Rotes Porzellan und französisches Glas: Halle testet neue Wege beim Glühweintassen zum Weihnachtsmarkt – Pfand wird höher
Wenn Ende November die Innenstadt von Halle (Saale) wieder im Lichterglanz erstrahlt, zieht der Duft von Glühwein, gebrannten Mandeln und Lebkuchen über den Marktplatz – und mit ihm die Vorfreude auf den traditionsreichen Weihnachtsmarkt. Ab dem 25. November 2025 verwandeln sich Marktplatz und Domplatz wieder in ein festliches Winterdorf. Und wie in jedem Jahr gibt es nicht nur kulinarische und kulturelle Highlights, sondern auch ein neues Sammlerstück: die Weihnachtsmarkttasse 2025. Doch diesmal ist etwas Besonderes dabei. Neben den klassischen Keramiktassen in kräftigem Rot startet die Stadt auf dem Domplatz ein Experiment: Glastassen als Testlauf. Die Entscheidung, einen neuen Weg zu gehen, steht symbolisch für den Spagat zwischen Tradition und Wandel – und für den Wunsch, nachhaltiger und unabhängiger zu werden.
Rote Winterbeere trifft Greige – das neue Motiv: der Domplatz
Die diesjährige Keramiktasse ist in einem warmen Rotton („Winterbeere“ oder Karminrot) gestaltet, innen in Greige, einer Mischung aus Grau und Beige. Als Motiv zeigt sie den Domplatz, der 2025 somit selbst zur Bühne wird: Er ist nicht nur Schauplatz des sogenannten „Extra-Marktes“, sondern ziert zugleich die offizielle Glühweintasse. „Wir haben uns ja entschieden, jedes Jahr wechselnde Silhouetten unserer schönen Stadt zu präsentieren“, erklärt Stadtmarketing-Chef Mark Lange. Nach Händelhaus, Marktkirche und Rotem Turm ist nun also das Ensemble rund um den Domplatz an der Reihe – ein Wahrzeichen, das wie kaum ein anderes für Halles Geschichte und Atmosphäre steht. Die Tassen kommen, wie in den Vorjahren, aus China. Das Design stammt aus Halle, die Produktion aus Fernost – ein Modell, das über Jahre hinweg verlässlich funktioniert hat. Doch es wird immer schwieriger, diese Lieferketten stabil und bezahlbar zu halten.
Pfand steigt auf drei Euro
Wer seinen Glühwein oder Punsch genießen möchte, muss in diesem Jahr drei Euro Pfand hinterlegen – 50 Cent mehr als noch im Vorjahr. Ein kleiner Betrag, der aber symbolisch für größere Entwicklungen steht. „Das liegt an den steigenden Kosten“, so Lange. Besonders die Logistikkosten hätten in den letzten Jahren stark angezogen. „Inzwischen sind die Logistikkosten sogar höher als die Herstellungskosten.“ Das bedeutet: Nicht die Produktion selbst, sondern der Transport über tausende Kilometer Seeweg bestimmt heute den Preis. Damit die Tassen rechtzeitig eintreffen, müssen sie frühzeitig geordert werden. „Unsere Tassen dieses Jahr haben wir im Februar bestellt, damit sie im November tatsächlich da sind.“ Das Stadtmarketing hofft dann jedes Mal, dass keine globalen Krisen oder Lieferverzögerungen dazwischenkommen. Dann hoffe man immer, dass nicht geopolitische Ereignisse dazwischen kommen und das Frachtschiff nicht kommt, so Lange. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Ein Glühweinbecher ist längst kein einfaches Souvenir mehr, sondern Teil einer komplexen logistischen Kette.
Glastassen am Domplatz – der „Testballon“
Um dieser Abhängigkeit etwas entgegenzusetzen, geht Halle in diesem Jahr neue Wege. Auf dem Domplatz werden erstmals Glastassen eingesetzt, hergestellt in Frankreich. Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt sprach in diesem Zusammenhang von einem „Testballon“ – ein Versuch, die Zukunft der Halleschen Weihnachtsmarkttasse neu zu denken. „Wir wollen von China unabhängig werden“, erklärt Mark Lange. „Da sind wir seit Jahren dran.“ Neben dem Nachhaltigkeitsgedanken spielen auch die langen Bestellfristen und die Planungssicherheit eine Rolle. Eine Produktion in Europa könnte nicht nur kürzere Transportwege bedeuten, sondern auch eine verlässlichere Lieferung.„Seit Jahren haben wir deshalb recherchiert, ob man nicht eine Tasse in Deutschland, wenigstens aber in Europa produzieren kann.“ Das Ergebnis: In Deutschland ist das derzeit kaum möglich, zumindest nicht zu einem Preis, der ein noch akzeptables Pfand erlaubt. „In Deutschland eine Tasse zu produzieren, wo noch ein Pfand erträglich wäre, ist aktuell unmöglich”, so Lange. Und mit den Anpassungen zum Mindestlohn sei es noch unwahrscheinlicher. Fündig wurde man schließlich bei einem Hersteller in Frankreich. „Der uns eine Tasse zu einem erträglichen Preis produzieren könnte. Die Modellierung soll in Deutschland stattfinden. Das ist jetzt ein Kompromiss.“
2.500 Gläser im Praxistest
Rund 2.500 Glastassen kommen in diesem Winter auf dem Domplatz zum Einsatz. Dort, wo traditionell der etwas ruhigere, besinnlichere Teil des Weihnachtsmarktes stattfindet, können Besucherinnen und Besucher ihren Glühwein erstmals durch Glas genießen. Allerdings wolle man auch nicht die “Katze im Sack kaufen“, so Lange. Mit den bisherigen Keramiktassen habe man „gute Erfahrungen“ gemacht, betont Lange. Sie müssten „unglaublich viele Spülgänge durchlaufen, sie sollen über Jahre halten.“ Die Anforderungen sind also hoch: Die Tassen müssen langlebig, hitzebeständig und spülmaschinenfest sein. Der Testlauf soll zeigen, ob Glas diesen Belastungen standhält. Sollte das Experiment erfolgreich verlaufen, will man im kommenden Jahr über eine breitere Einführung nachdenken. „Wenn wir positive Erfahrungen sammeln, kann ich mir vorstellen, dass wir nächstes Jahr die neuen Tassen im Parallelsystem einführen.“ So könnte Halle schon 2026 zwei Tassenarten parallel anbieten – die klassische Keramik für Sammlerinnen und Sammler und die moderne Glasausführung für Nachhaltigkeitsbewusste.
Zwischen Tradition und Zukunft
Seit vielen Jahren ist die jährlich wechselnde Glühweintasse ein Stück Hallescher Weihnachtskultur. Sammlerinnen und Sammler bewahren sie als Erinnerung an vergangene Winter, an Treffen mit Freunden, an den Duft und die Musik des Marktes. Doch auch in der Weihnachtsidylle machen sich globale Themen bemerkbar: Lieferketten, Energiepreise, Nachhaltigkeit, Arbeitsschutz. Halles Stadtmarketing reagiert darauf, ohne die Tradition aufzugeben. Der Test mit den Glastassen zeigt, dass man sich öffnen will – für neue Materialien, kürzere Wege und eine verantwortungsvollere Produktion. Während die roten Keramiktassen mit dem Domplatz-Motiv an die vertraute Festlichkeit erinnern, steht das Glas auf dem Domplatz für Transparenz im Wortsinn – und für den Versuch, Zukunft und Gegenwart zu vereinen.










Die brauche ich noch.
Ich nicht und auch den Weihnachtsmarkt nicht.
Kann ja jeder frei entscheiden.
Also von den neuen Weihnachtsmarkttassen und dem ganzen „Testballon“-Gerede bin ich richtig enttäuscht.
Erstens: Immer noch diese langweiligen Massentassen aus China, aber das Pfand wird teurer. Das ist doch ein Witz.
Zweitens: Das eigentliche Problem spricht doch hier keiner an. Der ganze Markt hat doch überhaupt keine weihnachtliche Atmosphäre mehr! Diese ganzen Anti-Terror-Barrieren und -Bollerverkehren einem total die Lust. Das fühlt sich an wie in einer Sicherheitszone, nicht wie auf einem besinnlichen Weihnachtsmarkt.
Da kommt null Winter- oder Weihnachtsflair auf, sondern nur ein ungutes Gefühl. Für mich ist das kein Ort, an dem man gerne Zeit verbringt. Statt sich über Tassen zu streiten, sollte die Stadt lieber mal die gruselige Atmosphäre in den Griff kriegen. Ich werde diesen „Wintermarkt“ in diesem Jahr meiden.
Die Sicherheit ist leider notwendig. Mich stören die zu vielen Glühweinstände. Das hat für mich nichts mit Weihnachtsmarkt zu tun. Kunsthandwerk und Dinge für Weihnachten und der Märchenwald für die Kinder sollten im Mittelpunkt stehen.
Der Wintermarkt findet im Anschluss an dem Weihnachtsmarkt statt. Setz mal Dei Aluhut ab!
„Man wolle von China unabhängig werden, meinte Stadtmarketing-Chef Mark Lange.“
Porzellantassen mit Aufdruck lassen sich nur in China herstellen?
Glühweintassen aus Meißen, das wär’s doch.
Müsste nur das Tassenpfand verzehnfacht werden.
„Von China unabhängig werden“ so ein Blödsinn und dann kaufen wir nicht in Deutschland, sondern in Frankreich!
Manche haben wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank!
Frankreich liegt nicht in China.
“ Man wolle von China unabhängig werden,“
Sehr viele Produkte kommen aus China . Gäbe es China nicht gäbe es in Deutschland keine vollen Regale .Medimax , Saturn Tedi und andere Läden könnten dicht machen .
Blödsinniger Kommentar über den Mindestlohn. Die Personalkosten bei einer maschinell gefertigten Tasseliegen bestimmt unter 10 cent.
„„Wir wollen von China unabhängig werden“, erklärt Mark Lange. „Da sind wir seit Jahren dran.““
Ich frage mich, wer eine solche nationalistische Spinnerei zulässt. Die Welt wird immer internationaler und in Halle versucht man sich in Tassen-Nationalismus.
„Fündig wurde man schließlich bei einem Hersteller in Frankreich. „Der uns eine Tasse zu einem erträglichen Preis produzieren könnte. Die Modellierung soll in Deutschland stattfinden. Das ist jetzt ein Kompromiss.“
Warum müssen diese Tassen überhaupt erst modelliert werden? Wozu ist das notwendig?
Ich finde es mittlerweile sehr bedenklich, wie versucht wird, selbst das Weihnachtsfest zu politisieren.
Französische Waren zu kaufen ist also Nationalismus. Darauf muss man erst einmal kommen.
Der Porzellanbestand bei den Ossis zu Hause scheint nur noch aus Glühweintassen zu bestehen.
Der Weihnachtsmarkt in Halle hat schon vor vielen Jahren jeglichen Scharm verloren. Ihn auch noch Weihnachtsmarkt zu nennen ist völlig falsch.
Da gibt’s deutlich schönere Alternativen.
Mit den 1,8 Millionen Euro die Herr Lange im Jahr von der Stadt Halle bekommt, kann man eben solche Faxen machen. Auch das Bernburger Salz und der Weinverkauf wird so subventioniert. Die Stadtverwaltung sollte dir 55 % Anteile am Stadtmarketing verkaufen, denn das ist nur ein Kostenfaktor.
Schade, dass Halle keine Hochschule für Kunst und Design hat, welche jedes Jahr zig Glas- und Keramik-Designer mit einem erfolgreichen Diplom in die Welt der Keller- und Hinterhofateliers entlässt. Frankreich lässt wahrscheinlich auch nur in China töpfern ( heimlich )