Klassische Musik an Haltestellen in Halle: Stadträte erteilen SPD-Idee eine Abfuhr

An den Haltestellen auf dem Marktplatz könnte klassische Musik, unter anderem von Georg-Friedrich Händel, erklingen – so zumindest die Idee der SPD-Stadtratsfraktion. Nach aufgekommener Kritik hatten die Sozialdemokraten ihren Prüfauftrag bereits und nur noch von “maßvoller akustische Aufwertung ausgewählter Haltestellen” statt dauerhafter Untermalung gesprochen, vom Marktplatz war gar keine Rede mehr. Trotzdem haben der Planungsausschuss und der Kulturausschuss jeweils mit 9 Stimmen den Prüfauftrag abgelehnt. Es jeweils gab eine Ja-Stimme und eine Enthaltung. Das letzte Wort hat zwar der Stadtrat, doch angesichts der Vorberatungen in den Ausschüssen ist auch hier eine Ablehnung wahrscheinlich.
“Wir wollen die Aufenthaltsqualität verbessern”, hatte Christine Fuhrmann für den Antrag geworben. Si plädierte für Linien mit vielen Kultureinrichtungen, “um dort das Warten an den Haltestellen zu verkürzen.” Man wolle auch nicht, dass die ganze Zeit gedudelt werde, sondern nur zu bestimmten Zeiten. “Uns ist absolut klar, dass unsere Stadt laut ist”, sagte sie im Planungsausschuss.
Christian Feigl (Grüne) sprach im Kulturausschuss von einer “unguten Entwicklung”. Überall werde man permanent beschallt. “Wir sollten statt mehr Geräuschen mehr Ruhe reinbringen“, sagte er. “Wir sollen die Menschen nicht zusätzlich belasten.” Auch Katja Müller (Linke) sah dies ähnlich. “Ich finde die Geräuschkulisse in Halle ausreichend.” Zudem habe jeder ein anderes Verständnis von “Maßvoll”. Sabine Bauer (Hauptsache Halle) fand den Antrag dagegen “sympathisch”. “Wir werden überall mit Rock und Pop beschallt. Klassische Musik ist mal was anderes und kann auch zur Beruhigung beitragen.”
Hans-Joachim Berkes (CDU) brachte noch einen anderen Aspekt in die Debatte ein. Denn die HAVAG sei stolz auf ihr BIOS-Projekt für blinde und sehbehinderte Menschen, die per Transponder Außenanlagen an den Straßenbahnen auslösen können. “Das Projekt würde damit konterkariert werden.” Zudem seien die Lautsprecher an den Haltestellen gar nicht dafür ausgelegt und müsste erst für viel Geld ausgetauscht werden.
Hartnäckig hat die SPD dieses unsinnige Projekt weiter verfolgt, obwohl schon in anderen Ausschüssen sich die Niederlage angedeutet hat. Die „Ja“-Stimme kam immer von der SPD selber – wenn Frau Prof. Dr. Fuhrmann klassische Musik hören will, dann soll sie das unter der Dusche oder in der Badewanne machen… Mal sehen, welche „klassischen Projekte“ als nächsten von ihr kommen.
Aufenthaltsqualität verbessern würde bedeuten, dass man sich hinsetzen kann, das es nicht nach Urin, Erbrochenem oder der Notdurft riecht, dass die Haltestellen sauber sind. Im Sommer auch einen schattigen Platz zum warten bieten. Aber nein, die SPD will Gedudel abspielen – anscheinend ist deren Verständnis für Aufenthaltsqualität eine andere.
An welcher Haltstelle erlebst du das?
Klassik, ein Reichtum an Musik für Jedermann, hebt das Gemüt. Da kann man ja mal eine Bahn verpassen. In Halle kann man ja wunderbar dem Händel fröhnen und auch die vielen Anderen, lieben unsere Ohren. Was für eine Fehlentscheidung, schämt Euch, Kulturbanausen aus dem Stadtrat..
Ich denke oft, haben wir nicht viel dringendere Probleme in der Stadt zu lösen, muss man sich immer wieder mit irgend welchem Schwachsinn befassen.