Stadtrat debattiert über Laternenfest: Mehrheit sagt Nein zu mehr Einfluss auf Größe, Inhalt und Budget

Das Laternenfest bleibt ein Herzensprojekt der Stadt – aber auch ein finanzieller Kraftakt. Nachdem die diesjährige Ausgabe mit rund 1,2 Millionen Euro so teuer war wie nie zuvor, schlugen die Fraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP/FREIE WÄHLER Alarm. Ihr Antrag: Die Stadtverwaltung solle dem Stadtrat für künftige Feste ab 2026 abgestufte Varianten zu Konzept und Finanzierung vorlegen – inklusive möglicher Einsparoptionen.
Doch das Vorhaben stieß im Stadtrat auf mehrheitliche Ablehnung. Mit 11 Ja-Stimmen, 32 Nein-Stimmen und 3 Enthaltungen wurde der Antrag am Mittwochabend deutlich abgelehnt.
Antrag wollte Mitsprache bei Form und Umfang ermöglichen
Die Initiatoren wollten kein „Billigfest“, aber auch keine ausufernden Nachfinanzierungen wie in diesem Jahr mehr erleben.
„Das Laternenfest ist uns lieb und teuer“, sagte Mario Lochmann (Grüne) in der Debatte. Es gehe nicht darum, das Fest in Frage zu stellen, sondern es langfristig tragfähig zu machen.
„Die Frage ist, wie teuer es sein kann, um es dauerhaft zu erhalten – nicht nur im nächsten Jahr“, so Lochmann. Er kritisierte, dass der Stadtrat in der Vergangenheit kaum an konzeptionellen Entscheidungen beteiligt worden sei. Der Antrag solle dafür sorgen, dass der Rat über Größe, Inhalt und Kostenrahmen mitentscheiden kann. „Es geht nicht um Sparen, sondern um Planungssicherheit und Mitsprache.“
Auch Tim Kehrwieder (FDP) betonte die Verantwortung des Rates angesichts der angespannten Haushaltslage:
„Wir müssen entscheiden, ob wir uns ein Laternenfest in dieser Form leisten können.“ Der Antrag sei ein Schritt hin zu Transparenz und Verlässlichkeit, um Überraschungen wie beim Nachschuss in diesem Jahr zu vermeiden.
Kritische Stimmen: Sorge vor „Kurator-Rolle“ des Stadtrats
Doch nicht alle Fraktionen teilten diesen Kurs. Katja Müller (DIE LINKE) warnte eindringlich davor, dass sich der Stadtrat inhaltlich in das Fest einmische.
„Wir sind nicht der Kurator des Laternenfestes.“ Es gehe bei Kulturveranstaltungen nicht um Geschmack oder persönliche Vorlieben einzelner Stadträte. Die Verwaltung verdiene hier einen Vertrauensvorschuss, so Müller.
Torsten Schiedung (SPD) verwies darauf, dass die Stadt bereits im Oktober eine eigene Finanzierungsvorlage angekündigt habe. Eine zusätzliche Variantenprüfung durch die Verwaltung sei aus seiner Sicht unnötiger Aufwand:
„Wenn wir zu jeder Variante Änderungsanträge bekommen, endet das in einem Fest der Kompromisse – nicht in einem gelungenen Fest für die Stadt.“
Verwaltung warnt vor Einflussnahme, signalisiert aber Sparwillen
Auch Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt äußerte sich kritisch zur Idee, dem Stadtrat zu viel Einfluss auf die inhaltliche Gestaltung des Festes zu geben:
„Ich halte es für gefährlich, wenn sich acht Fraktionen inhaltlich einmischen.“ Das Laternenfest sei ein identitätsstiftendes Ereignis für Halle, vergleichbar mit Händel oder der Saale. Man arbeite bereits an Maßnahmen zur Effizienzsteigerung – unter anderem durch feste Stromleitungen auf der Ziegelwiese, um teure Aggregate zu vermeiden. Die Ergebnisse sollen im Oktober vorgestellt werden.
Zwischen Kontrolle und Vertrauen: Die grundsätzliche Frage bleibt
Andreas Schachtschneider (Hauptsache Halle) und Carsten Heym (AfD) unterstützten den Grundgedanken des Antrags:
„Wir müssen den Blick auf die Finanzen haben“, so Schachtschneider. Heym betonte die Verantwortung gegenüber den Bürgern, die von ihren gewählten Vertretern erwarteten, wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen.
Doch am Ende blieb der Antrag chancenlos. Der Wunsch nach mehr Einfluss, mehr Transparenz und einer klaren Haushaltsführung konnte sich nicht gegen die Bedenken durchsetzen, dass der Stadtrat sich zu sehr in das operative Geschäft der Verwaltung einmischt.
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