Riveufer: Gutachten wird nochmal begutachtet

Wer dachte, dass sich die Debatte um die Fällung der Bäume am Riveufer in Halle beruhigt hat, der wird nun eines besseren belehrt. Denn das neueste Gutachten von halleschen Geobotanikern, das sich gegen eine Fällung ausgesprochen hatte und den Bäumen eine gute Qualität bescheinigt hat, soll nun von dem Gutachter noch einmal geprüft werden, der die Fällung der kompletten Baumreihe empfohlen hatte und damit überhaupt erst dafür gesorgt hat, dass der Ordnungs- und Umweltausschuss für eine komplette Fällung votiert hat.
Die CDU hat nun darauf gedrängt, dass dem bayrischen Baumexperten die Untersuchung der halleschen Geobotaniker zur Verfügung gestellt werden. Die Christdemokraten erhoffen sich schon eine Stellungnahme zum kommenden Hauptausschuss. Dort muss nämlich zwischen zwei Ausschuss-Entscheidungen abgewogen werden: Der Ordnungs- und Umweltausschuss hatte für die Fällung votiert, der Planungsausschuss dagegen.
Werner Misch, sachkundiger Einwohner für die CDU im Ordnungs- und Umweltausschuss und zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrats der Halleschen Wasser- und Stadtwirtschaft – also jenes Unternehmens, das den Kanal am Riveufer sanieren will – hatte beklagt, dass der Sitzung im Planungsausschuss keine weiteren Mitglied der Umweltausschusses gefolgt sind. Die Untersuchung der halleschen Geobotaniker nannte er ein „vermeintliches Gutachten“. Er könne nicht verstehen, dass man diesen paar Seiten mit ein paar Bildern so einen großen Wert einräumt. Nur ein paar Äste und Blätter anzuschauen ergebe kein Gutachten. Er sei der Meinung, die meisten Räte hätten sich gar nicht die Mühe gemacht, die ausführlichen anderen beiden Gutachten – die die Fällung empfehlen – durchzulesen. Auch warnte Misch noch einmal vor möglichen Mehrkosten in Millionenhöhe, die drohen könnten. Er sei dann gespannt, wie die Räte dann reagieren und die Mittel freimachen wollen, die jetzt gegen die Fällung und den kompletten Neuaufbau in einem Rutsch sind.
Es bleibt also auch in den kommenden Tagen weiterhin spannend, wie es mit der Baumallee weitergeht. Das ist auch vor dem Hintergrund interessant, dass die Zukunft der Baumallee auch für den anstehenden Kommunalwahlkampf eine Rolle spielen könnte. Oberbürgermeister Bernd Wiegand hatte schon umgehend nach dem Ausschuss-Beschluss zur Fällung erklärt, er wolle so viele Bäume wie möglich erhalten. Dabei haben sich auch die Stadträte bei ihrer Entscheidung nur auf Aussagen aus Gutachten bezogen, die im Auftrag der Stadtverwaltung erstellt worden sind.
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