Glas-Mosaik in der Uniklinik bleibt trotz Umbau erhalten
Etwas versteckt zwischen dem Bettenhaus 1 und dem Komplement befindet sich im Durchgang ein mittlerweile 40 Jahre als Glasmosaik. Und während drumherum alles umgebaut, und teilweise auch abgerissen wird, bleibt das Kunstwerk erhalten.
Allerdings musste es passend zu den Umbaumaßnahmen scheibchenweise um etwa drei Meter versetzt werden. „Das Land Sachsen-Anhalt hat dieses Vorhaben mit 62.500 Euro unterstützt und fördert damit die kulturelle Erhaltung von DDR-Kunst“, erklärt Prof. Armin Willingmann, Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung, anlässlich der Wiedereinweihung am 23. September 2020 im Beisein einer der Künstler. Die Künstler sind dabei keine geringeren als Günther Rechn und Prof. Inge Götze, Burg-Absolventin und Assistentin an der Burg Giebichenstein beziehungsweise jahrzehntelange Dekanin an der Kunsthochschule. Entworfen und dann laut Ehepaar Rechn von einer Berliner Firma umgesetzt wurde die Mosaikwand Anfang bis Mitte der 70er Jahre.
Herauszufinden, dass Rechn und Götze es waren, die das Motiv entworfen hatten, glich einer Schnitzeljagd. Es existierten keine Aufzeichnungen darüber, wer das Mosaik erschaffen hatte und wann dies war, auch die Archive der Kunsthochschule Burg Giebichenstein und der Universität Halle konnten nicht helfen. Eine Signatur, sofern es eine gab, ist wahrscheinlich im Laufe der Zeit abhandengekommen. Ebenso hatte auch Prof. Dr. Peer Pasternack noch nie davon gehört, dass es am Universitätsklinikum Halle (Saale) ein solches Mosaik gibt. Der Sozialwissenschaftler und Zeithistoriker leitet das Institut für Hochschulforschung der Universität Halle und forscht unter anderem zu ostdeutschen Plattenbausiedlungen. In diesem Zusammenhang hat er sich auch mit DDR-Kunst im öffentlichen Raum beschäftigt, unter anderem mit den Wandbildern und Mosaiken im halleschen Stadtteil Neustadt, der in den 60er und 70er Jahren völlig neu entstanden war. Als dessen Krankenhaus war das damalige Klinikum Kröllwitz als völlig neuer Krankenhaustyp geplant und gebaut worden. Die Übergabe des betreffenden Gebäudeteils, in dem sich das Mosaik befindet, erfolgte 1977.
Den entscheidenden Hinweis gab der emeritierte hallesche Medizin-Professor Friedrich Röpke, der sich erinnerte, dass die Zwillinge von Familie Rechn 1978 am damaligen Klinikum Kröllwitz zur Welt gekommen waren, und dass es damals geheißen habe, dass Günther Rechn das Mosaik gemacht habe. Ein Zwilling, der Schauspieler Urs Rechn, begleitete seinen Vater auch zur Wiedereinweihung des Mosaiks.
Außerdem kurios: Das oben erwähnte „scheibchenweise“ ist wörtlich zu nehmen, denn um das 13,10 Meter lange, 18 Zentimeter dicke und knapp drei Meter hohe, gebogene Kunstwerk verschieben zu können, wurde die Betonwand in neun Abschnitte geschnitten sowie aufgrund der Nähe zur Decke zusätzlich mit einem horizontalen Schnitt herausgelöst, damit die Teile angehoben werden konnten. Am neuen Platz wurden die Einzelteile wieder zusammengesetzt und neu verfugt.
Dabei konnten die Glasmosaiksteinchen, eigentlich sind es Glasfliesen, an den jeweiligen Schnittkanten nicht vollständig erhalten werden. „Die Bruchstücke, die noch verwendbar waren, wurden wiedereingesetzt“, erklärt Diplom-Restaurator Peter Jung. Damit es aber wieder wie ein vollständiger Stein und nahtlos erschien, „trickste“ er ein wenig: Die Steinchen wurden eins nach dem anderen in den passenden Farben auf die Fugen aufgemalt. „Es war für mich keine einfache Entscheidung, ein neues Verfahren nicht nur vorzuschlagen, sondern auch es auch umzusetzen. Dabei muss man beachten, wie die Farbe dann trocken aussieht, um den richtigen Farbton zu treffen. Das bringt die Erfahrung als Gemälde-Restaurator aber mit sich“, so Jung. Laut seiner Aussage sind die gleichen Glasfliesen, die ursprünglich als Fassadenfliesen für DDR-Hauswände gedacht waren, auch an Fassaden am Moskauer Platz in Erfurt sowie am Gästehaus am Park in Leipzig zum Einsatz gekommen.
Foto: Uniklinik
Na endlich wurde einmal etwas altes erhalten. So genauso macht man das. Hoffentlich lernen andere Institutionen daraus. Die sollte sich mal die Uniklinik zum Vorbild nehmen. Nicht alles Alte ist nämlich schlecht. Ich freue mich.