strukturen mit anspruchsvollen Arbeitsplätzen und hoher Wertschöpfung werden.“ Mit diesen Worten begrüßte Katja Pähle, Vorsitzende und wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, die heute beschlossene Wasserstoffstrategie der Landesregierung. Pähle wies dabei besonders auf die Chancen für die Entwicklung der heutigen Braunkohleregion hin: „Der Süden Sachsen-Anhalts ist traditionell ein Land der Energieproduktion. Die jetzt schon vorhandenen Wasserstoff-Netzwerke bieten den Ansatzpunkt dafür, an dieser Tradition anzuknüpfen und einen wichtigen Beitrag für die Energieproduktion des 21. Jahrhunderts zu leisten.“
Pähle unterstrich die Bedeutung der geplanten Förderprogramme: „Um die Klimaziele zu erreichen, können wir nicht auf den Markt vertrauen. Der Staat muss Zukunftstechnologien gezielt voranbringen.“ Armin Willingmann habe als Wirtschafts- und Wissenschaftsminister frühzeitig Weichen für die Stärkung der Wasserstofftechnologie gestellt. Pähle: „Die neue Strategie der Landesregierung stellt das auf breitere Grundlagen. Es wäre gut, wenn auch der Bund bei der Förderung der Wasserstofftechnologie gerade in Ostdeutschland stärker einsteigen würde.“
„Die bisherige Landesregierung hat für den Strukturwandel zu wenig getan. Eine Wasserstoffstrategie hätte längst umgesetzt werden müssen. Neben dem grünen Wasserstoff brauchen wir den blauen Wasserstoff,“ so Andreas Silbersack, FDP-Wirtschaftsexperte. Neben den Themen „Boost bei der Digitalisierung“ oder „Bürokratieabbau“ will die FDP die Stärken des Landes bündeln und hat einen konkreten Vorschlag. „Mit den Arbeitskräften aus dem Bergbau, dem Chemiedreieck und den Hochschulen haben wir die Chance, der Standort für moderne Technologien in der Chemie, etwa bei synthetischen Antriebsstoffen oder dem „blauen Wasserstoff“ zu werden,“ so der FDP-Kandidat für Halle. Sachsen-Anhalt müsse Anziehungspunkt für alle werden, die in diesen Bereich investieren wollen. Es reiche nicht aus, auf allgemeine Fördermöglichkeiten für Startups zu verweisen. „Wir brauchen Leuchttürme und eine unbürokratische Ansiedlung solcher Startups, daher die gesonderte Förderung,“ so der FDP-Wirtschaftsexperte.
Dazu der Vorschlag: Einrichtung eines gesonderten Fonds für Startups im Bereich Chemie. Silbersack: „Wir brauchen die Ansiedlung von Firmen, die diese Themen vorantreiben. Wir werden in zehn Jahren nicht alle Autos mit Elektroantrieb haben, dafür brauchen wir synthetische Kraftstoffe. Auch werden wir nicht alle „grünen Wasserstoff“ zur Verfügung haben. Wir brauchen eine umweltschonende Umwandlung von fossilen Brennstoffen in „blauen Wasserstoff“. Die Industrie, insbesondere die Stahlindustrie, beginne damit, den Energiebedarf umzuwandeln. Die etwa aus Windkraft gewonnene Energie werde noch nicht ausreichen. Wasserstoff sei der Energieträger der Zukunft. Dieser könne als „grüner Wasserstoff“ aus alternativen Energiequellen gewonnen werden. Aber auch als „blauer Wasserstoff“ aus fossilen Energieträgern, wie etwa Erdgas. Dabei könne das CO2 abgesondert und nahezu klimaneutral gespeichert werden.
Die haben doch einen Knall, nur haben sie den noch nicht gehört
Ihr Ansatz ist eigentlich ganz nah dran: Knallgasreaktion 😉 Genau das passiert kontrolliert bei wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen und ist die eigentlich bessere Alternative zu reinen elektrischen Fahrzeugen. Es gibt bereits gut funktionierende Fahrzeuge: Busse, LKWs, Lokomotiven. Fehlen noch bezahlbare Fahrzeuge für private Nutzer. Bisher bieten nur Toyota und Hyundai PKWs an – jedoch sehr preisintensiv. Der Punkteplan der Landesregierung ist eine sehr gute Ergänzung auf dem Weg zur Dekarbonisierung, also zum Ersatz von CO2 emittierenden Verbrennungsmotoren. Was gefällt Ihnen daran nicht?
Gute Nachricht!
Gute Nachricht, wenn es diesmal richtig gemacht wird, und nicht wie beim Solarvalley. Damals wurde nicht die Forschung gefördert sondern der Verbrauch/ die Installation von Modulen bezuschußt. Das haben die Asiaten als tolle Subvention ausgenutzt.
Besser jetzt nicht den gleichen Fehler machen, und fälschlicherweise z.B. Brennstoffzellenkauf oder Elektrolyseurkauf fördern. Die werden dann auch bald in Asien produziert. Nein, die Forschung fördern um einen Technologievorsprung zu schaffen/halten, und die Umsetzung bis zur Produktionsansiedlung hier. Das Produkt selbst aber keinesfalls fördern, das muß sich am Markt behaupten, sonst ist man bald weg vom Fenster – s. Solarzellen, und subventioniert die Konkurrenz.
Aber ob die Politiker soweit denken?
Finde ich gut. Dann wird der nächste Wagen wohl doch wieder ein Verbrenner….von Wasserstoff
Wir brauchen ein Stahlwerk in Sachsen-Anhalt.
Wasserstoff hat noch gar keine Zukunft
Aber in Zukunft.
Sollten eventuell die kompletten Öffentlichen Verkehrsmittel darauf umstellen und so indirekt die Infrastruktur für Wasserstoff ausbauen. Käme den ersten Wasserstoff-PKW Fahrern später nur zu gute.