Stadtrats-Entscheidung: Halle (Saale) bekommt kein Jugendparlament
In der Stadt Halle (Saale) wir kein Jugendparlament eingeführt. Das hat der Stadtrat am Mittwoch beschlossen. Der Antrag der Stadtverwaltung wurde mit 42 Nein-Stimmen und 10 Enthaltungen abgelehnt. Die Fraktionen Linke, Grüne, FDP/Freie Wähler, MitBürger/Volt hatten noch einen Änderungsantrag eingebracht, der dem Jugendpalarment noch mehr Rechte zugestehen wollte, die Stadtverwaltung sollte dort gefasste Beschlüsse in den Stadtrat einbringen. Weil dieser Antrag keine Mehrheit fand, votierten diese Fraktionen ebenfalls gegen den „Stadtrat für U18“.
„Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen ist wichtig“, sagte Philipp Pieloth (SPD), doch das Jugendparlament sei hierfür nicht geeignet. Kinder und Jugendliche würden Formate brauchen, die freier sind. Nötig sei ein Format für „Jugendliche aller Coleur“. Problem sei, dass die Jugend in Gremien, die über das Stadtgeschehen entscheiden, nicht gehört werden, sagte Tim Kehrwieder (FDP). „Wir haben hier die Möglichkeit, die Jugendbeteiligung von hinten bis vorn neu zu denken“, warb er für das Jugendparlament.“ Ferdinand Raabe (Volt) verwies auf eine Bertelsmann-Studie, wonach 45 Prozent der Jugendlichen keine Möglichkeit sehen, sich politisch einzubringen. Das Jugendparlament solle kein zahnloser Tiger werden und in anderen Kommunen in Sachsen-Anhalt funktioniere es. Deshalb hat die Fraktion Volt / MitBürger gemeinsam mit Linken, Grünen und FDP / Freie Wähler einen Änderungsantrag gestellt, dem Jugendparlament sollen mehr Rechte zugestanden werden, unter anderem ein Antragsrecht für den Stadtrat. Ein Jugendparlament würde es Jugendlichen ermöglichen, demokratische Prozesse kennenzulernen, meinte Michelle Brasche (Grüne). Sie verwies auch auf das Durchschnittsalter von 50 bis 60 Jahren bei Stadträten und Kreistagen. „Wenn wir uns hier umschauen, wird das bestätigt“, sagte sie. Man wolle Jugendliche konkret einbeziehen, sagte Ute Haupt (Linke)., das stärke auch den Zusammenhalt. Die Jugendstudie der Stadt zeige, dass die Jugendlichen in der Stadt durchaus an Politik interessiert sind, der Anteil ist sogar höher als im bundesweiten Durchschnitt. Man schätze die Arbeit des Kinder- und Jugendrats – dieser war übrigens gegen das Jugendparlament – doch das Jugendparlament gehe darüber hinaus. Ziel eines Jugendparlament soll aber sein, Kinder und Jugendliche in die Kommunalpolitik mit einzubinden. Alexander Vogt als Sozialkundelehrer hat konkret mit Jugendlichen zu tun , es gebe derzeit noch keine konkrete Möglichkeit der Einbindung. „Da sind wir als Stadt kein gutes Vorbild.“ Das Demokratiedefizit für junge Menschen in der Stadt müsse behoben werden, so Vogt. „Eine gute Idee heißt nicht, dass sie auch gut ist“, sagte Christoph Bernstiel (CDU). Leipzig habe ein Jugendparlament seit 10 Jahren und komme nur auf eine Wahlbeteiligung von 5 Prozent. Zudem verwies Bernstiel auf die Kosten von 130.000 Euro im Jahr. „Machen wir was für die Jugendlichen oder mit den Jugendlichen“, meinte Eric Eigendorf (SPD). Man wollte die Beteiligung von Jugendlichen stärken, man habe erhebliche Zweifel, dass ein Jugendparlament der Weisheit letzter Schluss sein könne. Er sei ein bisschen gereizt von der Debatte, sagte Friedemann Raabe (Volt). Unverständlich sei es für ihn, Jugendbeteiligung mit Kosten klein zu reden. Auch verwies er darauf, dass jetzt plötzlich von Gegnern des Jugendparlament eine Stärkung der bestehenden Gremien wie Stadtschülerrat sowie Kinder- und Jugendrat wollen, dies aber die vergangenen 5 Jahre seit dem Grundsatzbeschluss nicht forciert haben. Ziel des Jugendparlament sei sei, dass die Jugendlichen „auf Augenhöhe mit den Alteingesessenen mitreden“, so Raabe. Es gehe um Leute, die „die nächsten 60 Jahre vorausdenken.“
„Es gehe um Leute, die „die nächsten 60 Jahre vorausdenken.“
Der war gut! 🙂 Wir reden hier aber schon noch von Jugendlichen?
Ich bezweifle ernsthaft, daß der große Teil der Jugendlichen weiter als bis zur letzten Stunde oder vielleicht bis zum Wochenende denkt. Ich habe Kinder in exakt diesem Alter. Gymnasium. Interesse an Politik? Stufe 2 von 10. Eigentlich ärgerlich. Andererseits sind sie so aber auch noch nicht irgendwelchen linken, rechten oder woken Rattenfängern auf den Leim gegangen und plappern deren Parolen blind nach.
Da sie aber letztlich schon in der Schule merken, daß es oft schlauer zu sein scheint, seine Meinung für sich zu behalten, so sie denn nicht der erwünschten oder tolerierten entspricht, Demokratie erstmal nur eine Worthülse ist, die man zuläßt, wenn es einem paßt und ausschließt, wenn es der gewollten Entscheidung zuträglich ist, würde dieses Bild in einem Jugendparlament nur zementiert werden.
Ihre Zeit wird noch kommen.
„Eine gute Idee heißt nicht, dass sie auch gut ist“, sagte Christoph Bernstiel (CDU).
Doch, genau das bedeutet das. Sonst wäre keine gute sondern eine schlechte Idee.
Ach ja, der Bernstiel. Wenig Stil und wenig Birne.
Schade, dass außer der FDP keine anderen Akteure den jungen Menschen mehr Mitsprache und Mitbestimmung einräumen wollen. Junge Menschen sind die Zukunft, das haben die Alten offenbar noch immer nicht verstanden und machen weiterhin Schulden auf Kosten künftiger Generationen.
Haben die jungen Akteure einen Beruf?
Hast du den Artikel gelesen? Volt, Linke, Grüne, Freie Wähler und Mitbürger sind wohl keine anderen Akteure? Oder passt das in dein ideologiegetriebenes Weltbild nicht rein?
Du warst auch ein Akteuer. Früher.Im Zirkus. Mit roter Nase.
Hast du etwas nicht verstanden? Ich les da mehr Fraktionsnamen als nur deine FDP..
Dein FDPler Silbersack hat mit Abwesenheit geglänzt, das ist schäbig !
Peinlich, die hallesche Gerontokratie. Aber auf einen einsamen Erstwähler kommen halt zehn 60+ Oldies. Die haben die Macht.
Ist ja auch ein alberner Vergleich. 60+ umfasst einen langen Zeitraum, in dem man nicht nur einmal wählen kann.
Seit fünf Jahren lief nun dieses Meisterstück hallescher Kommunalpolitik-Posse!
Und offensichtlich leidet nicht nur der scheidende Bundeskanzler an ausgeprägter Amnesie,
sondern die ganze SPD. Herr Eigendorf, ganz sicher ein ganz, ganz schlimmer Parteivirus!
https://buergerinfo.halle.de/suchen01.asp?__swords=Jugendparlament&__sao=1&__swnot=Ausschlussworte&__zsigrnr=-none-&__axxdat_full=2018-07-01&__exxdat_full=2029-06-30&go=Suchen&__sgo=Suchen
Und Herr Bernstiel ?, was nützt eine „gute“ Jugendstrategie der Bundesregierung, wenn sie am Ende nur schlecht oder in unserer Stadt gar nicht umgesetzt wird!
„Starke Kinder- und Jugendparlamente | Bundesfamilienministerium
Zentrales Ziel des Projekts in Trägerschaft des Deutschen Kinderhilfswerkes (DKHW) ist die Förderung und Stärkung kommunaler Beteiligungslandschaften mit besonderem Fokus auf die rund 500 Kinder- und Jugendparlamente und 300 Jugendforen. Diese werden durch Sichtbarmachung, Wertschätzung sowie durch konkrete Unterstützungsangebote (zum Beispiel Webinare) gestärkt. Kommunen werden zur Einrichtung von neuen Kinder- und Jugendparlamenten motiviert und bei Bedarf unterstützt. Jugendliche aus Kinder- und Jugendparlamenten werden über einen Jugendbeirat aktiv und von Anfang an in das Projekt einbezogen.“
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/kinder-und-jugend/jugendbildung/jugendstrategie/jugendstrategie
Warum schätzen nur junge Menschen ihren eigenen politischen Einfluss als so gering ein, hallesche Kommunalpolitik gab heute wieder eine ganz klare Antwort auf diese Frage!
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2024-12/bertelsmann-stiftung-junge-menschen-zweifel-veraenderung-politisches-engagement
Herr Pieloth, ein Parlament ist per Definition bereits das freiste Format, welches eine Demokratie zu bieten hat. Vielleicht noch mal im Sozialkundebuch nachlesen.
Gut so, man muss nicht jeden zeitgeistigen Blödsinn mitmachen. Auch wenn die lieben Kleinen mal heulen. Die sollen erstmal einen Beruf lernen.
@ gut so, Glückwunsch, sinnfreiester Beitrag heute