Von Sandmännchen bis Soldatenfiguren: Stadtmuseum Halle eröffnet interaktive Ausstellung über Spielkultur in Halle und der Welt

Am Sonntag, dem 14. September 2025, öffnet das Stadtmuseum Halle von 14 bis 17 Uhr seine Türen für ein besonderes Ereignis: Mit einem bunten Eröffnungsfest wird die überarbeitete Sonderausstellung „Spiel weiter!“ feierlich eingeweiht. Veranstaltungsort ist erneut das Druckereigebäude in der Großen Märkerstraße 10 – jener Ort, der bereits der ersten Ausgabe „Spiel mit!“ zu über 18.000 Besucherinnen und Besuchern verhalf. Der Eintritt zur Ausstellung und zum Eröffnungsfest ist frei.
Zur Eröffnung lädt das Museumsteam zu einem Nachmittag voller Spiel, Bewegung und Begegnung ein. Spielstationen im Haus und im Innenhof machen Lust aufs Ausprobieren, ein Walking Act sorgt für staunende Gesichter, und wer sich körperlich ein wenig fordern möchte, kann beim Hula-Hoop-Workshop mitmachen. Das Programm richtet sich ausdrücklich an große und kleine Besucherinnen und Besucher und verspricht drei Stunden voller Überraschungen, Erinnerungen und neuer Entdeckungen.
Ausstellung in neuer Gestalt: „Spiel weiter!“ knüpft an großen Erfolg an
Die Ausstellung „Spiel mit!“, die ursprünglich nur bis zum Sommer 2025 geplant war, hat die Erwartungen weit übertroffen. Besonders bemerkenswert war die starke Resonanz aus der Bevölkerung: Neben den vielen individuellen Besuchen nutzten über 4.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene das Angebot im Rahmen von museumspädagogischen Formaten. Für das Team des Stadtmuseums war schnell klar: Dieses Thema muss weitergeführt werden – aber nicht einfach so, sondern mit frischen Inhalten, neuen Exponaten und einem erweiterten Blick auf das Thema „Spiel“.
„Spiel weiter!“ ist mehr als eine Fortsetzung. Die Ausstellung zeigt sich in weiten Teilen neu konzipiert. Viele Leihgaben mussten an ihre Eigentümerinnen und Eigentümer zurückgegeben werden, andere Objekte durften aus konservatorischen Gründen nicht länger präsentiert werden. Doch die Herausforderung wurde zur Chance: Neue Objekte, neue Geschichten und neue Zugänge halten nun Einzug. Etwa ein Viertel der ursprünglichen Exponate wurde übernommen – darunter zentrale Objekte wie das Herzstück der Ausstellung, die Spielarena. Hier können Besucherinnen und Besucher selbst aktiv werden, würfeln, bauen, knobeln oder einfach nur Spaß haben.
Lieblingsspielzeuge mit Geschichte: Eine Ausstellung wächst mit ihren Besucherinnen und Besuchern
Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist die Rubrik „Mein Lieblingsspielzeug“, die unmittelbar mit den Menschen in Halle verbunden ist. Zahlreiche Hallenserinnen und Hallenser sind dem Aufruf des Stadtmuseums gefolgt, ihr Lieblingsspielzeug samt persönlicher Geschichte einzureichen. Diese individuell bedeutsamen Objekte – vom selbstgebauten Holzlaster über Kaufmannsladen bis zur Stoffpuppe aus Kindertagen – sind nicht nur Zeugen ihrer Zeit, sondern auch Ausdruck biografischer Erinnerungen.
Die Lieblingsstücke sind in einem eigens eingerichteten, wachsenden Regal ausgestellt. Wer durch die Ausstellung geht, sieht dort Spielzeug, das einmal Teil einer Kindheit war – samt der Geschichten, die damit verbunden sind. Diese Verbindung von Objekt und Erzählung macht den besonderen Reiz dieses Bereichs aus. Das Projekt ist offen angelegt: Auch weiterhin können Hallenserinnen und Hallenser ihr Spielzeug und ihre Geschichte einbringen. So bleibt die Ausstellung lebendig und wächst mit jeder neuen Einsendung.
Spielen verbindet: Internationale Spieltraditionen aus Halles Partnerstädten
„Spiel weiter!“ schaut auch über die Stadtgrenzen hinaus und widmet sich in einem neuen Themenbereich den Spieltraditionen in Halles Partnerstädten. Die Ausstellung zeigt, wie universell das Spiel als kulturelle Praxis ist – und wie es zugleich überall ganz eigene Formen annimmt.
Die Besucherinnen und Besucher lernen hier unter anderem die armenische Stadt Gjumri kennen, Halles jüngste Partnerstadt. Zwei farbenfrohe Wurfkreisel – sogenannte „Hol“ – wurden dort von Künstlerinnen gestaltet und stehen exemplarisch für eine Spieltradition, die über Generationen weitergegeben wurde. Neben den Kreiseln sind auch Puppen zu sehen, die gemeinsam mit dem Puppentheater Gjumri und der Sekundarschule Johann-Christian-Reil in Halle entstanden sind. Besonders spannend: Die Kreisel dürfen nicht nur betrachtet, sondern auch ausprobiert werden.
Auch die US-amerikanische Stadt Savannah, seit 2011 mit Halle verbunden, ist mit einem besonderen Exponat vertreten. Handbemalte Spielzeugsoldaten tragen Uniformen aus der Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs. Sie zeigen nicht nur, wie historisches Geschehen Eingang ins Spielzeug findet, sondern werfen auch Fragen zum gesellschaftlichen Umgang mit Geschichte auf – insbesondere im Hinblick auf die Darstellungen der Konföderierten in den Südstaaten.
Die dritte Partnerstadt im Bunde ist Ufa in der russischen Republik Baschkortostan. Bereits in den 1980er-Jahren wurde dort die Städtefreundschaft mit Halle begründet. Im Sommer 1985 bauten Studierende aus beiden Städten gemeinsam einen Spielplatz in Halle – hinter dem heutigen Peißnitzhaus. Zwei der originalen Holzfiguren von damals, ein Drachenkopf und ein Flötenspieler, mussten aufgrund von Witterungsschäden ersetzt werden. In der Ausstellung können sie nun in ihrer ursprünglichen Form bewundert werden. Auch wenn die offizielle Städtepartnerschaft seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ruht, lebt der kulturelle Austausch dank zivilgesellschaftlicher Initiativen weiter – und findet hier seinen Ausdruck im gemeinsamen Spiel.
Puppen, Figuren, Theater: Halles Spielbühne zeigt sich in vielen Facetten
Ein zweiter neuer Themenschwerpunkt der Ausstellung widmet sich dem reichen Puppenspiel in Halle – sowohl in privaten Kinderzimmern als auch auf den professionellen Bühnen der Stadt. Hand- und Fingerpuppen aus dem Zeitraum von den 1940er-Jahren bis heute geben einen Eindruck davon, wie sich Puppenspiel über die Jahrzehnte entwickelt hat. Sandmännchen, Pittiplatsch, Fuchs und Elster – sie alle sind nicht nur Fernsehikonen, sondern auch Spielgefährten ganzer Generationen.
Die Ausstellung lässt aber nicht nur schauen, sondern auch selbst spielen. Im kleinen Kasperltheater können Besucherinnen und Besucher ihre eigenen Szenen entwickeln und in die Rolle von Puppenspielerinnen und -spielern schlüpfen.
Ein besonderer Blick gilt dem professionellen Puppenspiel in Halle: Das Puppentheater Halle, 1954 gegründet, gehört heute zu den renommierten Häusern für Figurentheater in Deutschland. Figuren aus seinem Repertoire sind in der Ausstellung ebenso vertreten wie aktuelle Arbeiten freier Künstlerinnen: Die Figurenspielerin Julia Raab zeigt Marionetten aus ihrer Werkstatt, während die Sozialforscherin und Kreativpädagogin Dr. Jeannette Drygalla mit Fantasiewesen und menschenähnlichen Puppen ein ganz eigenes künstlerisches Universum erschließt.
Beide Künstlerinnen bringen sich zudem ins Begleitprogramm ein: Mit Workshops zum Objekttheater, kreativem Schreiben, Puppenbau und Puppenspiel laden sie dazu ein, selbst kreativ zu werden. Darüber hinaus bringt Julia Raab ihr Kinderstück „Der Sängerkrieg der Heidehasen“ auf die Bühne – ein weiteres Highlight im Rahmenprogramm der Ausstellung.
Einladung zum Mitspielen, Staunen und Erinnern
Mit „Spiel weiter!“ hat das Stadtmuseum Halle eine Ausstellung geschaffen, die nicht nur dokumentiert, sondern erlebbar macht – ein Ort, an dem Geschichte durch persönliche Erinnerungen, internationale Perspektiven und interaktive Elemente lebendig wird.
Die Ausstellung ist bis zum 11. Januar 2026 zu sehen und richtet sich an Familien, Schulklassen, Kulturinteressierte und vor allem an alle, die ihre Neugier aufs Spiel noch nicht verloren haben – oder sie neu entdecken möchten.
Ob beim Durchblättern der Aktionskarten, beim Staunen über das Lieblingsspielzeug aus der eigenen Kindheit oder beim Eintauchen in das Puppenspiel – „Spiel weiter!“ ist ein liebevoll gestaltetes Plädoyer dafür, wie viel Kraft, Kreativität und Verbindung im Spiel steckt.
Ihr ganz persönliches Lieblingsstück? Ein DDR-Kipplaster, den ihre eigenen Söhne einst heiß und innig liebten – und der einst zum Stadtbild von Halle-Neustadt gehörte, als die Stadt für die Chemiearbeiter aufgebaut wurde.
























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