Stadtrats-Ausschüsse wollen Wasserqualität der Saale nicht prüfen lassen

In der Vergangenheit gab es immer wieder Diskussionen um die schwankende Wasserqualität der Saale in Halle. Vor allem nach Starkregen-Ereignissen werden auch verdünnte Abwässer in den Fluss gespült. Die Stadtratsfraktionen von Hauptsache Halle und Bündnis 90 / Die Grünen haben sich deshalb zusammengetan. In einem gemeinsamen Antrag fordern sie, dass in der Badesaison von Mai – September 4 x täglich mikrobiologische Untersuchungen für die Parameter Intestinale Enterokokken und Escherichia coli im Wasser der Saale fach- und DIN-gerecht durchgeführt werden. Allerdings haben die Ausschüsse für Gesundheit und Gleichstellung sowie Klimaschutz. Umwelt und Ordnung den Antrag, wenn auch knapp, abgelehnt. Im Stadtrat dürfte es also eine enge Abstimmung werden.

Eine Prüfung der Wasserqualität sei extrem wichtig, sagte Johannes Menke (Hauptsache Halle), denn gerade im Sommer werde die Saale viel genutzt. Beim Hufeisensee werde auch fleißig getestet, bei der Saale sei es wichtiger. Christian Feigl (Grüne) hält den Aufwand einer Prüfung für gerechtfertigt. Mehrfach schon sei es zu Gesundheitsbeschwerden gekommen.

Anja Krimmling-Schöffler wollte den Antrag absetzen lassen, wofür es aber letztlich keine Mehrheit gab. Der Umweltausschuss sei gar nicht zuständig, es sei ein Gesundheitsthema, sagte sie im Umweltausschuss. In ganz Deutschland seien nur 32 Flüsse zum Baden zugelassen, und gebe es strenge Vorschriften. “Nach Regen weiß eigentlich jeder, dass man in die Saale nicht reingeht”, sagte sie. Eine Probe sei nur eine Momentaufnahme. 

“Wenn wir die Wasserqualität nicht im Umweltausschuss behandeln, dann weiß ich auch nicht”, sagte Christian Feigl. “Menschen gehören auch zur Umwelt”, reagierte Johannes Menke auf den Vorschlag der Absetzung.

Beprobt werden soll nach dem Wunsch der Fraktionen unter anderem der Bereich der Strandes an der Ziegelwiese. Mit dem Aufschütten von Sand suggeriere die Stadt, dass es ein Ort sei, an dem man sich ins Wasser begeben darf, meinte Christian Feigl. Zudem sei Baden in Flüssen grundsätzlich erlaubt, wenn es nicht ausdrücklich verboten ist. Er selbst kenne die Saale noch aus DDR-Zeiten als stinkende und schäumende Kloake. Die Entwicklung des Gewässers sei ein unglaubliches Wunder. Er selbst gehe auch manchmal in der Saale schwimmen. “Wenn bekannt ist, dass das Baden gefährlich ist, warum hat die Stadt dann Sand dahin gekarrt”, fragte Anne-Marleen Müller-Bahle (Grüne). Ihr Fraktionskollege Christian Feigl meinte, er finde es absurd, wie die Stadt sich windet, die Ziegelwiese als Badestelle anzuerkennen. “Sie ist es. Und alle finden die Stelle schön”, sagte er. Die Stadt lade durch die Sandaufschüttungen zum Baden ein, meinte Johannes Menke. “Wenn der Sand nur zum Sonnen einladen soll, hätte man ihn ja nicht direkt ans Ufer schütten müssen.” Menke verwies zudem auf Verkehrssicherungspflichten und ist der Meinung, dass die Stadt dort auch einen Rettungsring bereithalten müsse. 

Alexander Raue (AfD) hält eine Beprobung nicht für sinnvoll. Denn die Saale sei ein Fließgewässer mit einer teilweise großen Strömung. Deshalb seien die Werte nur eine Momentaufnahme und suggerieren eine falsche Sicherheit. Mit dem Heidesee und den Freibädern gebe es zudem auch andere Möglichkeiten. “Jeder hat eine eigene Verantwortung zu schauen, wo der baden geht.”

“Nicht nur das Wasser bereitet Probleme, auch Schlick und Schlamm”, sagte Umweltdezernent René Rebenstorf. Viele Schadstoffe hätten sich dort abgesetzt, die man wohl auch noch in vielen Jahren finden werde. Und man habe keinen Einfluss darauf, ob diese Schadstoffe nicht aufgewirbelt werden.