Ausstellung im Stadtmuseum Halle: Monobloc-Plastikstuhl als Kommunikationsmedium
Um den Monobloc-Plastikstuhl als Kommunikationsmedium geht es im Stadtmuseum in Halle. Das Museum zeigt gleich zwei nominierte Arbeiten des GiebichenStein Designpreises der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Eine der ausgewählten Arbeiten Exclusive Design von Gina Hartig und Martha Sophie Kikowatz (Industriedesign) ist bis zum 10. Mai 2020 in der aktuellen Sonderausstellung „Geschichten, die fehlen – Von Menschen mit Beeinträchtigungen“ zu sehen.
Die von dem künstlerischen Mitarbeiter Philipp Stingl betreute Arbeit Exclusive Design von Gina Hartig und Martha Sophie Kikowatz entstand in dem von Prof. Dieter Hofmann geleiteten Projekt mit dem Titel „Ganz schön politisch“. Die Arbeit befasst sich mit dem Monobloc-Plastikstuhl als Kommunikationsmedium: Durch Deformieren und Modifizieren wurden die bekannten Plastikstühle so verändert, dass das Sitzen zu einem unbequemen, exklusiven Erlebnis wird. Sie behindern bei der Nutzung nicht nur physisch, auch psychisch. Die Stühle lenken auf diese Weise die Aufmerksamkeit auf die Komplexität unseres selbstverständlichen Verhältnisses zu Alltagsobjekten. Exclusive Design wird zum Kommentar über den Zustand zeitgenössischen Designs und ist zugleich ein Plädoyer für die Verantwortung von Designer*innen für integratives Design.
Exclusive Design wurde bewusst für die aktuelle Sonderausstellung „Geschichten, die fehlen – Von Menschen mit Beeinträchtigungen“ des Stadtmuseums Halle ausgewählt. „Einfach dabei sein können“ ist ein oft gehörter Wunsch von Menschen mit Beeinträchtigungen. Das Stadtmuseum Halle stellt sich in dieser Ausstellung dieser Herausforderung und der Frage: Wie lebten und leben Menschen mit Beeinträchtigungen in Halle? In den beiden Ausstellungsteilen „Geschichten von früher“ und „Geschichten von heute“ werden ihre Geschichten mit sehr persönlichen Objekten erzählt. Diese sollen sich den Besucherinnen und Besuchern ohne Barrieren erschließen. Daher wurde die inhaltliche und gestalterische Aufbereitung der Museumsobjekte konsequent in den Dienst beeinträchtigter Menschen gestellt. Insbesondere im aktuellen Ausstellungsteil geht es weniger um einzelne Schicksale, sondern um den eigenen Weg, mit den Beeinträchtigungen zu leben. Die Ausstellung schließt eine Veranstaltungsfläche ein, die als Kommunikationsbereich genutzt wird, um mit dem Publikum über „Geschichten, die fehlen“ ins Gespräch zu kommen. „Für diesen Zweck sind die Monobloc-Plastikstühle von Gina Hartig und Martha Sophie Kikowatz bestens geeignet“, begründet die Kuratorin Susanne Feldmann, Stadtmuseum Halle, die Entscheidung, „da sie den Nutzerinnen und Nutzern eine Andeutung davon vermitteln, wie es sich anfühlt, in seinen Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt zu sein. Deswegen freuen wir uns, die Arbeit der beiden jungen Frauen in der Ausstellung zu zeigen.“
Die zweite vom Stadtmuseum Halle ausgewählte Arbeit VAIO von Judith Anders (Produktdesign/Keramik-und Glasdesign) wird ab April 2020 für ein Jahr in der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung „Entdecke Halle!“ präsentiert.
2019 wurde der GiebichenStein Designpreis bereits zum achten Mal durch die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle in fünf Kategorien verliehen. Zudem wurden mehrere Sonderpreise vergeben, darunter auch die Auszeichnungen durch das Stadtmuseum Halle. Der GiebichenStein Designpreis verfolgt das Ziel, die Debatte über aktuelles Design zu intensivieren und den Dialog und das Beziehen von Positionen zu fördern. Die ausgewählten Arbeiten geben faszinierende Einblicke in neueste Designkonzepte, innovative Materialien und experimentelle Projekte, oftmals auch unter Berücksichtigung gesellschaftlicher Fragestellungen. An der Ausschreibung konnten Studierende aus dem Fachbereich Design der BURG mit Projekten und Arbeiten teilnehmen, die zur Jahresausstellung 2019 gezeigt wurden.
Foto: Stadt Halle (Saale) / Thomas Ziegler
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