Demonstration gegen Bezahlkarte für Asylbewerber in Halle (Saale): Aktivist*innen fordern Selbstbestimmung und ein Ende rassistischer Sonderregelungen

Am Dienstagnachmittag haben rund 50 Menschen auf dem Marktplatz in Halle (Saale) gegen die Einführung der Bezahlkarte für Asylbewerber protestiert. Seit Anfang des Jahres erhalten Geflüchtete in Halle Leistungen nicht mehr in bar, sondern weitgehend über eine Bezahlkarte. Lediglich 50 Euro pro Monat werden in bar ausgezahlt. Der Einsatzbereich der Karte ist stark eingeschränkt – sie kann nur in bestimmten Geschäften genutzt werden. Die Demonstrierenden kritisierten diese Regelung scharf und warfen der Politik rassistische Ausgrenzung und die Missachtung grundrechtlicher Standards vor.
Kritik an Entmündigung und Ausgrenzung
Eine Rednerin sprach von einem massiven Eingriff in die demokratischen Grundrechte. Die Bezahlkarte reihe sich ein in eine „Politik der Abschreckung und Ausgrenzung“, die rassistische Narrative unterstütze und rechte Parteien wie die AfD stärke. „Grundrechte stehen allen Menschen zu – sie sind nicht verhandelbar“, erklärte sie. Die Maßnahme sei kein verwaltungstechnisches Detail, sondern eine bewusste Entscheidung, Menschen auszugrenzen und zu kontrollieren.
Auch Amnesty International (AI) schloss sich der Kritik an. Eine AI-Vertreterin betonte, die Bezahlkarte sei ein weiteres Symbol für die rassistische Migrationspolitik sowohl der alten als auch der neuen Bundesregierung. „Wir erleben eine europaweite Entmenschlichung von People on the move“, sagte sie. Die Bezahlkarte sei nicht nur eine bürokratische Hürde, sondern ein massiver Eingriff in die Selbstbestimmung der Betroffenen. Besonders problematisch seien die Unterschiede zwischen den Bundesländern: In Rheinland-Pfalz etwa werden 130 Euro in bar ausgezahlt, in Sachsen-Anhalt nur 50 Euro. „Das ist ein Ausdruck von Misstrauen und staatlicher Bevormundung“, so die AI-Rednerin.
Sie verwies auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das das Grundrecht auf ein menschenwürdiges Existenzminimum garantiert. Dieses umfasse ausdrücklich auch das Recht auf Teilhabe am kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Leben. Eine derart starke Einschränkung der Selbstbestimmung durch die Bezahlkarte sei damit unvereinbar. „Die Beschneidung des Restes an Selbstbestimmung unterschreitet das menschenrechtlich gebotene Existenzminimum.“
Initiative „Stoppt die Bezahlkarte“ warnt vor Ende ihrer Arbeit
Neben politischen und juristischen Argumenten stand auch die alltägliche Realität der Betroffenen im Fokus der Kundgebung. Die Initiative „Stoppt die Bezahlkarte“ berichtete von ihren Aktivitäten und Problemen. Um die Einschränkungen der Karte zu umgehen, organisiert sie regelmäßig Tauschaktionen: Asylsuchende können dort ihre Gutscheine gegen Bargeld tauschen, um alltägliche Dinge wie Schulausflüge, den Besuch im Freibad oder kleine Einkäufe auf Flohmärkten und in Spätverkaufsstellen zu ermöglichen – dort, wo oft nur Bargeld akzeptiert wird.
Doch die Initiative stößt zunehmend an ihre Grenzen. „Woche für Woche stehen mehr Menschen bei uns in der Schlange, aber die Geldflüsse stagnieren“, erklärte eine Vertreterin. Man habe bereits die Auszahlungen reduzieren müssen. Besonders Familien mit Kindern seien betroffen – für sie sei die Lage besonders prekär.
Hinzu kommt der Mangel an Helferinnen und Helfern: Derzeit besteht die Gruppe aus nur sieben Personen, von denen drei noch in diesem Sommer Halle verlassen werden. Deshalb richtete die Initiative einen dringenden Appell an die Teilnehmerinnen der Kundgebung: Man brauche dringend neue Mitstreiterinnen in der Organisation. Zudem rief sie dazu auf, im Freundes-, Bekannten- und Arbeitsumfeld über die diskriminierende Wirkung der Bezahlkarte aufzuklären.
Juristische Einschätzung: „Verfassungswidrig und diskriminierend“
Auch aus juristischer Sicht wurde die Maßnahme auf der Kundgebung scharf kritisiert. Eine Rednerin vom „Arbeitskreis kritischer Jurist*innen“ erklärte, dass die Bezahlkarte einen eklatanten Verstoß gegen Grundrechte darstelle. Bereits beim Datenschutz beginne die Problematik: Die Karte erlaube es Behörden, detaillierte Rückschlüsse auf das Konsumverhalten einzelner Personen zu ziehen. Dies verletze das Recht auf informationelle Selbstbestimmung – eine Form der ständigen Überwachung, der sich die Betroffenen nicht entziehen könnten.
Darüber hinaus sei die Bezahlkarte ein klarer Bruch mit dem Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes. „Die Einführung wird mit Stereotypen begründet und schafft Sonderregelungen für eine ohnehin marginalisierte Gruppe“, sagte sie. Jeder Mensch habe ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben, dazu gehöre auch, selbst entscheiden zu können, wofür er sein Geld ausgibt. „Mit der Bezahlkarte wird den Betroffenen gezielt die Möglichkeit genommen, eigenverantwortlich und ungehindert ihre Bedarfe zu decken.“ Dies sei nicht nur verfassungswidrig, sondern auch menschenrechtswidrig.
Forderung: Abschaffung der Bezahlkarte
Die zentrale Forderung der Demonstration war klar: Die sofortige Abschaffung der Bezahlkarte für Asylbewerber. Sie sei Ausdruck einer Politik, die nicht auf Integration und Gleichberechtigung setze, sondern auf Kontrolle, Misstrauen und Ausgrenzung. Die Maßnahme verschärfe die ohnehin prekäre Lebenssituation vieler Geflüchteter und widerspreche grundlegenden Werten des Grundgesetzes und der Menschenrechte.
Die Organisator*innen kündigten an, den Protest aufrechtzuerhalten und weiter öffentlich Druck auszuüben – trotz schwindender Ressourcen und personeller Engpässe. Sie forderten die Stadt Halle, das Land Sachsen-Anhalt und die Bundesregierung auf, die Bezahlkarte zu überdenken und durch gerechtere, menschenwürdigere Lösungen zu ersetzen.
Ich bin der Meinung, dass es eher andersrum ist: Es schwächt die AfD, wenn Positionen, die von einem Großteil der Bevölkerung unterstützt werden, von Parteien der „Mitte“ in politische Entscheidungen übersetzt werden, denn dann braucht man keine AfD mehr. Stärken tut die AfD nur die permanente Opferrolle, die sie für sich reklamieren kann, weil ihre Forderungen trotz starker Unterstützung im Wahlvolk nicht berücksichtigt werden.
Aus Flüchtlingen werden erst „Geflüchtete“ und jetzt auch noch „People on the move“. Wie peinlich kann man eigentlich sein? 🤦♀️
Übernahme der Positionen bedeutet ihnen Recht geben. Die Konsequenz ist: Kriminalisierung, Diskriminierung, …zuerst von Flüchtlingen/Geflüchteten/pom und dann von Arbeitslosen, queeren Menschen etc., und allgemein das faschistische Weltbild der Ungleichwertigkeit von Menschen zu unterstützen.
Was haben Flüchtlinge mit porn zu tun?
Ein Großteil der Bevölkerung ist noch nicht die Mehrheit. Und selbst wenn sich die Mehrheit etwas wünscht, kann die Politik das nicht einfach umsetzen, wenn es gegen Gesetze und Menschenrechte verstößt. Und das ist gut so. So hat unser politisches System bisher relativ gut funktioniert.
Zu „People on the move“ fällt mir allerdings auch nichts mehr ein…
Fahrendes Volk?
Ich lese aus dem Text nur Vorteile der Bezahlkarte. Und dann noch 50 Euro Bargeld separat, topp. Und als nächstes muss in Halle auch die Arbeitspflicht umgesetzt werden wie im Saale-Orla-Kreis. https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/ost-thueringen/saale-orla/asylbewerber-arbeitspflicht-fluechtlinge-bilanz-100.html
Topp. Aber nicht vorher lieber noch Einheitskleidung? Das hätte doch auch nur Vorteile.
Du schwurbelst selbst immer von der Abschaffung des Bargelds….
So viele Vorteile der Bezahlkarte? Dann frag doch mal Deinen Arbeitgeber, ob Dein Gehalt ab jetzt als Bezahlkarte kommen kann? Oder… es gibt da so Tauschaktionen wo Du hingehen kannst.
Äpfel & Birnen
Ich verstehe Ihren Kommentar nicht. Da ich fleißig arbeite, Steuern zahle und ein Teil der Gesellschaft bin, die damit den Sozialstaat in dieser Form überhaupt möglich macht, erübrigt sich der nette Versuch einer Gleichsetzung. Wer Asyl beantragt, ist mit den Leistungen sehr gut in Deutschland alimentiert. Falsche Geldflüsse werden mit der Karte größtenteils gehindert. Und 50 € Bargeld, um damit auch mal ins Freibad zu gehen, ein Eis zu essen oder ähnliches ohne Kartenzahlung reicht vollkommen aus.
kann ich nur bestätigen.
Na so doll scheint es die betroffenen Personen aber nicht zu stören dass sie eine Bezahlkarte haben. Denn von denen war niemand bei der Demo zu sehen.
Die denken sich ihren Teil zu diesen merkwürdigen Deutschen (insgesamt).
*kleine Demo“
„Was nehmen die sich raus! Die sollen dankbar sein!!1!“
*ganz kleine Demo*
„Ach, die w o l l e n doch gar nicht! Sowas undankbares!!1!“
Wer geht von den 50 Figuren einer geregelten Arbeit nach?
Wie diese „gerechtere“ und „menschenwürdigere“ Lösungen aussieht wird leider nicht näher erklärt.
Die Bezahlkarte ist aus meiner Sicht eine Menschenwürdige Lösung, welche den Missbrauch von Deutschen Sozialleistung erschwert.
Jeder sollte sich in Hinterkopf behalten, dass die Asylsuchende nicht in Luxus schweben sollen, es geht lediglich ums ein würdevolle Überleben.
Die Asylanden bekommen Obdach, Nahrung, Kleidung, Hygiene Artikel, Zugang zu Kultur und Bildung.
Luxusgüter, wie Unterhaltungselektronik, Zigaretten, Alkohol usw. gehören nicht zur überlebenswichtige Leistung.
Auch die Versorgung der Familie in Ausland, sollte nicht sein.
ist ja eine echt beeindruckende Menge … kaum überschaubar
Nun was Schulausflüge angeht stimmt das wohl nicht ,ihr gibt es Befreiungen von Zuzahlungen und auch Zuschüsse,auch für das tägliche Mittagessen !! Ansonsten ist eine gute Sache mit der Bezahlkarte ,sehen ja auch mehr als 50 Gegner .
Ein einziger Kommunalpolitiker hat sich meines Wissens nach blicken lassen: Balint von den Linken! Allen anderen war das Thema wahrscheinlich nicht wichtig, waren im Urlaub oder aber die trauten dem Wetter nicht. Jedenfalls hätten die 50 Hansel mehr erreicht, wenn sie stattdessen Müll im Park zusammen gesammelt hätten….
50 Hoschis. Das Thema ist endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen. 😂😂
Wenn die Bezahlkarte gegen Grundrechte verstößt, klagt dagegen und man wird mit dem Urteil leben müssen.
„Karte erlaube es Behörden, detaillierte Rückschlüsse auf das Konsumverhalten einzelner Personen zu ziehen. Dies verletze das Recht auf informationelle Selbstbestimmung…“
Dann verstößt das verpflichtende Erfassen von z. B. Arbeitszeiten in Unternehmen ebenfalls gegen das Recht der Selbstbestimmung, da auch hier eine Auswertung erfolgen KANN. Zudem glaube ich nicht, dass Mitarbeiter der Behörde die Zeit haben zu kontrollieren, wer wo was bezahlt.
Schlussendlich bleibt anzumerken, dass das Leben mit Bezahlkarte in Deutschland offensichtlich immer noch besser ist, als das Leben ohne im Herkunftsland.
Das einzige Kriterium in jeglicher Politik scheint zu sein, ob es der AfD nützen könnte oder nicht. Die Angst vor dem Verlust der Deutungshoheit ist greifbar.
„Grundrecht auf ein menschenwürdiges Existenzminimum garantiert.“
Das haben doch die Flüchtlinge. Ein Dach über den Kopf und Ernährung. Es ist doch nicht menschenunwürdig Steuergelder von einem Staat zu bekommen, in welcher Form auch immer. Arbeitnehmer oder Rentner bekommen ihr Geld auch nur auf ein Konto…. Barauszahlung ist nicht. Dazu hat man auch eine Karte. Was soll das Ganze also? Der Geldgeber entscheidet in welcher Form. Das Geld ist in diesem Fall für den Lebensunterhalt in Deutschland gedacht und nicht zur Bezahlung von Schleppern.
Ok, du weißt also noch nicht mal, wie die Bezahlkarte funktionieren soll.
@Emmi: Meine Güte, haben Sie den Beitrag oben überhaupt gelesen? Eine Bezahlkarte und ein Girokonto sind eben nicht das gleiche! Meine Fresse…
„wofür er sein Geld ausgibt“
Wofür er SEIN Geld ausgibt, kann er gerne bestimmen, das hier ist jedoch eine freiwillige Spende des Staates und somit der Steuerzahler, die kann sehr wohl eingeschränkt nutzbar sein.
Das sind studentische Kreise. Der Wert derer juristischen Gutachten dürfte so um die Null liegen! Alles Palaver. Stimmungsmache. Vorgetäuschte Expertise! Naja, für die an der Seance Teilehmenden reichte das wohl!
Was für eine Ansammlung von Plattitüden & Schwurbelkram! Hier:
“ rassistische Ausgrenzung“
„Missachtung grundrechtlicher Standards“
„massiven Eingriff in die demokratischen Grundrechte“
„Politik der Abschreckung und Ausgrenzung“
„rassistische Narrative“
„Grundrechte […] sind nicht verhandelbar“
„bewusste Entscheidung, Menschen auszugrenzen und zu kontrollieren.“
„Symbol für die rassistische Migrationspolitik“
„Entmenschlichung von People on the move“
„massiver Eingriff in die Selbstbestimmung“
„Das ist ein Ausdruck von Misstrauen und staatlicher Bevormundung“
„derart starke Einschränkung der Selbstbestimmung“
Und hier mein Lieblingsstatement des Tages:
„Die Beschneidung des Restes an Selbstbestimmung unterschreitet das menschenrechtlich gebotene Existenzminimum.“ – Die Beschneidung ist also zu gering, sie „unterschreitet“! Sie unterschreitet – sie führt nicht zur Unterschreitung! Lesen, was da steht!!! Und dann lauthals lachen!
Naja, wer so babbelt …!
Ähhh ….Tschüssi!
-Bertram
Bist du Jurist?
Muss er nicht sein. Er kann lesen und verstehen.
Das können „studentische Kreise“ auch. Denen spricht er aber sämtliche Fähigkeiten ab. Etwas inkonsequent.
Sie können vielleicht, aber sie wollen nicht.
müssen, können, wollen – irgendwann verschwimmt alles
Lieber Berti ich würde sagen eine 4+ in Sozialkunde.
Du hast die Argumente der Demo gut aus dem Text herausgearbeitet. Aber am Widerlegen bist Du leider komplett gescheitert.
Palaver, vorgetäuschte Expertise, Schwurbelkram oder brabbeln sind leider keine Argumente sondern… äähm Schwurbelkram.
Vielleicht kannst Du die schlechte Note mit Sport ausgleichen?
Kostenloses Essen und Unterkunft müssen reichen. Sie können sich ein paar Euro verdienen durch Reinigung ihrer Unterkünfte, kochen für die Gemeinschaft oder sogar die eigene Security oder Arbeit in Städten und Gemeinden. Statt Belastung eine Entlastung der öffentlichen Kassen.
Du bekommst sehr viel mehr ohne Gegenleistung.
Du bekommst kaum noch etwas. Wieviel Jahre lehnst du Stellenangebote ab?
Und?
Gleiches Recht für alle.
Starker Auftritt, Respekt !
Worum geht`s da eigentlich?
In Sachsen-Anhalt ist das Gendern nicht verbreitet. Also braucht ihr diese unnötige dämliche Sache nicht mehr tun. Im Übrigen nervt es, ist sinnlos und verunstaltet die gewachsene Sprache. Und cool seid ihr damit auch nicht.
Wenn man morgens aufwacht, und seine eigene Bedeutungslosigkeit erkennt – eine Demo gibs immer auf der man sich fuer 3min wichtig fuehlt.
Nicht wichtig gefühlt sondern lächerlich!
Na Toll!
Grundrechte sind nicht verhandelbar- denken wir nochmal ein paar Jahre zurück🤔
(Unbegrenzte) Geldüberweisungen sind kein Grundrecht.
Essen, Trinken, Wohnen eher schon, die sind aber auch mit der Karte gewährleistet
Wo informierst du dich über Grundrechte?
Frage, weil es offenbar von den in Deutschland geltenden Gesetzeswerken abweicht.
Ich bin dafür das Asylsuchende sich auf dem Arbeitsmarkt Arbeit suchen dürfen, dann würde es weniger Sozialhilfeempfänger geben. Also Arbeitserlaubnis für alle die hier sind.
Wird aber nur schwerlich funktionieren, weil die Anbieter die unzähligen Landessprachen nicht können und teilweise auch nicht einmal englisch oder französisch…