Streit um Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ und Händelfestspiele

Im Jahr 2019 könnte Halle zum Mekka junge Musiker werden. Der Landesmusikrat und die IHK bemühen sich um den Bundeswettbewerb Jugend musiziert. Etwa 2.500 Jugendliche werden dazu erwartet, hinzu kommen Juroren und Angehörige. Jetzt sollen die Möglichkeiten ausgelotet werden, weil zeitgleich die Händelfestspiele stattfinden. Zudem sind die Kostenfragen noch nicht geklärt. 800.000 Euro würde die Durchführung kosten, die Hälfte davon müssen Bund und Land zahlen.
In der Beigeordnetenkonferenz wurde kontrovers über das Thema diskutiert. Es handele sich um eine „der bedeutendsten Veranstaltungen zur Förderung musikalischer Begabungen“. Sagte Winfried Willems vom Landesmusikrat. Der Wettbewerb würde erstmals in Sachsen-Anhalt stattfinden. Ursprünglich war Bremen im Gespräch. Doch die Stadt habe aus Kostengründen abgesagt. Willems, einst Kultus-Staatssekretär, erklärte zudem, es gebe eine Absichtserklärung im Koalitionsvertrag und auch Ministerpräsident Reiner Haseloff und Kulturminister Rainer Robra hätten ihre Unterstützung zugesagt. Geklärt werde müsse allerdings die Thematik der Hotelbetten. „Wir wissen um die Knappheit“, sagte Willems, doch würden ja zwei neue Hotels gebaut. Einen Teil der Besucher könne man auch nach Leipzig auslagern. Bei den Spielstätten sehe er keine Probleme. Man habe bereits mit der Uni, den Schulen und Kirchen gesprochen. Auch die Händelhalle werde man für drei Abende benötigen.
Und genau da liegt der Knackpunkt. Denn zum gleichen Zeitpunkt finden die Händelfestspiele statt. Händelhaus-Chef Clemens Birnbaum hat dabei auf die Probleme verwiesen, dass für beide Großveranstaltungen nicht genügend Spielstätten bereit stehen würden, schließlich seien für den Bundeswettbewerb 25 bis 30 Räume nötig. Zudem würden die Hotelbetten nicht ausreichen. 68 Prozent der Besucher kommen laut Birnbaum von auswärts, würden größtenteils mehrere Tage übernachten. Eine gewichtige Kraft, ihre Wertschöpfung in der Stadt liegt bei 450 Euro. Summen, die Birnbaum beim Bundeswettbewerb nicht erwartet. Auch sehe er nicht die Synergien zwischen beiden Veranstaltungen. Barocke Musik auf barocken Instrumenten sei etwas anderes als klassische Musik. Genauso könne man auch nicht Fans von Bruce Springsteen, den Rolling Stones oder Marusha in einen Topf werfen. Auch würden für „Jugend musiziert“ wohl keine Gäste aus New York oder Sydney nach Halle kommen. „Die Ressourcenknappheit gestattet es nicht, beide Veranstaltungen parallel durchzuführen“, so Birnbaum.
Thomas Brockmeier von der IHK meinte, es wäre eine „großartige Gelegenheit, Halle als Hauptstadt der klassischen Musik zu präsentieren.“ Man könnte viele Menschen nach Halle locken. Bei einer Absage drohe ein Imageschaden „Wir können uns das Datum nicht aussuchen“, sagte Stadtmarketing-Chef Stefan Voss. Eine Absage könne man sich nicht leisten, Voss verwies auf das Cross-Marketing. „Wir können uns den Luxus nicht leisten zu sagen, wir haben schon viel.“ Kulturdezernentin Judith Marquardt erklärte, „wir wollen beides gleichzeitig.“ Deshalb sollten alle Seiten aufeinander zugehen, sie appellierte an die Kompromissfähigkeit. Planungsdezernent Uwe Stäglin beklagte die offenbar fehlende Vernetzung. Man sollte nach einem Weg suchen, ob beide Veranstaltungen zeitgleich durchgeführt werden können. Er stehe dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüber. Finanzdezernent Egbert Geier verwies auf den hohen logistischen Aufwand. Deshalb sollte man sich für eine Veranstaltung entscheiden, und da würden bei ihm die Händelfestspiele eine Priorität genießen. Bildungsdezernentin Katharina Brederlow äußerte dagegen ihre Ablehnung zum Bundeswettbewerb. Oberbürgermeister Bernd Wiegand warb dagegen für das Projekt. Es wäre eine vertane Chance, den Wettbewerb nicht in Halle durchzuführen. „Wir sollten alles unternehmen, die Veranstaltung in die Stadt zu holen. Ich halte das für möglich.“
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