„Was macht allen Bonzen Dampf – Klassenkampf“ – Demonstration vom Solidaritätsnetz zieht durch Halle (Saale)

Unter dem Motto „Gegen Krise, Krieg und Aufrüstung“ zog am diesjährigen Tag der Arbeit eine entschlossene und systemkritische Demonstration durch die Innenstadt von Halle (Saale). Initiiert vom Solidaritätsnetzwerk Halle, versammelten sich am Vormittag rund 150 Menschen am Riebeckplatz zu einer klassenkämpferischen 1.-Mai-Kundgebung, die sowohl als eigenständiger Protestzug wie auch als politische Intervention innerhalb des breiteren Gedenk- und Protesttages gedacht war.
In einer Zeit multipler Krisen – sozialer Spaltung, Aufrüstung, wachsender autoritärer Tendenzen und globaler Kriege – setzten die Demonstrierenden ein lautstarkes Zeichen. Ihr Anspruch: den 1. Mai nicht als bloßen Ritualtag von Funktionären, sondern als Kampftag der lohnabhängigen Klasse zu gestalten.
Ein kämpferischer Auftakt: Radikale Forderungen, kämpferische Parolen
Die Demonstration begann um 9:30 Uhr mit einer Auftaktkundgebung am Riebeckplatz. Von Beginn an war klar: Diese Veranstaltung unterschied sich deutlich vom eher staatstragenden Charakter der großen Gewerkschaftskundgebungen. Statt Parteifahnen und Funktionärsreden dominierten antikapitalistische Parolen, internationale Solidarität, feministische Forderungen und eine scharfe Kritik an der deutschen und europäischen Kriegs- und Sozialpolitik.
Viele Teilnehmer:innen waren in linken, antirassistischen, feministischen oder sozialistischen Initiativen organisiert. Auf Bannern, Plakaten und in Sprechchören artikulierten sie ihre Forderungen klar und unmissverständlich: „Antifaschismus heißt Klassenkampf“, „Was macht allen Bonzen Dampf? Klassenkampf!“ oder „An jedem Krieg, in jedem Land, verdient am Schluss die Bundesbank!“. Auch auf den von Polizeikugeln getöteten jungen Mann in Oldenburg gegen die Demonstrierenden ein, riefen “Lorenz, das war Mord.”
Viele Demonstrierende trugen Palästinensertücher oder schwenkten palästinensische Flaggen. „Freiheit für Palästina“ stand auf Plakaten, gegen wurde „Viva, Viva, Palästina“.

Zu Beginn der Demo kam es zu einem kleineren Gegenprotest, bei dem eine israelische Flagge präsentiert wurde. Die Polizei beobachtete die Situation, ließ aber Deeskalation walten. Es blieb friedlich.
Zentrale Themen: Krieg, soziale Spaltung, Ausbeutung, Faschisierung
Die Demonstration verband zahlreiche gesellschaftliche Konfliktlinien und fügte sie zu einem gemeinsamen politischen Ausdruck zusammen: Gegen Sozialabbau, gegen die Aufrüstungspolitik der Bundesregierung, gegen autoritäre Tendenzen, gegen die wachsende Macht der Wirtschaft und für eine sozialistische Gesellschaft.
Ziel war es, alle aktuellen Kämpfe zu verbinden – gegen steigende Mieten und Löhne, gegen die Militarisierung des Alltags, gegen patriarchale Gewalt und rechte Hetze. Wie es im Aufruf hieß: „Wir wollen uns zusammenschließen, organisieren und gemeinsam für eine bessere Zukunft kämpfen. Sagen wir dem Kapitalismus den Kampf an. Sozialismus erkämpfen!“
Redebeiträge: Wut, Analyse und Visionen für eine andere Gesellschaft
Die vier zentralen Redebeiträge auf der Demonstration zeichneten sich durch eine hohe politische Dichte und eine klare Sprache aus – keine technokratische Kritik, sondern klassenbewusste Anklage mit konkreten gesellschaftlichen Analysen und Visionen für eine grundlegende Veränderung.
Der erste Redner kritisierte den Alltag in einem System, das viele ausbeutet und wenige bereichert. „Wir sind die, die jeden Tag schuften, aber kaum genug zum Leben haben. Wir sind die, die gegeneinander ausgespielt werden – wegen Herkunft, Religion oder Geschlecht. Und wenn es zum Krieg kommt, dann sollen wir für diesen Staat sterben.“Er sprach von einer politischen Klasse, die sich längst mit der Wirtschaft verschmolzen habe – Digital- und Wirtschaftsministerien unter Kontrolle von Konzerninteressen, Gesetzesinitiativen, die Rentenrechte und Arbeitszeitstandards angreifen. Gleichzeitig profitierten die Rüstungskonzerne: Rheinmetall, ThyssenKrupp und andere erhielten Milliarden aus dem sogenannten „Sondervermögen“ – ein Euphemismus für Aufrüstungsprogramme auf Kosten der sozialen Infrastruktur.
Der Redner zog eine direkte Verbindung zwischen Sozialabbau, wachsender fasch istischer Gewalt, rechter Ideologie und neoliberaler Politik – von der Ampelkoalition bis zur AfD. Letztere sei nicht „der Betriebsunfall“, sondern Ausdruck einer gesellschaftlichen Rechtsentwicklung, die von den Herrschenden bewusst befeuert werde.
Der zweite Redner war sichtlich emotional, als er die Profiteure der Aufrüstungspolitik angriff: „Ich würde gerne den Vorstand von Rheinmetall sehen, wenn ein Artilleriegeschoss in seine Villa einschlägt. Denn genau das passiert mit seinen Produkten in der Ukraine – jede Stunde.“ Er kritisierte die zynische Gleichgültigkeit der politischen und wirtschaftlichen Eliten, für die Krieg ein Geschäft ist. Statt Schulen zu sanieren oder Sozialwohnungen zu bauen, fließe Geld in Panzer und Raketen. Die Aktienkurse der Waffenhersteller explodierten – während Millionen Menschen kaum noch Lebensmittel bezahlen könnten. Auch der Umgang mit Geflüchteten wurde thematisiert. Die AfD hetze gegen sie, aber: „Die Geflüchteten sind nicht unser Feind. Sie sind unsere Kampfgefährt:innen.“ Er appellierte an die Einheit der Unterdrückten – unabhängig von Herkunft oder Aufenthaltsstatus.
Die dritte Rede brachte eine feministische und internationalistische Perspektive ein. Die Rednerin kritisierte, dass besonders Frauen unter den Sparmaßnahmen und der Kriegslogik litten: „Für Kitas, Pflege und soziale Arbeit ist angeblich kein Geld da. Aber für Panzer schon. Das ist Kapitalismus pur – und er ist patriarchal bis ins Mark.“ Sie verwies auf die Zunahme von patriarchaler Gewalt, besonders in Zeiten von Militarisierung und Faschisierung. Auch international wurde Solidarität gefordert: Die kurdischen Fraueneinheiten in Rojava, die unter permanentem Beschuss durch die Türkei stünden, wurden ausdrücklich gewürdigt. Deutschland, so die Rednerin, liefere Waffen an den türkischen Staat und trage damit Mitschuld.
Den letzten Redebeitrag hielt eine Rednerin, die zum Aufbau einer neuen Arbeiter:innenbewegung aufrief. Sie prangerte an, wie Herrschende Kriege nutzen, um die Bevölkerung gegeneinander aufzuhetzen: „Damit wir blind vor Hass vergessen, wer die wahren Feinde sind: Die, die dieses System aufrechterhalten. Die, die von unserer Armut profitieren.“ Sie schloss mit einem entschlossenen Appell: „Lasst uns eine neue, klassenkämpferische Bewegung aufbauen. Organisieren wir uns – für Sozialismus, für Frieden, für Gerechtigkeit. Diese Zukunft nimmt uns niemand – wenn wir sie gemeinsam erkämpfen!“
Ziemlich kleine „Klasse“
Es gibt doch nur noch 2 Klassen: 1. Die Dummen (hier zu sehen), Faulen und finanziell/wirtschaftlich Ungebildeten. 2) Die wirtschaftlich Aktiven, vom Arbeiter ( der solche ideologischen Demos übrigens meist verabscheut) bis zum Dax-CEO.
…sind das doch größtenteils Leute, die mit Arbeit mal so gar nichts am Hut haben 🙂
Das Banner mit dem “ Scheiß Arbeitsfetischismus“ sagt alles.
…ja, es sagt alles über die sogenannten Antideutschen, welche am anderen politischen Spektrum stehen und hinter der Polizei eine Mini-Gegenaktion…gemacht haben…
Sozialisten fordern, dass alle Arbeit finden, ohne schön gerechnete Arbeitslosigkeit wie heute. Arbeit wird in einer echten sozialistischen Gesellschaft, mit einem ganzheitlichen Begriff von Arbeit und unter demokratischen Bedingungen, zum ersten Lebensbedürfnis.
Ach wie nett blöd. Mach doch eine Firma mit diesen Genossen auf, dakannst Du Dein Konzept ja ausprobieren, und zeige, wie theoretisches Ideologiegelaber in der Praxis funktioniert. Funktioniert sicher prima, etwa so wie in der DDR, Kuba, Venezuela oder Nordkorea ….. ( Merkste selber ja)
Muhaaaahaaa… Da hat aber jemand entweder in Staatsbürgerkunde gut aufgepasst – oder aber eher in dieser Zeit nicht gelebt und nur so einen alten Schinken gefunden und abgeschrieben… 🤣 Dass das alles großer Käse ist, wurde in mindestens 40 Jahren Probelauf bewiesen! Gab mal eine Band: „Soz. – nein Danke“ Isso.
Au, das tut weh… der Standpunkt des Standpunktes. Da war ja Luther besser aufgestellt.
„Lasst uns eine neue, klassenkämpferische Bewegung aufbauen. Organisieren wir uns – für Sozialismus, (…), für Gerechtigkeit.“
Von meinen Eltern weiß ich, dass es in der ehemaligen DDR auch solche sinnentleerten Parolen gab, die am Ende eine kaputte Wirtschaft und eine schwer geschädigte Natur hinterließen.
Sozialismus bedeutet immer Einschränkung der individuellen Freiheit und der Demokratie. Von daher sind alle Demokraten dazu aufgerufen, sich jeder Art von „Sozialismus“ in den Weg zu stellen.
Wir nehmen als mit: zur Arbeit gehen ist blöd, sich zu verteidigen ist auch blöd, vorsorgen ist blöd, Wirtschaftskraft ist blöd …. und wie immer: Polizei auch. Ich frage mich, wie all deren Forderungen umgesetzt werden, wenn wir und Andere sich nicht gegen den Kriegsverbrecher aus dem Kreml verteidigen dürfen – da ist nämlich Schluss mit Feminismus, Frieden und Freiheit … und in Palästina haben ja Frauenrechte sicher auch einen enorm hohen Stellenwert.
Wenn man „alle aktuellen Kämpfe verbinden“ will, dann nimmt man nicht besonders viele Menschen mit, sondern besonders wenige – nämlich den kleinen Haufen, der hinter jeder einzelner der kompromisslos vorgetragenen Forderungen steht.
Aber das werden sie nie begreifen.
Mengenlehre ist etwas für Mathemathikbeflissene. Das kannst du nicht jedem empfehlen. Ansonsten: Die Hunde bellen, doch die Karawane zieht weiter… (arab. Sprichwort)
150 Personen,mir wird Angst 😄
„Wir sind die, die jeden Tag schuften, aber kaum genug zum Leben haben….🤔
Da muß man dann schon mal fragen, was sie gelernt haben, als was sie arbeiten und wie sie organisiert sind. Gewewrkschaften haben schon mancher Branche geholfen, allerdings eben auch erstmal nur den Mitgliedern… Meckern hilft jedenfalls nicht, aber zB Qualifizierung.
Fragt sich nur, wer dieses „wir“ ist, von dem der sprach. Ich wette, keiner der Teilnehmer war jemals bei der Bundeswehr, beim Technischen Hilfswerk oder auch nur bei der Freiwilligen Feuerwehr. Und es zwingt sie auch niemand dazu, aber dann kann man sich auch nicht beklagen.
Von denen die da laufen hat noch niemand einen Besen und eine Schaufel in der Hand gehabt.
Und du?
Da gibt es eine ganz einfache Lösung: Optionen/Zertifikate mit einem ordentlichen Hebel auf die Kursentwicklung der Waffenhersteller kaufen und nach kurzer Zeit wieder gewinnbringend verkaufen, schon hat man genug Geld für Lebensmittel.