„Geschichten, die fehlen“ – 4.000 Besucher in der Ausstellung von Menschen mit Beeinträchtigungen im Stadtmuseum Halle
Die Sonderausstellung über Menschen mit Beeinträchtigungen „Geschichten, die fehlen“ hat bereits 4.000 Besucher angelockt. Noch bis zum 30. August ist die Schau zu sehen.
„Wir wollen das Thema in die Mitte unserer Gesellschaft holen“, beschreibt Museumsleiterin Jane Unger ein wichtiges Anliegen dieser Präsentation. Dafür wurden genau 50 Geschichten ausgewählt, die bislang in der Stadtchronik fehlten oder dort nur wie nebenbei erwähnt werden. Das überrascht vor allem deswegen, weil sich in Halle schon frühzeitig Persönlichkeiten starkmachten für beeinträchtigte Mitmenschen. So wurden hier schon Hilfsvereine für Blinde gegründet, Schulen für Gehörlose eingerichtet oder Selbsthilfegruppen beispielsweise für MS-Kranke ins Leben gerufen, als das in anderen Regionen noch undenkbar gewesen war.
„Das hat mich schon sehr überrascht“, kommentiert Uwe Willamowski den historischen Teil der Ausstellung. Schon früh war der Vorsitzende des Allgemeinen Behindertenverbandes Halle e. V. eingebunden in Vorbereitung dieser ungewöhnlichen Museumsidee. In der Ausstellung finden sich ja auch aktuelle Lebensbilder von Menschen mit Beeinträchtigung. Darunter auch das von Uwe Willamowski. Dass diese Geschichten während der laufenden Ausstellung sogar weiter ergänzt werden, nennt der 50jährige einen weiteren Pluspunkt bei seiner persönlichen Zwischenbilanz.
Auch Nadine Wettstein bereichert mit einem Objekt die Ausstellung. Bei ihr ist es ein Buff, ein Stoffschlauch. Das bunte Textil verbindet die blinde Frau mit ihren Weggefährten. Denn damit lebt die passionierte Wanderin und Skifahrerin ihre Leidenschaft in der Natur aus. Ein schönes Beispiel dafür, wie die Ausstellung weniger die Beeinträchtigungen in den Mittelpunkt rücken, sondern oft ganz andere, überraschende Seiten der beteiligten Menschen zeigen. Nadine Wettstein sieht darin eine wichtige Wertschätzung von Menschen mit Beeinträchtigungen, die sich hier „einmal nicht gefangen im Fürsorge-Gedanken“ präsentieren können. Die 40jährige Frau weiß genau, wovon sie spricht, denn als Freie Dozentin für Inklusion setzt sie sich auch beruflich für vorurteilsfreie Begegnung zwischen Behinderten und Nichtbehinderten ein. Dazu wäre das Stadtmuseum Halle gegenwärtig ein wunderbarer Ort. Sie selber habe hier viele Menschen getroffen, viele Lebensgeschichten erfahren können, die ihr ohne diese Ausstellung verborgen geblieben wären. Obwohl sie sich sehr für das Thema engagiert. „Dass das Museum die Gelegenheit nutzt, für solche Begegnungen eine Plattform zu bieten, finde ich nachahmenswert“, freut sich Nadine Wettstein.
Die Nachfrage nach den Veranstaltungen hat mit der Lockerung der Pandemie-Regeln sofort wieder eingesetzt. Allerdings mit beschränkter Teilnehmerzahl und unter Berücksichtigung der Abstandsregeln. Auch für Uwe Willamowski ist das Rahmenprogramm enorm wichtig: „Die Lesungen, Diskussionsrunden oder auch die Vorstellungen neuer technischer Hilfsmittel haben mich immer wieder dazu gebracht, mit meinem Rollstuhl durch diese besondere Museumsetage zu kurven.“ Die besondere Präsentation der Exponate für Menschen mit Beeinträchtigungen lädt regelrecht dazu ein und sei in der Museumslandschaft einzigartig, schwärmt Willamowski. Wo schon gäbe es so konsequent Video- und Audio-Unterstützung, mit Textuntertitelung und Gebärdendolmetscher, gut lesbar in leichter Sprache und gut einsehbar selbst für Rollstuhlfahrer? Auch deshalb habe der Landesbehindertenverband sogar zu einer Vorstandssitzung in diese Räume eingeladen.
Da ich auch an dier Ausstellung mitarbeiten durfte und einen Einblick in die Museumsarbeit bekam, kann ich den Besuch der Ausstellung sehr empfehlen.
„Kommt uns ein Mensch entgegen, so denke, er ist dein Freund,“ , sagte einmal mein Sohn zu mir. Wir wissen nie, was für ein Mensch uns entgegenkommt oder auf den wir treffen und der uns unbekannt ist. JEDER
von ihnen hat sein Leben, seine Probleme. Und Behinderte erst, wie man sie sich gar nicht vorstellen kann. Und davon kann man in der Ausstellung erfahren.
( Kleines Beispiel: Die Fleischverkäuferin kann ICH aus 5 m Entfernung nicht verstehen, wenn sie fragend ruft:“Darfs ein bisschen mehr sein?“ SIE weiß ja nicht, dass ich die Beste im Schlechthören von Halle bin (Na, ist doch was – mein Trost 🙂 und dass ich nicht verzweifelt bin, als es mich vor fast 30 Jahren so überraschend traf. ICH habe kein Erkennungszeichen wie beispielsweise ein Blinder. Schade, es würde helfen!))
In unserer heutigen Gesellschaft der BRD gibt es ein Bundesteilhabegesetz, das beinhaltet, dass Behinderte so gestellt werden sollen, dass ihnen an ALLEM TEILHABE garantiert werden soll, das auch Nichtbehinderte erleben können.
Auch wie es früher einmal war, wie es da Behinderten erging, kann man erfahren an zahlreichen Dokumentationen.
Für mich war außerdem interessant mitzubekommen, welche Arbeit die Museumsmitarbeiter im Rahmen der Ausstellung vollbrachten. So fanden mehrere Zusammenkünfte statt über verschiedene Themen, die für Behinderte, aber auch Nichtbehinderte interessant waren. Da musste organisiert und geplant werden, eingeladen werden und und und. Die Museumsmitarbeiter schlüpften teilweise in die Rolle von Behinderten und Sozialarbeitern gleichzeitig.
Und wie wird das bei der nächsten Ausstellung sein? Die Mitarbeiter müssen variabel sein- je nach dem, was das Thema der Ausstellung ist, werden sie sich zeitweise in die Reihe der Arbeitskräfte verwandeln und sich Wissen aneignen müssen, was der Inhalt der Ausstellung sein wird.
Und ich dachte immer oberflächlich, Museum= Historie = Geschichte,
für das Stadtmuseum also begrenzt auf Halle. An Einzelheiten und Intensität der Arbeit habe ich nicht weiter gedacht.
Nun weiß ich mehr und die Erkenntnis, dass man besser nachdenken muss.
Ja- verstanden, awwer ’sjibt eenfach ze viel, wodrüwwer mr simmeliern muss, wahr, da kemmt mr iwwerhoobt nich mehr drzu ze klajen, denn da muss mr ooch dengken. Das heert ehmd nie off.
Da überlegt man sich, wie es bei