Sechs Jahre nach dem Anschlag in Halle (Saale): Stadt gedenkt der Opfer und mahnt zum Handeln – Gedenkbanner hängen seit dem Wochenende im Stadtgebiet
Sechs Jahre ist es her, dass ein rechtsextremistischer Attentäter am 9. Oktober 2019 versuchte, in die Synagoge in Halle einzudringen und anschließend zwei Menschen ermordete: Jana L. und Kevin S. Ihre Namen stehen bis heute für ein grausames Verbrechen, das ganz Deutschland erschütterte. Aus diesem Anlass finden in der Saalestadt am kommenden Donnerstag zahlreiche Veranstaltungen statt, um der Opfer zu gedenken – und ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus, Rassismus und rechte Ideologien zu setzen.
Bereits am Sonntag wurden im gesamten Stadtgebiet Banner aufgestellt, die nicht nur an die beiden Todesopfer erinnern, sondern auch zum aktiven Engagement gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aufrufen. Die Botschaft ist klar: Erinnern reicht nicht – es braucht Haltung und Handlung.
Der Gedenktag am 9. Oktober beginnt um 12 Uhr mit einem stillen Gedenken in der Synagoge in der Humboldtstraße. Exakt zum Zeitpunkt des Anschlags, um 12.03 Uhr, wird es ein sicht- und hörbares Innehalten geben: Stadtweit läuten die Kirchenglocken, Busse und Straßenbahnen kommen zum Stillstand. Eine kollektive Schweigeminute inmitten des Alltags.
Um 14 Uhr startet ein Gedenkrundgang am Steintor, der symbolisch die Wege des Anschlags nachzeichnet. Er führt zur Synagoge und weiter zum ehemaligen Kiez-Döner, heute TEKIEZ, in der Ludwig-Wucherer-Straße – dem zweiten Tatort. Unterwegs laden Schweigeminuten und Blumenabgaben dazu ein, still innezuhalten und Anteil zu nehmen.
Ebenfalls im 14 Uhr beginnt im Welcome Treff in der Geiststraße die Dialogreihe „Dazusetzen und Mitreden“ der Freiwilligenagentur unter dem Motto „Was bewegt Dich heute, wenn Du an den Anschlag am 9. Oktober 2019 denkst?“
Am TEKIEZ beginnt um 16 Uhr eine Demonstration unter dem Motto: „9.10. und an 364 Tagen im Jahr: Räume des Erinnerns schaffen.“ Zahlreiche Initiativen, Bürgerinnen und Vertreterinnen der Stadtgesellschaft wollen damit deutlich machen: Erinnerungskultur darf kein einmaliges Ereignis bleiben.
Den Abschluss bildet um 18.30 Uhr eine öffentliche Andacht auf dem Marktplatz, zu der die Stadt Halle und der Evangelische Kirchenkreis Halle-Saalkreis gemeinsam einladen. Pfarrer Dr. Johannes Thon wird ein Gebet auf Deutsch und Hebräisch sprechen. Die Teilnehmenden sind aufgerufen, Kerzen mitzubringen, um gemeinsam ein Licht der Erinnerung und Solidarität zu entzünden.
Um 19 Uhr laden der Landesverband Jüdische Gemeinden Sachsen-Anhalts und das Bündnis gegen Antisemitismus Halle zu einem öffentlichen Podiumsgespräch ins Stadthaus am Marktplatz 2 ein. Unter dem Titel „Die antisemitische Mobilisierung. Der 7. Oktober und seine Folgen“ diskutieren die Schauspielerin und Journalistin Sarah Maria Sander sowie der Psychologe und Autor Ahmad Mansour über die aktuelle Lage jüdischen Lebens in Deutschland.
Auch über die offiziellen Veranstaltungen hinaus sind alle Hallenserinnen und Hallenser eingeladen, im Laufe des Tages an den beiden Anschlagsorten in der Humboldtstraße und der Ludwig-Wucherer-Straße Blumen niederzulegen oder Kerzen aufzustellen.
„Sechs Jahre nach dem Anschlag zu sehen, wie viele Kämpfe Überlebende des Anschlags noch immer zu führen haben, macht traurig und wütend.“ so Magdalena Gatz von Halle gegen Rechts. Noch immer haben Menschen mit den Verletzungen durch den Anschlag und den daraus resultierenden Folgen zu kämpfen. Noch immer ist die Zukunft des TEKiEZ als Ort und Raum der Erinnerung und Solidarität nicht gesichert. Antisemitismus ist allgegenwärtig und brutal.
Der Anschlag an Jom Kippur 5780 im Oktober 2019 erschütterte am höchsten Jüdischen Feiertag die jüdischen Gemeinden weltweit – es stürzte sie nicht nur in Trauer, sondern auch in existenzielle Sorge um ihre eigene Sicherheit. Überlebende und von Antisemitismus Betroffene schildern immer wieder eindrücklich, wie sehr er ihr Leben in ein “Davor und Danach” unterteilt. Der vom antisemitischen Furor getriebene Massenmord am 7. Oktober 2023, das größte Massaker an Jüdinnen und Juden seit der Shoah, tat dies, ebenfalls an einem jüdischen Feiertag, in grausamster Weise. Die antisemitische Mobilisierung seitdem führt weltweit dazu, dass Jüdinnen und Juden ihren Alltag in ständiger Wachsamkeit, mit Angst vor Sichtbarkeit und unter dem Druck leben, sich selbst und ihre Gemeinschaft permanent schützen zu müssen.
Der furchtbare antisemitische Anschlag von Manchester an Yom Kippur vor wenigen Tagen nahm zwei Menschen das Leben und verletzte weitere schwer. Insbesondere hier in Halle verstärkt er den Schmerz, den Überlebende und Betroffene ohnehin mit sich tragen. Er zeigt zugleich, wie konkret die Bedrohungslagen weltweit und auch hier vor Ort sind.
Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage erwartet von Polizei und Innenministerium, diese ernst zu nehmen. Die Gedenkveranstaltungen am Jahrestag des Anschlags am Donnerstag müssen umfassend und effektiv gegen mögliche Gefährdungen abgesichert werden. Würdevolles Gedenken, selbstbestimmtes Erinnern und Innehalten in Solidarität müssen adäquat und in Absprache mit den Veranstaltenden geschützt werden.
„Der Anschlag von Manchester und die zunehmende antisemitische Radikalisierung brauchen wachsame und aktive Sicherheitsbehörden. Sie fordern aber vor allem uns als Gesellschaft. Mehr denn je muss der Kampf gegen Antisemitismus zum Anliegen der gesamten Stadtgesellschaft werden“, so Gatz abschließend.

















Wieso werden die Nachnamen im Text abgekürzt während sie auf dem Artikelbild vollständig zu lesen sind?
Damit Du was zu sabbeln hast, Kunde!
Und kurz danach, steht ein Teil dieser Gestalten bei der nächsten Pro Pali-Demo auf der Matte. Wie scheinheilig!
Man darf nur gegen Mord sein, wenn vollwertige Menschen die Opfer sind.
Aber warum stellt man diese Dinger mitten auf den Fußweg… Ich habe dem Ordnungsamt schon einen Tipp gegeben…