Kunst trifft Körper – Ausstellung zu Sex und Identität im Consent Halle
Halle zeigt Mut zur sinnlichen Auseinandersetzung: Im Consent Halle, dem neuen Sexshop in der Großen Steinstraße, trifft Kunst auf Körper, Ästhetik auf Offenheit, Neugier auf Reflexion. Die aktuelle Ausstellung „Sex und Identität“ bringt Themen ins Gespräch, die sonst oft im Verborgenen bleiben – und zeigt, dass Sexualität auch in der Kunst längst mehr ist als reine Provokation. Acht Künstler*innen aus Halle präsentieren hier 25 Werke, die sich mit Verlangen, Scham, Lust, Körperbildern und Selbstbestimmung beschäftigen. Zu sehen sind Arbeiten aus Malerei, Grafik, Fotografie und Plastik – ein spannendes Spektrum, das zeigt, wie vielfältig sich Sinnlichkeit künstlerisch ausdrücken lässt.
Ein Raum für Vielfalt und Sichtbarkeit
Die Ausstellung ist aus einem offenen Aufruf im Oktober hervorgegangen, dem sich ganz unterschiedliche Menschen angeschlossen haben – von Studierenden und Designerinnen der Burg Giebichenstein bis zu autodidaktischen Künstlerinnen. Diese Mischung prägt die Atmosphäre des Projekts: keine geschlossene Kuratierung, sondern ein Dialog. Jedes Werk spricht auf eigene Weise über Nähe, Begehren und Identität. Dabei geht es nicht um Schock, sondern um Selbstverständlichkeit: um den menschlichen Körper als Quelle von Ausdruck, Verletzlichkeit und Kraft. Die Ausstellung zeigt, dass Sexualität nicht nur im Privaten verhandelt werden muss, sondern auch ein kulturelles Thema ist – eines, das nach Öffentlichkeit verlangt. Consent Halle versteht sich dabei nicht als gewöhnlicher Verkaufsraum, sondern als Ort der Auseinandersetzung. Kunst wird hier Teil einer größeren Idee: Sexualität darf sichtbar, diskutiert und ästhetisch erlebbar sein – ohne Tabu, aber mit Respekt. Zwischen vibrierenden Farben, figurativen Darstellungen und experimentellen Formen entsteht ein Raum, der Besucher*innen ermutigt, eigene Perspektiven zu hinterfragen.
Sex, Spiel und Geschichte
Begleitend zur Ausstellung findet am 20. November 2025 um 18 Uhr im Stadtmuseum Halle ein besonderer Vortrag statt: „Spielen für Erwachsene: Aus der Welt der Sextoys“. Das Thema verbindet auf ebenso unterhaltsame wie aufklärerische Weise Geschichte, Kultur und Design. Charlotte Bast und Charlotte Schachtschneider, die beiden Betreiberinnen des Consent Halle, führen das Publikum durch die kulturgeschichtliche Entwicklung von Sexspielzeugen – von antiken Objekten über die bürgerliche Prüderie des 19. Jahrhunderts bis hin zu heutigen Formen, in denen Technik, Ästhetik und Selbstbestimmung aufeinandertreffen. Sexspielzeuge, so zeigt der Vortrag, sind mehr als nur Werkzeuge der Lust. Sie spiegeln gesellschaftliche Veränderungen, Vorstellungen von Intimität und Körperbildern wider. Dass der Vortrag im historischen Hörsaal des Aufklärers Christian Wolff stattfindet, fügt eine charmante Verbindung hinzu: Schon im 18. Jahrhundert wurde hier über Themen wie Lust, Zeugung und Selbstbefriedigung gesprochen – nun werden diese Gespräche auf neue Weise fortgeführt.
Ein Sexshop als Kulturort
Mit der Eröffnung des Consent Halle im Jahr 2025 hat Halle einen neuen Ort gewonnen, an dem sich Sexualität und Kultur selbstverständlich begegnen. Das Konzept ist ebenso klar wie mutig: Aufklärung, Ästhetik und Offenheit gehören zusammen. Das Geschäft will Beratung, Vielfalt und künstlerische Perspektiven miteinander verbinden – ein Ansatz, der weit über den Verkauf von Produkten hinausgeht. Dass hier eine Kunstausstellung stattfindet, ist daher nur folgerichtig. Sie fügt sich in eine Reihe wachsender Initiativen in Halle, die das Thema Körperkultur neu denken – jenseits von Voyeurismus oder Scham, mit Blick auf Individualität und Selbstermächtigung.
Die Ausstellung „Sex und Identität“ läuft noch bis 27. November 2025 und ist dienstags bis samstags von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.









Neueste Kommentare