Schließung des Bahnmuseums in Halle: Ehrenamtliche wollen um den Standort kämpfen und setzten auf Unterstützung von OB Vogt

Die Deutsche Bahn AG steckt mitten in einem umfassenden Sanierungsprogramm, das den Konzern bis 2027 wirtschaftlich und strukturell neu aufstellen soll. Doch die Sparmaßnahmen machen auch vor der eigenen Kulturarbeit nicht halt: Der Museumsstandort Halle (Saale) des DB Museums wird zum Jahresende 2025 geschlossen und in ein reines Depot umgewandelt. Für Besucher:innen ist das nur noch bis Dezember möglich. Offiziell heißt es, der „Kernauftrag des Museums, die deutsche Eisenbahnkultur zu bewahren“, bleibe erhalten. Doch in der Kulturszene – und besonders in der ostdeutschen Museumslandschaft – sorgt die Entscheidung für Unverständnis und Kritik.
Seit 2003 präsentiert das DB Museum in Halle – untergebracht im historischen Lokschuppen IV – insbesondere Fahrzeuge der Deutschen Reichsbahn aus der DDR. Damit ist der Standort einzigartig innerhalb der deutschen Museumslandschaft. Doch nun verschwindet diese Ausstellung aus der öffentlichen Wahrnehmung. Künftig sollen die Fahrzeuge zwar weiterhin dort stehen, jedoch nicht mehr zugänglich für die Öffentlichkeit. „Depot“ bedeutet: keine regelmäßigen Öffnungszeiten, keine Führungen, keine Ausstellungen – bestenfalls eine gelegentliche Nutzung bei Sonderveranstaltungen. Kritiker sprechen von einer „kalten Schließung“ unter wirtschaftlichem Vorwand.
Sanierungsprogramm auf Kosten der Kultur?
Der Rückzug aus Halle ist Teil eines größer angelegten Transformationsprozesses der Deutschen Bahn AG, der alle Konzernbereiche betrifft. Unter dem Druck wirtschaftlicher Effizienz sollen Infrastruktur, Betrieb und Finanzen bis 2027 „nachhaltig verbessert“ werden. Doch bei der Priorisierung scheint das kulturelle Erbe der Bahn in den Hintergrund zu geraten.Die Deutsche Bahn Stiftung, die das DB Museum betreibt, betont zwar, dass auch in Zukunft ostdeutsche Eisenbahngeschichte sichtbar bleibe – unter anderem am Leipziger Museumsgleis 24. Doch für viele ist das kein gleichwertiger Ersatz für einen vollwertigen Museumsstandort mit eigenem Profil, Personal und Bildungsangebot.
Auffällig ist zudem: Die Entscheidung zur Umwandlung in ein Depot fiel nach einem „intensiven Prüfprozess“, wie es heißt – doch von einer breiten öffentlichen Diskussion war im Vorfeld nichts zu hören. Weder lokale Initiativen noch Fachkreise wurden eingebunden. Die Schließung trifft damit auch die Stadt Halle, die sich in den vergangenen Jahren als bedeutender Ort technikgeschichtlicher Erinnerung profiliert hatte.
Lokale Kulturvertreter:innen und Eisenbahnenthusiasten äußern Unmut: „Die Bahn zieht sich aus ihrer historischen Verantwortung zurück – und das weitgehend geräuschlos“, war aus Kreisen der Ehrenamtlichen zu hören. Erst Freitag wurden sie von der DB über die Entscheidung informiert. „Danach war erstmal Totenstille“, sagt ein Unterstützer. „Wir kämpfen um das Museum“, sagt ein anderer Helfer. Sie alle setzten auf die Unterstützung der Stadt.
Was bleibt?
Das DB Museum bleibt mit seinen Standorten in Nürnberg und Koblenz bestehen, doch der Rückzug aus Halle ist ein schmerzlicher Einschnitt – besonders für den Osten Deutschlands, dessen Eisenbahngeschichte hier seit Jahrzehnten authentisch präsentiert wurde.
Der Lokschuppen IV bleibt als Depot zwar erhalten, die Fahrzeuge bleiben gesichert – doch der Verlust an öffentlicher Sichtbarkeit, Vermittlung und Teilhabe ist kaum zu bestreiten. Es bleibt abzuwarten, ob die Umwandlung tatsächlich nur ein strategischer Schritt ist – oder der Anfang eines schleichenden Kulturabbaus bei der Bahn.
Dr. Oliver Götze, Direktor DB Museum: „Die Umstellung auf ein reines Depot am Standort in Halle (Saale) fällt uns außerordentlich schwer. Um auch in Zukunft noch unseren vielfältigen Aufgaben gerecht werden zu können, müssen wir diesen Schritt nach eingehender Prüfung jedoch leider gehen. Ich bedaure dies sehr und möchte mich ausdrücklich bei den vielen Ehrenamtlichen bedanken, die über viele Jahre hinweg und insbesondere in den letzten drei Jahren engagierte und fachkundige Unterstützung geleistet haben.“
OB Vogt: Museumsschließung ohne Dialog ist respektlos und kulturpolitisch unverantwortlich
Mit scharfer Kritik reagiert Halles Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt auf die Entscheidung der Deutschen Bahn AG, den Publikumsbetrieb im DB-Museum zum Jahresende einzustellen: „Die Art und Weise, wie die Deutsche Bahn diese weitreichende Entscheidung kommuniziert hat, ist nicht nur respektlos gegenüber unserer Stadt, sondern auch gegenüber den zahlreichen Besuchern und Eisenbahnfreunden, die das Museum über Jahre hinweg geschätzt haben. Eine derart bedeutsame kulturelle Einrichtung einfach ohne vorherige Gespräche mit der Stadtverwaltung zu schließen, zeugt von einem bedauerlichen Mangel an partnerschaftlichem Verhalten. Das DB-Museum in Halle war nicht nur ein touristischer Anziehungspunkt, sondern auch ein wichtiger Baustein unserer Verkehrs- und Industriegeschichte.
Gerade in einer Stadt wie Halle, die eng mit der Entwicklung des deutschen Eisenbahnwesens verbunden ist, stellt diese Schließung einen erheblichen kulturellen Verlust dar. Besonders kritikwürdig ist, dass die Deutsche Bahn offenbar keine Anstrengungen unternommen hat, alternative Lösungen zu entwickeln. Weder wurde die Stadt als Partner für mögliche Kooperationen angesprochen, noch wurden zivilgesellschaftliche Initiativen oder Vereine einbezogen, die möglicherweise Interesse an einer Übernahme oder Partnerschaft gehabt hätten. Die Stadt Halle erklärt sich bereit, konstruktiv an Lösungen mitzuwirken und prüft alle Möglichkeiten, wie das Museum in seiner Funktion als kulturelle und bildende Einrichtung erhalten werden kann. Wir stehen für Gespräche jederzeit zur Verfügung. Um Möglichkeiten auszuloten, das Museum am Standort Halle zu erhalten, werde ich Kontakt aufnehmen zur neuenVorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG, zum Bundesminister für Verkehr sowie zu Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff.“
Es ist eine Riesensauerei! Dumm und ignorant. Ich fahre nicht mehr mit dem Sauladen und verbrenne rückwirkend alle jemals gekauften Fahrscheine!
Dein Weckruf ist in Berlin angekommen. Die Entscheidung wird sicher gleich morgen rückgängig gemacht.
Wieviel Geld wird denn da jetzt eingespart, wenn der ganze Fuhrpark trotzdem erhalten bleibt und gewartet werden muss? Das kann doch so viel gar nicht sein, zumal jetzt auch noch Einnahmen von Besuchern wegfallen (die wahrscheinlich auch nicht riesig waren, aber trotzdem). Unverständlicher Schritt.
Wer sagt denn, dass der Fuhrpark weiter gewartet wird?
Na wozu denn ein Depot, was ja dazu da ist, Fahrzeuge unterzustellen, wenn die Fahrzeuge nicht mehr gewartet werden? Dann könnte man sie und das Gebäude auch einfach gleich verkaufen (und würde sogar noch Geld einnehmen).
Herr OB, falls Sie Mitlesen bitte auch den Ostbeauftragten des Bundes mit ins Boot holen, schließlich ist der Standort Halle der einzige mit DR (Reichsbahn) Bezug, auch das gehört zum kulturellen Erbe der Menschen in Ostdeutschland. Ausserdem ist es auch im Transformationsprozess ein wichtiges Kapitel gewesen wie passend zum Standort des Zukunftszentrum….
Dafür hat der Ostbeauftragte keine Zeit. Der muss gegen die AfD hetzen.
Und der Burger ist auch wieder da, schön braungebraten.
Waas den für einen ostbeauftragten? Um Gottes Willen nur den nicht, der will doch als erster, dass das wegkommt. Oder was sagst du
Kämpft und lädt es euch nicht wegnehme, jagt die zum Teufel, die das schließen wollen
Warum müssen alle sparen? Es ist nicht nur die Bahn, dieser ganze Staat ist auf dem Weg in den Abgrund. Wir alle wissen warum, aber keiner spricht es aus. Ist das Zensur?
Sprich aus!
Oder zensierst Du Dich?
Morgen ist doch eh Weltuntergang. Wie jeden Tag…
„werde ich Kontakt aufnehmen zur neuen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG, zum Bundesminister für Verkehr sowie zu Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff.“
Warum nimmt Alexander Vogt nicht gleich noch Kontakt zur EU-Kommission, den Vereinten Nationen und der amerikanischen Regierung auf? 🙂
Fakt ist, dass die Deutsche Bahn nicht dafür da ist, die Hobbys halleschen Eisenbahnfans zu subventionieren. Die Bahn hat diesbezüglich ganz andere Aufgaben. Alexander Vogt verkennt das ganz offenbar.
Die Frage ist ernst gemeint: was kann man denn tun, hat jemand eine Idee? Es ist echt super schade!
„was kann man denn tun“
Hallenserin,
bezahlt einfach eure Hobbys selbst.
Ja, ich würde auch mehr Eintritt zahlen. Doch Kultur trägt sich nur selten selbst. Ich verstehe, dass die Unterhaltung sehr teuer ist. Eine Lok fahrtauglich zu halten, die Kosten sind ja unvorstellbar. Dennoch schließe ich mich den Kommentaren zur Sonderstellung des Museums an. Es geht mir ja nicht um die 6. Ausstellung darüber, wie sich die Hallenser und andere am 9. Oktober 2019 gefühlt haben. Das ist Technikgeschichte extrem anschaulich.
Es ist sehr schade das der Lokschuppen lV umgewandelt wird ,es war meine Dienstselle Bw Halle P als Lokführer gewesen.Es nicht mehr die Eisenbahn was es mal war,die Teppich-Etage in Berlin haben doch kein Interesse sehen doch nur noch die Kohle als Profit, sehr sehr schade.