Straßenbahnen und Busse als mobile Ladestationen

„Die Fahrausweise bitte!“ Wer kennt nicht diesen Ruf in Bus und Straßenbahn. Doch was ist, wenn der Akku des Smartphones (fast) leer ist, auf dem man zuvor das Ticket gekauft hat? Es ist nur eines von vielen Szenarien, welches wohl die Stadtratsfraktion MitBürger/Neues Forum im Sinn hat, dass sie nun auch für den öffentlichen Nahverkehr in Halle Auflademöglichkeiten für Handys und Tablets fordert.
„Auch kurze Ladezeiten können bei leerem Smartphone-Akku durchaus hilfreich sein. Man denke nur an das Handyticket“, so Stadtrat Denis Häder. Immerhin nutzt die HAVAG schon seit Jahren EasyGo.
Demnach soll bei Neuanschaffungen von Bussen und Straßenbahnen die Ausstattung mit USB-Anschlüssen berücksichtigt werden, so dass die Fahrgäste die Akkus ihrer Mobiltelefone bei Bedarf per USB aufladen können.
Die Fraktion beruft sich hierbei in ihrer Forderung auch auf eine strategische Leitlinie im integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK 2025), welches derzeit mit Hilfe von Stadtteilkonferenzen erarbeitet wird. Hier ist die „Förderung und Implementierung von Mobilitätsinnovationen“ einer von vielen Schwerpunkten.
Die Fraktion geht in ihrer Anregung noch weiter und regt an, dass man die Haltestellenhäuschen mit Solarzellen ausstattet, um dort auch Bildschirme mit Fahrgastinformationen installieren zu können. Ebenfalls soll geprüft werden, ob darüber eine Aufladung der Mobiltelefone erfolgen kann.
In einer ersten Reaktion der HAVAG wurde Skepsis gegenüber den Vorstellungen der der Fraktion MitBürger/Neues Forum geäußert. So sei eine Umrüstung der Fahrzeuge aufwändig und teuer. Dies haben wohl die Stadträte der Fraktion berücksichtigt und wollen daher nur bei Neuanschaffungen eine Realisierung ihrer Idee. Auch den Hinweis auf die kurzen Fahrszeiten will die Fraktion so nicht stehen lassen, denn bereits 10 Minuten Aufladezeit könnten genügen, um das gültige Ticket via EasyGo dem Fahrscheinkontrolleur vorzuzeigen. Zudem werde ja auch über WLAN in den Bussen und Straßenbahnen nachgedacht, auch diese Nutzung benötige Strom aus dem Akku der Handys.
„Es ist nur eines von vielen Szenarien“
Da interessieren mich aber diese vielen anderen Szenarien, die den Fraktionsmitgliedern da vorschweben.
Und wer popelt die Kaugummis aus den USB-Buchsen? 🙂
„Doch was ist, wenn der Akku des Smartphones (fast) leer ist, auf dem man zuvor das Ticket gekauft hat?“
Ach, es ist mal wieder Herrlich, wie man Lösungen für Probleme schafft, die es vorher nie gab, und die im gleichen Zug neue Probleme schaffen, die nach einer Lösung schreien.
Kein Wunder, dass das Leben immer „komplizierter“ wird, wenn man sich nicht mit den einfachen Dingen zufrieden gibt.
Bildschirme mit „Fahrgastinformationen“ (also im Endeffekt animierte Werbung) an Haltestellen? Die Mitbürger und das Neue Forum wissen wohl mit ihrer Zeit nichts besseres anzustellen, als sich völlig blödsinnigen, überflüssigen Schnulli auszudenken?
Fahrgastinformationen gibt es auch jetzt schon, in Form einer Matrixanzeige. Was brauchen die Stadträte denn noch für Informationen?
Vielleicht meinen sie auch Informationen über die Fahrgäste. Da böte sich natürlich ein Zugriff auf deren mitgeführte Datenspeicher an.
Jadenfalls bei Andorid-Geräten:
http://www.zeit.de/digital/mobil/2016-08/android-quadrooter-sicherheitsluecke-900-millionen
So ergeben die USB-Buchsen in der Bahn natürlich (noch) mehr Sinn! 🙂
Such doch wenigstens den richtigen Artikel heraus. Ja so ziemlich alle Smartphones sind per manipulierter Ladestation angreifbar. Oder durch freies WLAN in Bus und Bahn. Das unwissen der Nutzer und die enorme Zahl an Smartphones sind schon ganz nett.
Welcher Artikel ist denn der richtige?
Einer der vielen über Angriffe auf Handys per USB Schnittstelle und nicht eine beliebige Sicherheitslücke. Bei der Anzahl der Sicherheitslücken führt iOS übrigens mit Abstand, sowohl Mobil als auch bei Computern.
Juice jacking ist aber so 2012! 🙂
Da erschien mir ein Hinweis auf aktuelle Sicherheitslücken und vor allem die Zahl der davon betroffenen Geräte sinnvoller.
Der Akku kann sehr schnell leer sein, wenn man als Tourist mit einer Karten-App unterwegs ist. Ist mir auch schon passiert.
Gute Idee!
Scheißidee! Als Tourist kann man sich auch immernoch eine reguläre Fahrkarte kaufen. Man kann sogar davon ausgehen, dass Touristen noch viel eher den (äußerst geringfügigen) Aufwand betreiben würden, sich eine richtige Fahrkarte zu kaufen, da sie üblicherweise nicht hektisch irgendwelche Verkehrsmittel nutzen, sondern die Zeit haben/nehmen, eine Fahrkarte zu erwerben (abgesehen davon, dass der Umstand, erst auf seinem Mobilgerät ein Programm installieren – von dem man auch erstmal wissen muss, dass es das gibt und wie es heißt – und dann online nach einer Fahrkarte suchen zu müssen wohl größer ist, als an der Haltestelle oder im Fahrzeug an einen Automaten oder an einem klassischen Fahrkartenschalter – sogar mit persönlicher Beratung – eine Fahrkarte zu erwerben).
Das Argument „Touristen“ ist nur ein Scheinargument, was immer gerne vorgebracht wird, um irgendwelchen Blödsinn einzuführen (wir erinnern uns an die Überlegungen, den Namen „Reileck“ als offizielle Bezeichnung einzuführen, mit der Begründung, dass Touristen sich dann besser zurecht fänden). Die Möglichkeit des mobilen digitalen Fahrkartenerwerbs (und auch von Fahrkartenautomaten) wurde nicht für Touristen eingeführt, sondern für regelmäßige Nutzer, die wissen, was und wohin sie wollen und bei denen der Fahrkartenkauf entsprechend schnell und automatisiert abläuft.
Er meint wohl mit „Karten-App“ nicht Fahrkarten, sondern die Möglichkeit der Navigation.
Ja klar, Google Maps oder Ähnliches.
Dass man an vielen Haltestellen keinen Fahrkartenautomaten findet, ist eine ganz andere Diskussion …
An welchem touristischen „Brennpunkt“ fehlt denn ein Automat? Falls der Automat in der Bahn nicht benutzt werden kann, verkauft auch der Fahrer Fahrscheine.
Wenn wirklich Not am Mann ist, muss man halt die 60 Euro riskieren. Für das Geld könnte man allerdings auch gemütlich Taxi fahren. 🙂
Ich weiß, was er meint. Aber er meinte es im Zusammenhang mit einer digitalen Fahrkarte, die man im Fall eines Stromausfalls nicht mehr vorzeigen kann – so hab’ ich’s jedenfalls interpretiert. Ansonsten wäre es ja noch überflüssiger solche Funktionen einzuführen, wenn es nur der persönlichen Bereicherung dient. Wenn’s Mobilgerät mal ausfällt, bricht sich keiner was ab. Dann schaut man halt mal aus dem Fenster und/oder sinniert ein bisschen vor sich hin.
Kostet alles wieder mehr Geld (und nicht nur der Einbau, sondern auch die Wartung) und hat einen äußerst geringen Nutzen. Und dann beschweren sich die Leute, dass Fahrkartenpreise erhöht werden. Eine Luxuslösung für ein Luxusproblem, dass man vorn herein vermeiden kann.
„…er meinte es im Zusammenhang mit einer digitalen Fahrkarte“
Wie du siehst, wohl nicht. 🙂
Ein Luxus“problem“ bleibt das Ganze aber allemal. Da hast du durchaus recht.
Ich war letztes Wochenende in Sizilien, nicht gerade berühmt für seine gute Infrastruktur. 🙂
Selbst da gab es in manchen Bussen Steckdosen und freies WiFi.
So etwas sollte schon längst nicht mehr als Luxus betrachtet werden. Ob man mit dem Smartphone nun eine Fahrkarte kauft oder nicht, ist erstmal zweitrangig. Dass man es während der Fahrst aufladen kann, wäre aber ein guter Service, der vielen Menschen nützen könnte.
Sicher muss das durchgerechnet werden. Der Nutzen besteht bestimmt nicht nur in mehr verkauften Fahrkarten, sondern in einer insgesamt attraktiveren Stadt.
Also die Attraktivität einer (ganzen) Stadt am Vorhandensein von USB-Buchsen im Bus festzumachen – ich weiß nicht. Selbst die Auswirkung auf den Fahrkartenabsatz halte ich für fraglich.
Wer von Beesen in die Uni-Klinik will (oder umgekehrt) ist mit der Tram schon mal eine halbe Stunde unterwegs. Dass es beim Arzt auch mal länger dauert und der Akku vom Headset oder dem Handy dann schwächelt ist so selten auch nicht. Da wäre für die Rückfahrt eine Auflademöglichkeit durchaus sinnvoll.
Muss man sich nur noch gegen die ganzen Schulkinder durchsetzen. 🙂
Fehlt nur noch, dass hier jemand Pokemon in die Diskussion einwirft.
Ich jedenfalls würde solch einen Service begrüßen. Und das als Hallenser, der oft den ÖPNV nutzt. Aber einige Leute hier verwenden viel Hirnschmalz um Argumente gegen die Idee zu sammeln.
Nichts spricht dagegen, Argumente dafür zu sammeln oder den hier vorgebrachten Einwänden zu widersprechen.
Sofern aber Daimler-Benz und Bombardier sowas nicht als Standardausrüstung anbieten, wirst du eine Umsetzung dieser Idee nicht erleben. Erst recht nicht als Um- oder Nachrüstung des bestehenden Fuhrparks.
Muss man nicht mal Hydrologie studiert haben, um das einzusehen.
Und was ist mit Ladekabel? Also ich schleppe meins nicht ständig mit rum… also neben ladestation auch noch ein Kabel anbieten? Oder vielleicht noch ein Kaffee? In den Sbahnen schon üblich das man steckdose zur verfügung hat.
Noch Sommerloch.