Stadtverwaltung gegen “Haifischzähne” im Bebelviertel: Unfallzahlen haben sich deutlich reduziert, mit Radlern um die Hälfte

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25 Antworten

  1. 10010110 sagt:

    Der Platz ist trotzdem verkehrstechnisch scheiße und ein Resultat der Verkehrsplanung der 1960er Jahre, als es darum ging, den Autoverkehr möglichst flüssig und ohne viel zu bremsen durch die Stadt zu schleusen und alles andere diesem unterzuordnen.

    1.: Man hat zwei der fünf Zufahrtstraßen zu Sackgassen gemacht, damit es weniger Kreuzungen gibt.
    2.: Man hat die Kurvenradien möglichst autofreundlich angelegt, was zum Schnellfahren einlädt.
    3.: Man hat damals das Zufußgehen und den Radverkehr nur als Freizeitvergnügen, nicht als ernsthafte, alltägliche Fortbewegungsart betrachtet, und die Wegebeziehungen entsprechend gestaltet:
    Man versuchte zwar den Autoverkehr und den Fußverkehr möglichst zu trennen und mittels großzügiger Grünflächen auseinanderzuhalten, um möglichst wenige Berührungspunkte zu haben, aber man hat dadurch sämtliche direkten Wegebeziehungen gekappt und unnötige Umwege für Fußgänger geschaffen. Wie gesagt: dem damaligen Zeitgeist geschuldet dachte man, zu Fuß gehen wäre reines Freizeitvergnügen und man würde nur spazieren gehen/flanieren und bräuchte daher keine direkten Wegbeziehungen (das merkt man übrigens auch an der Stadtplanung in Halle-Neustadt), aber die Trampelpfade auf dem Platz zeugen ja davon, dass diese Denkweise verkehrt war.

    Wenn es nach mir ginge, würde ich sämtliche Sackgassen wieder öffnen und eine Art Kreisverkehr draus machen, mit zentraler Grünfläche/Spielplatz/Brunnen in der Mitte. Aber wie ich mitbekommen habe soll in naher Zukunft nur die bestehende Grünfläche mit dem Brunnen neu gemacht werden, ohne irgendwas grundlegendes am Verkehrskonzept zu ändern, was mal wieder typisch für die inkonsequente Vorgehensweise der Stadtverwaltung ist.

    • Emmi sagt:

      Du lebst zu sehr in der Vergangenheit. Finde dich mit der Realität ab.

      • Fernrohr sagt:

        Nulli hat sich wieder entleert.

      • Klara sagt:

        @Emmi:
        10010110 hat lediglich sehr exakt dargelegt, wie es zur jetzigen Grundgestalt des August-Bebel- Platzes gekommen ist und welche Folgen das für Fußgänger und Radfahrer hat. Er spricht ausdrücklich vom damaligen Zeitgeist, der alles autogerecht machen wollte. Ein Leben in der Vergangenheit kann ich darin nicht erkennen, Erfahrung hingegen sehr wohl.
        Hier im Forum hat niemand ein so fundiertes Fachwissen zum Thema Straßenverkehr wie 10010110 und eine solch solide Ortskenntnis. Es lohnt sich, die Autofahrer-Scheuklappen abzulegen und mal darüber nachzudenken, ob es nicht doch endlich an der Zeit ist, Verkehr wieder anders zu organisieren.

      • Bernd sagt:

        Wieso, da soll ohnehin gebaut werden, warum sollte man da nicht über eine komplett neu geplante Lösung nachdenken?

    • naja sagt:

      „…Wenn es nach mir ginge,…“

      nur gut, das dem nicht so ist.

    • Aufmerksamer Beobachter sagt:

      Halle Neustadt ist in den Wohnkomplexen für Fußgänger geplant worden. Eigentlich jammern dort immer die Autofahrer, dass sie nicht direkt von A nach B fahren können. Könnte man wissen.
      Sicher braucht die Puschkinstraße heute an ihrem Ende nicht so viel Platz. Aber ob das Öffnen aller Sackgassen eine dann verkehrsumflutete zentrale Fläche sehr attraktiv macht, bezweifel ich stark. Siehe Thomas-Müntzer-Platz. Zumal die umlaufende Straße nicht weniger Raum verschlingen würde. Beide Plätze sind ungefähr gleich groß.

    • lrd110 sagt:

      in den sechziger Jahren hatten in der DDR die allerwenigsten Haushalte einen Privat-Pkw,zu Fuß gehen bzw.mit dem Rad fahren waren also durchaus üblich und nicht nur reines „Freizeitvergnügen“

      • daaamals sagt:

        Ach deshalb die Hochstraße. Alles klar.

      • 10010110 sagt:

        Verkehrsinfrastruktur wird nie für den Zustand gebaut, der momentan existiert, sondern für den Zustand, denn man zukünftig haben will. Und von den 1950er bis mindestens in die 1980er Jahre war der politische Zeitgeist der, dass das Automobil Freiheit bedeutet und möglichst jeder eins besitzen sollte (auch wenn dieses Ziel nicht immer erreicht wurde). Autofahren wurde entsprechend attraktiv gemacht und alltägliches Zufußgehen und Radfahren wurde zumindest als Auslaufmodell betrachtet und entsprechend wenig gefördert, selbst wenn es in der Praxis noch weit verbreitet war.

        • t-haas sagt:

          Nein, das was schon rein ökonomisch gar nicht zu schaffen, weder produktions-, noch privatökonomisch. Deshalb war ja auch der ÖPNV viel besser als heute. Du bist offensichtlich nicht in der DDR sozialisiert worden, nur Wessis schreiben solch Bullshit

          • 10010110 sagt:

            Das Ziel war in der DDR das gleiche wie im Westen: Auto, Auto über alles. Dass es ökonomisch nicht zu schaffen war und aus der Not heraus der ÖPNV „besser“ war als heute, ändert nichts daran, dass man die Infrastruktur für mehr Autoverkehr geplant hat. Nicht umsonst wurde Halle-Neustadt mit einer sechsspurigen Magistrale ausgestattet, von der der Fußverkehr weitgehend separiert und nur über Brücken und durch Tunnel zu über-/unterqueren war. Nicht umsonst wurden die damalige F 80, F 91 und F 100 vierstreifig ausgebaut und in der Form mitten durchs Stadtzentrum bis zum größten Verkehrsknoten der Republik – dem Thälmannplatz – geführt. Und auch hier mussten Fußgänger entweder über Brücken (Leninallee) oder Tunnel (Thälmannplatz) Umwege in Kauf nehmen, um – mitten in der Stadt, wohlgemerkt – ihre Ziele zu erreichen, wo sie vormals direkt hingelangten.

            Es gab hier bei dubisthalle.de auch mal einen Artikel über die Pläne der DDR für diverse Verkehrsachsen in der Innenstadt – leider kann ich das jetzt nicht mehr finden (vielleicht können Enrico oder Daniel ja helfen? 😉 ). Aber ich erinnere mich, dass da mal noch viel mehr vierstreifige Schnellstraßen geplant waren. Wie gesagt: auch wenn es ökonomisch in der Praxis nicht erreichbar war, man wollte in der DDR alles genauso autogerecht machen wie im Westen.

      • jaja sagt:

        Ja, waren üblich, aber man hat für eine großartige Zukunft gebaut, in welcher der Kapitalismus alsbald überflügelt wäre. Wenn schon im Westen Stadtautobahnen gebaut wurden, wollte man auch etwas vorweisen.

    • Peter sagt:

      Kreisverkehr wäre wahrscheinlich eine gute Lösung.
      Aber, dass das innere dessen etwas Wertvolles ist, dort Kinder spielen und Menschen ihre Freizeit verbringen wollen sollten, das bezweifle ich doch sehr. Schon wegen des LKW-Verkehrs, wird dort eher eine überfahrbare Mitte gebraucht.

  2. lächerlich sagt:

    Was würde denn ein zusätzlicher Hinweis direkt auf der Straße schaden?

    • Günter P. sagt:

      Die Stadt hat für solche Kleinigkeiten kein Geld.

    • Radfahrer sagt:

      „…Was würde denn ein zusätzlicher Hinweis direkt auf der Straße schaden?…“

      Es würde den Nutzen dieser Zusatzwarnung verwässern. Am August-Bebel-Platz gibt es klare Sichtbeziehungen und die Rechts-vor-Links-Regelung sollte jeder kennen, der in eine Tempo-30-Zone einfährt.
      Die Haifischzähne sollen nur bei einer besonderen Gefährdungslage verwendet werden, bspw. wenn Rechts-vor-Links schlecht erkennbar ist. M.E. könnte man solche Markierungen z.B. dort aufbringen, wo Einbahnstraßen in Gegenrichtung für Radfahrer freigegeben sind und Autofahrer womöglich nicht mit Fahrzeugen aus der „falschen“ Richtung rechnen. Und ich glaube, genau so wird es im Viertel dort auch schon gemacht.

  3. ICH sagt:

    Das hier überhaupt diskutiert wird, zeigt doch nur, wie sehr man sich in der Bevölkerung mit dieser stumpfen Verkehrsplanung, in der als Prämisse alle Verkehrsteilnehmer als hirnlose Volltrottel bewertet werden (siehe Ampelkreisverkehr Heide/Weinbergweg), bereits arrangiert hat. Wer bitte braucht am August-Bebel-Platz eine Vereinfachung der Regeln? Das einzig Auffällige dort ist diese sinnlose Verkehrinsel mit der Laterne beim Abbiegen in die Kardinal-Albrecht-Straße. Die könnte man auch einfach entfernen und daraus eine ganz normale Straße ohne geteilte Spuren an der Einmündung machen. Gleichzeitig könnte man dann den „Springbrunnenplatz“ weiter an die Straße heranziehen, so dass für Fußgänger deutlich kürzere Distanzen beim Überwinden der Straßen zu bewältigen sind und der Kreuzungsbereich deutlich besser einsehbar wird. Wird natürlich bei dieser depperten STadtverwaltung niemals ins AUge gefasst werden. Lieber zehnmal umständlich und wenn doch verändern, dann zum Schlechten und teuer muss es sein!

    • Yvonne Winkler sagt:

      Das habe ich im Rat alles schon mal vorgeschlagen. Leider ist für Reduzierung der Straßeneinmündung Kardinal-Albrecht-Str. kein Geld da, um die Grünfläche mit dem Brunnen zu erweitern und die gewaltige Straßeneinmündung zu reduzieren.

      • ICH sagt:

        Na Hauptsache, es ist genug Geld für solche Highlightprojekte wie den neuen Kreisverkehr am „Unfallschwerpunkt“ (Zitat Rebenstorf – man kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus) Weinbergweg (für 6,5 Mio (!!!) Euro) oder den Radweg in der Weststraße (hier kriegt man fast Gewaltfantasien ggü den Entscheidungsträgern) vorhanden. Und bevor jetzt wieder das übliche Gelaber einsetzt: Es ist mir scheißegal, aus welchen Töpfen das jeweils finanziert wird, am Ende kommt das Geld aus der Tasche der Steuerzahler und wird für sinnlosesten Dreck verpulvert.

      • Fred sagt:

        Na aber, andere Mitforisten wollen doch sogar alle Sackstraßen wieder öffnen. Dann wären Grünflächen und Brunnen, auf denen man herumlungern kann, echt Geschichte.