Paddeln im Mühlgraben: Dämpfer vom Umweltamt
Die Freigabe des Mühlgrabens für Paddler und Kanuten ist eines der Prestigeprojekte im Wassertourismuskonzept der Stadt. Doch ausgerechnet vom städtischen Umweltamt gibt es nun einen heftigen Dämpfer.
Dabei geht es nicht um das Paddeln selbst, sondern um eines der Hindernisse. Denn am Robert-Franz-Ring versperrt die Neumühle die Durchfahrt. Paddler und Kanuten müssten auf der Südseite vor der Mühle aussteigen, das Boot rund 200 Meter tragen und dann unterhalt der Moritzburg wieder ins Wasser setzen. Doch um überhaupt aussteigen zu können, wäre am Gelände der Physikalischen Chemie eine Umtragestation nötig. Doch die Universität weigert sich aus Sicherheitsgründen, so einen Bau zuzulassen.
Deshalb kam die Idee auf, ein zweites Gerinne an der Neumühle, dass derzeit durch eine Betonwand abgesperrt ist, wieder zu öffnen und hier eine Durchfahrmöglichkeit für die Paddler zu schaffen. In der Verwaltung kam sogar die Idee auf, dies als Fluthilfemaßnahme zu deklarieren. Schließlich verschnellt sich so der Abfluss aus dem Mühlgraben und hätte sogar positive Auswirkungen auf den Wasserstand in der Klaustorvorstadt bei einem Hochwasser. Doch Wasserwirtschafter Steffen Johannemann, Abteilungsleiter im Fachbereich Umwelt der Stadtverwaltung, hat mit seinem Team Berechnungen hierzu angestellt. Bei einem 100-Jährigen Hochwasser hätte ein möglicherweise schnellerer Abfluss gar keine Auswirkungen auf den Wasserstand in der Klaustorvorstadt. Bei einem 10-Jährigen Hochwasser könnten es um die fünf Zentimeter sein. Weil aber bei einem zehnjährigen Hochwasser der Wasserstand im Mühlgraben gar nicht so hoch ist, dass er in die Klaustorvorstadt fließt, ist der Effekt zum Hochwasserschutz gleich Null. Viel mehr bestehe durch eine Öffnung sogar die Gefahr, dass der Mühlgraben südlich der Neumühle „absackt“, der normale Wasserstand dort also geringer ausfällt. „Aus diesem Grund Befürworten wir die Öffnung nicht“, so Johannemann. „Man muss andere Gedanken weiterführen, um die Klaustorvorstadt zu schützen.“
Freilich geht es Oberbürgermeister Bernd Wiegand vor allem um den Wassertourismus. Und so macht Johannemann auch klar, dass eine Öffnung zur touristischen Zwecken nicht mit der Entscheidung bezüglich des Hochwasserschutzes zu tun hat. Doch warnt er auch. Bevor eine Entscheidung für die Öffnung aus touristischen Zwecken erfolgt, müssten zunächst hydraulische Untersuchungen angestellt werden.
Gott – was für erbärmliche Bürokraten.
Gute Idee.Nur wird das Geld fehlen, wenn man es nicht aus Flutmitteln finnazieren kannn.
Das Umweltamt hat sicher nicht Unrecht. Nur befinden sie über Flutgelder?
Alles schläft, plötzlich kommt eine neue Idee. Schon wird alles munter und gießt Bleigewichte, um sie an die neue Idee zu hängen.
Wären doch die Bürokratinnen und Bürokraten aus der Halleschen Denkmalschutz-Behörde genauso „gründlich“ gewesen, als sie die bauliche Verstümmelung des verhökerten „Passendorfer Schlösschen“ zu ließen, dann wäre nicht nur den Ha-Neustädtern ein kleines Denkmal erhalten geblieben, auch hätte dadurch das „einheimische Gesicht“ ein wenig mehr gewahrt werden können, aber in „Halle an die Saale, der Hafenstadt mit Golfplatz“ dürfte eben alles noch immer wie geschmiert laufen.
Johannemann sagte „Man muss andere Gedanken weiterführen, um die Klaustorvorstadt zu schützen.“
Dazu gehören z.B. im Hochwasserfall die völlige Abriegelung des Mühlgrabens vom Ratswerder bis unterhalb der AOK und Bau eines Schöpfwerkes an der Hulbe.
Ich könnte mir auch vorstellen, die Hochstraße abzureißen und den für sie zugeschütteten Saalearm am ehemaligen Luisenbad (jetzt Anglerverein) wiederherzustellen. 😉
Ja, Kenno, das habe ich schon nach der letzten Flut von 2013 so postuliert. Was ist passiert? Null, nienete, nada. Es wird kommen wie ehedem: Klaustorvorstadt unter Wasser. Manch ein Bürokrat lernt halt noch nicht mal aus Überschwemmungen, aber vielleicht aus (s)einem Fenstersturz