„Zwischen Erfolg und Verfolgung“: Ausstellung zu jüdischen Stars um 1933 am Stadtmuseum

Die Wander-Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ wurde am 3. April 2025 im Stadtmuseum Halle (Saale) eröffnet. Die Ausstellung des Zentrums deutsche Sportgeschichte e.V. zeigt bis zum 11. Mai die Figurinen der Sportlerinnen und Sportler vor dem Stadtmuseum, im Museumshof und im Stadtmuseum selbst, wo sie eine Brücke zum jüdischen Leben in Halle schlägt.
In einer großformatigen skulpturalen Präsentation würdigt die Ausstellung das große Verdienst jüdischer Sportlerinnen und Sportler für die Entwicklung des modernen Sports in Deutschland und dokumentiert anhand ausgewählter Porträts deren Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus.
Die Outdoor-Ausstellung will auch die Objekte und Geschichten rund um das jüdische Leben in Halle in der Dauerausstellung „ENTDECKE HALLE!“ stärker in den Fokus rücken.
Hier stellt das Stadtmuseum Halle im Bereich „Kommen und Gehen“ anhand verschiedener Objekte das Leben der Jüdischen Gemeinde anschaulich dar: Ein Ziegelfragment aus dem 11.-13. Jahrhundert steht für die voll ausgebildete jüdische Gemeinde im Hochmittelalter, eine Quittung aus dem Jahr 1688 symbolisiert die Neugründung der Jüdischen Gemeinde am Ende des 17. Jahrhunderts. Eine Postkarte von Adele Jastrowitz vom 7. Mai 1943, dem Tag ihrer Deportation in das Ghetto Theresienstadt, versinnbildlicht nationalsozialistische Vernichtungspolitik. Das Arbeitsbuch von Max Privorozki, heutiger Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Halle, aus dem Jahr 1991 steht für das Jahr, in dem die ersten jüdischen Zuwanderer aus Osteuropa feierlich als Mitglieder in die Jüdische Gemeinde Halle aufgenommen wurden.
Aber auch der Bereich der „Hallesche Lebenswege im 20. Jahrhundert“ wartet mit jüdischer Geschichte auf: Inmitten der Dauerausstellung können sich Besucherinnen und Besucher an Arbeitstischen in den Inhalt der Archivschachtel zu Max Schwab (1932–2024) vertiefen. Schwabs Vater wurde 1942 von Halle in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort mit Gas ermordet; nur, weil sich die Mutter vom Vater scheiden ließ, wurden Max und sein Bruder nicht deportiert
Jahrhunderte altes Silberbesteck aus jüdischem Besitz zeugt davon, wie Jüdinnen und Juden 1939 von den Nationalsozialisten gezwungen wurden, Wertgegenstände abzugeben. Gebäckzangen, Zuckerlöffel und -zange gelangten zunächst in das städtische Leihamt und wurden 1940 vom Städtischen Museum in der Moritzburg erworben. Da die rechtmäßigen Erben trotz intensiver Bemühungen nicht ausfindig gemacht werden konnten, befinden sie sich heute als Ausstellungsstücke im Stadtmuseum.
Die Eröffnung der Ausstellung fand am 3. April im Stadtmuseum Halle statt. Zur Eröffnung sprachen Jane Unger, Direktorin des Stadtmuseums Halle, Max Privorozki, Vorsitzender Jüdische Gemeinde Halle (Saale), Olliver Tietz, Geschäftsführer der DFB-Kulturstiftung. Dr. Berno Bahro von der Universität Potsdam führte in das Thema der Ausstellung ein.
Am ersten Ausstellungswochenende stießen die Figurinen auf große Resonanz: etwa 100 Besucherinnen und Besucher schauten sich gezielt die Ausstellung im Hof des Stadtmuseums an.
Die Ausstellung ist zweisprachig (deutsch/englisch) und über QR-Codes mit einer Online-Ausstellung verknüpft, auf der ergänzende Texte und Fotos ausführlich die jüdische Geschichte des deutschen Sports dokumentieren: www.juedische-sportstars.de
Jane Unger, Direktorin des Stadtmuseums Halle zur Ausstellung:
„Lebensgroße historische Porträts setzen eindrucksvoll die jüdischen Sportlerpersönlichkeiten in Szene und die Auszüge aus den Biographien zeigen eindrucksvoll die Erfolge der Sportler und die Brüche in den Biographien durch Verfolgung, Vertreibung und Ermordung während der Nazizeit. Es ist immer wieder erschreckend wie kurz der Weg war vom Idol einer ganzen Sportlernation zum allein auf Grund des Glaubens ausgegrenzten Menschen. Dies mahnt und fordert uns, Grundwerte zu schützen.“
Der Eintritt zur Outdoor-Ausstellung während der Öffnungszeiten des Stadtmuseums ist frei; der Besuch der Dauerausstellung kostet 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, Kinder bis 14 Jahre frei.
Veranstalter der Ausstellung sind das Zentrum deutsche Sportgeschichte e.V. und das Stadtmuseum Halle. Die Ausstellung findet in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Halle und dem Landesverband Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt statt und wird von Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt gefördert.

Neueste Kommentare