Fahrradclub will testweise Öffnung des Boulevards für Radler
In den vergangenen Tagen hat das Hin und Her der Verwaltung zur Zukunft des Oberen Boulevards für Diskussionen gesorgt. Erst hat Baudezernent René Rebenstorf die Idee der Öffnung ins Spiel gebracht, die Verwaltung prüfe gerade. Doch nur eine Woche später hat Oberbürgermeistere Bernd Wiegand die Idee beerdigt. Dafür gibt es nun Kritik vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub ADFC. Dort sorgt für Unverständnis, dass dieses Thema überhaupt nicht von der Verwaltung beim sechs mal im Jahr tagenden Runden Tisch Radverkehr angesprochen wurde.
Wiegand hatte seine Entscheidung mit Sicherheitsbedenken begründet. Es bleibe unverständlich, „wie und was bezüglich der Verkehrssicherheit in Folge einer Öffnung geprüft wurde“, sagt der ADFC-Vorsitzende Volker Preibisch. „Der digitale Unfallatlas des statistischen Bundesamt (https://unfallatlas.statistikportal.de/) zeigt für das Jahr 2017 keinen einzigen Unfall Radfahrer/ Fußgänger in der Oberen Leipziger Straße. Und dies obwohl ein nicht geringer Anteil von Rad-fahrern die Leipziger Straße trotz Verbots durchfährt.“ Dagegen habe es 2017 drei Radfahrerunfälle auf der vorgesehenen Führung über die Frankestraße / Am Leipziger Turm gegeben. „Diese Führung ist alles andere als ideal“, so Preibisch. So sei sie um 250 Meter länger als die Route über den Boulevard, die Fußwege seien zu schmal, der Zweirichtungsradweges weise trotz Kurve und Gefälle nur die Mindestbreite auf. „Dies entspricht nicht den Anforderungen an eine Hauptroute des Radverkehrs in Halle“, sagt Preibisch. Die alternative Führung über die Martinstraße/ Töpferplan und der Rampe sei nur sehr geübten Radfahrern zu empfehlen.
Die Haltung der Stadtverwaltung zur Öffnung sei aber auch widersprüchlich, weil auf dem anschließenden Riebeckplatz, trotz teilweisen Gefälles, Straßenbahnverkehr und sehr viel stärkeren Fußgängeranteilen für den Radverkehr keine eigene Führung vorgesehen werde. „Im Baustellenbetrieb wird seit vielen Monaten der Radverkehr in Ost-West und der in Nord-Süd-Richtung zusammen mit dem gesamten Fußverkehr durch den schmalen Bereich zwischen Baustelle und LISA geführt. Das ist bei deutlich größerem Verkehrsaufkommen ein deutlich schmalerer Bereich als der für den Radverkehr gesperrte Bereich des Boulevards“, so Preibisch.
Der ADFC schlägt eine teilweise Öffnung des Oberen Boulevards für ein Jahr vor. Dieser weise zudem eine konstruktive Führung für den Radverkehr auf, so finden sich gepflasterte Bereiche und mit glatten Platten belegte Bereiche. „Gänzlich unproblematisch ist eine Öffnung an Sonn- und Feier-tagen, da dann die Anzahl an Fußgängern noch geringer ist, als zu anderen Zeiten.
Der Radverkehr wird auch dem notleidenden Einzelhandel im Oberen Boulevard gut tun, aus verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen ist bekannt, dass Radfahrer überproportional stark in der Innenstadt einkaufen“, so Preibisch.
Volker Preibisch













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