Zweiter Anlauf: die Franckeschen Stiftungen wollen UNESCO-Weltkulturerbe werden

Zum Jahr 2027 wollen die Franckeschen Stitungen in Halle (Saale) zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Das sagte Stiftungs-Direktor Thomas Müller-Bahlke am Dienstag. Für die anstehende neue Bewerbung haben die Stiftungen einen Zuwendungsbescheid vom Land Sachsen-Anhalt in Höhe von 186.600 Euro bekommen.
Diesmal lege man den Schwerpunkt auf „Bildung für alle“, so Müller-Bahlke. Dies sei schließlich auch das Ziel von August Hermann Francke gewesen. Das Jahr 2027 ist dabei nicht ohne Grund ins Auge gefasst worden, es ist das 300. Todesjahr des Schulstadt-Gründers.
Seit 1999 schon stehen die Franckeschen Stiftungen auf der deutschen Tentativliste für die UNESCO-Welterbeliste. Ein erster Antrag wurde 2015 nach eingehenden Diskussionen aus dem Wettbewerbsverfahren zurückgezogen. Seitdem haben die Stiftungen zusammen mit dem Land Sachsen-Anhalt und dem Auswärtigen Amt über mögliche Perspektiven gesprochen. Dank der vollen Unterstützung durch das Land Sachsen-Anhalt kann jetzt die Arbeit an einem zweiten Antrag aufgenommen werden.
Hierzu überreicht Staats- und Kulturminister Rainer Robra Stiftungsdirektor Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke einen Zuwendungsbescheid des Landes in Höhe von 186.600 Euro. Minister Robra zeigt sich vom Förderziel überzeugt:
»Die UNESCO-Stätten Sachsen-Anhalts sind in ihrer Mehrheit nicht einfach herausragende kulturelle Zeugnisse; sie stehen auch für Ideen, die die Welt verändert haben. Das gilt selbstredend für die Reformation Martin Luthers und für das Bauhaus in Dessau als Grundlage der weltweiten Moderne. Es gilt aber auch für das Gartenreich Dessau-Wörlitz als praktische Anwendung der philosophischen Ideen der Aufklärung. Zur Reihe dieser Orte revolutionärer Ideen zählen auch die Franckeschen Stiftungen. Franckes Vision war die Verbesserung des Menschengeschlechts, die Erziehung und Bildung jedes Einzelnen entsprechend seiner individuellen Begabungen – Waisen und Fürstenkinder gleichermaßen, Jungen ebenso wie Mädchen. Seine Pädagogik ist bis heute wirksam in den Schulen unseres Landes, seine Schulstadt hier in Halle gibt als Kulturdenkmal ersten Ranges Zeugnis von dieser Leistung und ist es wert, als Erbe der Menschheit anerkannt zu werden.«
Staatssekretär Dr. Gunnar Schellenberger unterstreicht:
»August Herrmann Franckes Idee ist heute so aktuell wie je: die bestmögliche Bildung aller Schülerinnen und Schüler nach Fähigkeit und Neigung zu ermöglichen, unabhängig von Stand und Vermögen ihrer Eltern. Sie ist als Schlüssel für Innovation und persönliche Entfaltung ein Ideal, das mir als langjährigem Pädagogen besonders am Herzen liegt und das in den Franckeschen Stiftungen schon vor über 300 Jahren verwirklicht wurde. Diesen andauernden Auftrag der Franckeschen Stiftungen für die Gegenwart und Zukunft wird die Überarbeitung des UNESCO-Antrags in den Mittelpunkt stellen. Als Mitglied des Kuratoriums der Franckeschen Stiftungen ebenso wie als Staatssekretär für Kultur ist es mir eine Freude, dieses Verfahren finanziell zu unterstützen!«
Die Förderung dient der Erarbeitung der inhaltlichen Grundlagen eines neuen Antragsverfahrens. Der geplante Welterbeantrag der Franckeschen Stiftungen wird unter dem Thema Bildung für Alle stehen. »Vor allem im Bauensemble der Franckeschen Stiftungen kommt die grundlegende Idee der Bildung für Alle einzigartig zur Geltung.«, erläutert Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke und ergänzt: »Damit greifen die Stiftungen eines ihrer eigenen Kernthemen auf, das bis heute von höchster Aktualität ist und unsere gesellschaftlichen Debatten bestimmt sowie global eine der größten Zukunftsherausforderungen für die Menschheit darstellt.«
Das Antragsverfahren ist in zwei Phasen unterteilt. Der Zuwendungsbescheid ermöglicht die Durchführung der ersten Phase. Dabei liegt der Fokus auf einem sogenannten »Upstream-Prozess«, der jetzt vorbereitet und voraussichtlich im Jahr 2023 durchgeführt werden soll. Hierfür werden mit internationaler fachwissenschaftlicher Unterstützung Konzept und Argumentationslinien für den eigentlichen Antrag erarbeitet und anschließend kritisch durch ICOMOS International in einem Dialog geprüft. Erst nach erfolgreichem Abschluss erfolgt in der zweiten Phase die Erarbeitung des eigentlichen Welterbeantrags.
Hintergrund
Die Franckeschen Stiftungen sind ein einzigartiges Zeugnis sozialer und pädagogischer Architektur bürgerlichen Ursprungs aus dem Zeitalter des Barock. Sie wurden 1698 von dem Theologen und Pädagogen August Hermann Francke (1663–1727) gegründet. Im Zentrum des Gebäudeensembles stand die Idee von einer bestmöglichen Bildung für Alle. Das Hauptaugenmerk lag darauf, jungen Menschen gemäß ihren individuellen Begabungen maßgeschneiderte schulische Ausbildungsgänge zu ermöglichen. Dabei sollte die Herkunft – vom Waisen bis zum Adelskind – keine Rolle spielen. Dieser Ansatz war zukunftsweisend und ist bis heute beispielgebend. Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts herrscht über politische und kulturelle Grenzen hinweg Einigkeit darüber, dass die Bewältigung der anstehenden Aufgaben der Menschheit im Allgemeinen und die Behebung von sozialen, ökonomischen, gesundheitlichen und ökologischen Herausforderungen im Besonderen nur durch den Zugang zu Bildung für alle Menschen gelingen kann und zwar unabhängig von Geschlecht, Herkunft und Zugehörigkeit.
Eben diese Idee hat Francke vor dreihundert Jahren auf eindrucksvolle Weise umgesetzt und dafür ein architektonisch vorbildhaftes und weltweit zugleich einzigartiges Bauensemble errichtet. Zwischen 1698 und 1748 entstand eine ganze Schulstadt, zu der ein Waisenhaus, zahlreiche Schulen (für Jungen und Mädchen) und Internate, eine Bibliothek, eine berühmte Kunst- und Naturalienkammer sowie Wirtschafts- und Fürsorgebetriebe (Apotheke, Labore, Buchdruckerei, Verlag, Buchhandlung, Krankenhaus, landwirtschaftliche Betriebe) gehörten.
Erstmal die Hochstraße abreißen!
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Löblich. Aber wollen wir Hallenser nich einfach preußisch bescheiden bleiben? Unseco-Titel gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Preußisch-protestantische Bescheidenheit stünde uns Hallensern doch sehr gut. Ich halte dieses Bemühen zwar für aller Ehren wert aber nicht zu Halle passend. Wir sind einfach Halle an der Saale. Punkt. Ohne Zusatz. Ohne Titel. Das reicht.
Preußisch und bescheiden? Da sehe ich grad keinen Zusammenhang. Protestantisch? Was soll die Kirche bei einem weltlichen Thema mitentscheiden. Ich unterstütze ausdrücklich die Bewerbung zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es wird Zeit. (Und es wird weitere Touristen nach Halle locken.)
Beschäftige dich doch mit der Geschichte der Stiftungen. Schon herauszufinden, wer der Stifter war, sollte dir deine Fragen umfassend beanworten können. Viel Erfolg!
Vielen Dank für den Hinweis. Ich bin mir der Geschichte der Franckeschen Stiftungen schon bewusst. Nun haben aber in erster Linie in der heutigen Zeit die hiesigen Bürger und Vertreter die Entscheidungsgewalt. Ich heiße Sie willkommen in der Gegenwart – und das im positiven Sinne.
Wenn du die Geschichte kennst, kannst du deine Fragen doch beantworten? Weltkulturerbe umfasst auch und gerade die Geschichte.
Wie Sie in meinen Kommentaren zuvor erkennen können, hab ich keine Fragen. Ich habe nur eine Antwort: JA für das UNESCO-Welterbe. Was auch immer Sie mit Ihren mir bisher nicht verständlichen Kommentaren bezwecken, sollten Sie sich für oder gegen diese Bewerbung entscheiden. Falls Sie dazu nicht in der Lage sind, kann ich Ihnen auch nicht helfen.
„Wie Sie in meinen Kommentaren zuvor erkennen können, hab ich keine Fragen.“
„Preußisch und bescheiden?“
„Protestantisch? Was soll die Kirche bei einem weltlichen Thema mitentscheiden.“
Das sind Fragen, erkennbar am Fragezeichen (?) und am Fragewort (Was).
Es ist doch die Frage warum das nicht schon beim ersten Versuch geklappt hat.
Weil politische Dilettanten am Werk sind. Sie mögen fachlich gut sein, werden aber taktisch vorgeführt.
Wo kann denn das Motto der damaligen Bewerbung her „Wer, wenn nicht wir“!
Was für ein bescheuerter Spruch, der sogar an den Straßenbahnen spazieren fuhr. Dumme Sprüche und keine Hintergrundarbeit – das zeichnete die studierten Bewerbungsverantwortlichen aus. Und in Paris blitzten sie dann wie dumme Jungs ab.
Das ist das Problem von Halle. Die Stadt ist super, hat unglaubliches Potenzial. Aber ihre Interessenvertreter sind jämmerlich.
Aktuell wieder zu sehen an der geplanten Kastration der Universität.
Vieles was eine Volluni ausmacht, wollen sie streichen!!!
Und wenn das geschehen ist, wird vom Land in der nächsten Sparrunde darauf verwiesen, das man ja schließlich keine wirkliche Volluniversität mehr ist und man ruhig mehr an diesem Unikonstrukt sparen kann.
Das Geld zur Umwandlung einer Technischen Hochschule zur Universität in Magdeburg ist komischerweise da.
Was soll man dazu sagen???????