Von der Flucht zur Festanstellung in halleschem Hotel: Eine Ukrainerin meistert den Neustart in Deutschland mit Sprachen, Mut und Engagement

Wer das Atlas Hotel unweit vom halleschen Hauptbahnhof in der Delitzscher Straße betritt, wird mit einem Lächeln empfangen. Freundlich, aufmerksam, in der Sprache des Gastes. Ob Deutsch, Englisch, Polnisch, Arabisch, Hebräisch, Russisch oder Ukrainisch – Anastasiia Ivanovska, 40 Jahre alt, spricht sieben Sprachen fließend. Sie ist die erste Person, die Gäste sehen, wenn sie das Hotel betreten, und oft auch die, an die sie sich als erste wenden, wenn sie Fragen haben oder Hilfe benötigen. Doch hinter dem freundlichen Empfang steckt weit mehr als berufliche Professionalität: Ihre Geschichte ist die eines mutigen Neuanfangs, eines erfolgreichen Integrationswegs und eines tiefen persönlichen Wandels.
Noch vor wenigen Jahren hätte sich Ivanovska nicht vorstellen können, an einer Hotelrezeption in Deutschland zu arbeiten. In der Ukraine hatte sie Politikwissenschaften studiert und war zuletzt im Verteidigungsministerium in Kiew beschäftigt – ein verantwortungsvoller, sicherer Job. Doch der russische Angriffskrieg zwang sie, ihr Land zu verlassen. 2022 kam sie gemeinsam mit ihrem damals 13-jährigen Sohn nach Deutschland – ohne Plan, aber mit Hoffnung. Die ersten Monate waren geprägt von Unsicherheit, Sprachbarrieren und der großen Herausforderung, in einem fremden Land ein neues Leben aufzubauen.
Was folgte, war ein bemerkenswerter Weg der Anpassung, des Lernens und der Selbstermächtigung. Ivanovska belegte mehrere Sprachkurse, lernte Deutsch mit beeindruckender Geschwindigkeit und Willensstärke. Sie sagt heute, dass sie sich bewusst entschieden habe, nicht nur in Deutschland zu wohnen, sondern wirklich ein Teil der Gesellschaft zu werden. Es sei mittlerweile für sie eine zweite Heimat geworden.
Unterstützung, die ankommt: Bildungsträger, Jobcenter und die Kraft der Zusammenarbeit
Der Wendepunkt kam Ende 2024. Ivanovska hatte ihre Sprachkurse abgeschlossen, suchte Orientierung und berufliche Perspektiven. An diesem Punkt kam der Eigenbetrieb für Arbeit – Jobcenter Saalekreis ins Spiel. Dort setzt man seit einiger Zeit gezielt auf ein sogenanntes Absolventenmanagement für Zugewanderte. Anke Gaudig, stellvertretende Betriebsleiterin, erklärt das Konzept: „Wir analysieren gemeinsam mit den Geflüchteten, welche beruflichen Erfahrungen und Qualifikationen sie aus ihren Herkunftsländern mitbringen und überlegen dann, was davon hier in Deutschland anschlussfähig ist. Dabei sehen wir oft, dass viele sich schwer tun mit den Themen Bewerbung, Vorstellungsgespräche und Arbeitsmarkt allgemein. Genau da setzen wir an.“
Im Fall von Anastasiia Ivanovska bedeutete das eine Weitervermittlung an das Projekt „Aktive Eingliederung“ (AE), das vom Bildungsträger SBH Nordost GmbH in Halle umgesetzt wird. Gefördert wird das Projekt vom Europäischen Sozialfonds (ESF) sowie vom Land Sachsen-Anhalt. Ziel ist es, Menschen im nördlichen Saalekreis, die Bürgergeld beziehen, passgenau auf dem Weg in den Arbeitsmarkt zu begleiten. Dabei steht die individuelle Begleitung im Mittelpunkt – nicht mit standardisierten Programmen, sondern mit persönlicher Beratung, beruflicher Orientierung und praktischer Hilfe.
Jens Degener, Niederlassungsleiter der SBH Nordost GmbH, erinnert sich gut an Ivanovskas Einstieg ins Projekt. „Sie kam im Dezember 2024 zu uns. Nach einer kurzen Kennenlernphase haben wir gemeinsam auf ihr bisheriges berufliches Leben geschaut. Sie hat uns von ihrer Arbeit im Ministerium erzählt, von ihrem Interesse an Sprachen und ihrem Wunsch, im Kontakt mit Menschen zu arbeiten. Da war schnell klar: Das Gastgewerbe könnte ein guter Bereich für sie sein.“ Degner freut sich auch, dass die Finanzierung des Projekts zunächst gesichert ist, der Landkreis Saalekreis bringt sich ein.
Gemeinsam mit Ivanovska entwickelte das Team realistische berufliche Perspektiven, half bei der Bewerbung und stellte den Kontakt zum Atlas Hotel in Halle her. Dort war man sofort angetan – insbesondere Olga Merkel, Personalmanagerin im Haus. „Ich habe das Vorstellungsgespräch mit ihr auf Russisch geführt. Ich selbst bin in der Ukraine aufgewachsen und wusste sofort: Diese Frau ist eine Bereicherung. Sie bringt nicht nur Fachwissen mit, sondern auch Herzlichkeit und eine unglaubliche Offenheit. Man spürt, dass sie wirklich dazugehören will.“
Auch Baris Avcu, kaufmännischer Leiter des Hotels, das neben Halle auch Standorte in Leipzig und Bitterfeld betreibt, lobt die neue Mitarbeiterin. „Frau Ivanovska hat sich unglaublich schnell in unsere betrieblichen Abläufe eingearbeitet. Sie ist ein Gewinn für das gesamte Team. Ihr Sprachtalent ist ein echter Vorteil, gerade in einem Hotel mit internationalem Publikum.“
Vom Neuanfang zur beruflichen Erfüllung – Integration als tägliche Praxis
Seit Februar 2025 ist Ivanovska festangestellt. Ihr Alltag ist bunt, abwechslungsreich – und genau das liebt sie. „Ich mag meine Arbeit sehr. Es ist nie langweilig.“ Jeden Tag lerne sie dazu – nicht nur sprachlich, sondern auch über Menschen, Kulturen und Abläufe. Die Arbeit mache ihr Freude, auch wenn es manchmal stressig ist.
SBH bleibt auch nach der Vermittlung in engem Kontakt mit ihr und dem Arbeitgeber. Dieses sogenannte Nachbetreuungscoaching ist ein zentrales Element des Projekts. „Wir wollen sicherstellen, dass es wirklich nachhaltig klappt – dass Probleme frühzeitig erkannt werden und Lösungen gemeinsam gefunden werden können“, erklärt Degener. Bislang wurden 67 Personen im Rahmen des Projekts betreut, davon konnten 23 erfolgreich in Arbeit oder Ausbildung vermittelt werden – ein Drittel der Teilnehmenden. Dass darunter 16 Menschen mit Migrationshintergrund sind, zeigt aus seiner Sicht: „Die Motivation ist enorm. Vor allem bei vielen ukrainischen Geflüchteten sehen wir eine starke Bildung, hohe Lernbereitschaft und echte Integrationsbereitschaft.“ Momentan sind bei der SBH elf weitere Ukrainer in Kursen,
Auch die Zahlen des Jobcenters Saalekreis bestätigen diesen Trend. Dort werden aktuell rund 4.500 erwerbsfähige Leistungsberechtigte betreut, davon etwa 1.200 Ausländer. 1.121 Ukrainerinnen und Ukrainer gelten im Saalekreis als erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Von ihnen befinden sich 403 unter direkter Betreuung des Jobcenters – 321 davon sind bereits in Arbeit. Rund 40 Prozent arbeiten als Helfer, 52 Prozent als Fachkräfte und acht Prozent in Spezialistenrollen – etwa als Lehrer, Ärzte oder Apotheker.
„Wir erleben sehr viele gut qualifizierte Menschen“, sagt Anke Gaudig. „Das größte Hindernis ist meist nicht die Motivation, sondern die Sprache – und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wenn aber die Rahmenbedingungen stimmen, wenn Kinderbetreuung funktioniert und Arbeitgeber offen sind, dann sehen wir, wie gut Integration über Arbeit gelingen kann.“
Zukunft mit Perspektive – Dankbarkeit, Wille und ein neues Zuhause
Ein wichtiger Schritt ist dabei oft das Sprachniveau. Ivanovska etwa profitierte kürzlich von einer Entscheidung, dass der Saalekreis die Kosten für einen C1-Sprachkurs übernimmt. Dass sie mit 40 Jahren in einem völlig neuen Berufsfeld durchstartet, sieht sie nicht als Rückschritt, sondern als Entwicklung.
Zum Schluss sagt sie einen Satz, der hängen bleibt: „Sprachen sind mein Hobby – aber Menschen sind meine Leidenschaft.“ Und genau das spürt man, wenn man ihr begegnet. Ihre Geschichte ist nicht nur die einer gelungenen Integration – sie ist auch ein Beispiel dafür, wie aus Flucht neue Kraft erwachsen kann. Nicht nur für die Geflüchteten selbst, sondern auch für die Gesellschaft, in die sie aufgenommen werden.
Beeindruckende Leistung, der Frau kann man nur alles Gute wünschen.
Echt beeindruckend, dass es Leute wie sie gibt, die unseren Sozialstaat nicht ausnutzen und sich wirklich anstrengen, um auf eigenen Füßen zu stehen und eine gute Karriere aufzubauen.
Und so viele Sprachen zu lernen oder gelernt zu haben – das ist echt eine riesige Leistung und ein starker Wille, den man nicht oft sieht.
Respekt an die tolle Frau!
Kramen wir jetzt wieder die Einzelfälle aus der Schublade?
Gehst du eigentlich auch mal arbeiten?
Ich bin ein Byte im Internet.
Dann los, los, in den Arbeitsspeicher mit dir!
Witzig!
Du bist der geborene Jammerossi! Stellst alles in Frage. Kannst nur meckern. Bekommst nix auf die Reihe, gönnst anderen nicht ihre Lebensleistung.
Hast Du es schon mal mit einer Therapie versucht?
Machts dieser „Einzelfall“ denn weniger beeindruckend?
Dich sollte man lieber in ne Schublade stecken…. abschließen und Schlüssel wegwerfen.
Na bei Messergewalt sind es doch auch immer nur „Einzelfälle“? Was soll die Doppelmoral?
Sie hat Arbeit gefunden. Arbeit, die du auch machen könntest. Das muss dich wurmen.
Vermutlich kann sie sogar besser Deutsch und weiß was Doppelmoral bedeutet, kennt womöglich sogar den Unterschied zwischen scheinbar und anscheinend. 😉
Mich wurmt nicht, dass sie Arbeit gefunden hat, sondern diese heuchlerischen politisch motivierten Jubelmeldungen.
Was ist daran geheuchelt?
Wirklich gejubelt wird da auch nicht.
Bitte nur ernst gemeinte Antworten.
Dass sie dir einiges voraus hat, hat niemand bestritten.
Mit einer Beschäftigungsquote von etwa 64% bei ausländischen Mitbürgern liegen sie nur knapp hinter den deutschen Mitbürgern mit etwa 70%. (Je ohne Selbstständige und Beamte)
Wenn sich das für einige nicht so anfühlt, einfach mal raus gehen.
Da hast du aber schön den Videotext von ARD abgeschrieben. Wenn dies stimmen würde… hätten wir keine Probleme mit den Sozialausgaben und die Firmen bei der Suche nach Arbeitskräften…
Zuwanderung wie wir sie brauchen. Möge Sie und ihr Kind in Frieden leben können und dürfen! Ihre Integrationsleistung ist großartig.
Wir brauchen keine Zuwanderung. Wir brauchen einen kinderfreundlichen Staat mit einem ordentlichen Bildungssystem und Werten. Dann entspannt sich die Lage von allein.
Der Michel hat die Narrative vollumfänglich verinnerlicht.
Was verstehst du unter kinderfreundlich? Wir haben inzwischen mehr Kita-Plätze als erforderlich, Erziehungszeiten werden auf die Rente angerechnet, es gibt Kindergeld bzw. Steuerermäßigungen, Schule und Studium sind gebührenfrei und auch von einem Azubi-Gehalt kann man mittlerweile leben. Kinder sind kostenlos krankenversichert und bekommen mehr Leistungen als Erwachsene usw. usf. Währenddessen bekommen Leute anderswo mehr Kinder, wo es keine dieser Unterstützungsleistungen gibt.
@Fassbier Danke dir
Das allgemeine Wohlstandsniveau in Deutschland ist einfach zu hoch, so dass die Leute immer mehr den Bezug dazu verlieren, was im Leben wirklich wichtig ist. Lieber fliegt man fünf Mal im Jahr in den Pauschalurlaub und lässt sich von armen Ausländern den Arsch abwischen. Kinder sind da nur ein nerviger Störfaktor, egal wieviel Geld man dafür zurückkriegt.
Wurfprämien? Lebensborne? Wer hat Dich denn aufgetaut? Husch husch, zurück, in den Mülleimer der Geschichte!
Nein, nein, NEIN! Das kann nicht sein. Würde das wahr sein, dann hätte uns die AfD ja belogen. Und das ist ja unmöglich! Das hier sind einfach nur Lügen der Systempresse. Die Wahrheit steht auf Nius! Ich wähle weiter AfD!
Warum so viel Aufwand , wenn die Ukrainer nach dem Krieg wieder in ihre Heimat gehen und ihr Land aufbauen ?
Kann mir das einer erklären ?
Weißt du schon, wann der Krieg vorbei ist? Braucht man zum Aufbau der Heimat keine Fachkenntnisse?
Was sind Gründe für höhere Arbeitsquoten in anderen europäischen Ländern?
a) Sprache: in den ehemaligen Ostblockländern gibt es bereits eine ukrainische Gesellschaft; die Vernetzung und Integration fällt einfacher; in anderen Staaten (Dänemark, Niederlande) ist es kein Problem, mit Englisch voran zu kommen – man versuche das mal in Deutschland („Amtsprache deutsch!“
b) Sozialleistungen: diese sind zwar im Ostblock niedriger (tw. gar nicht vorhanden) jedoch gibt es in den NL ähnlich hohe Leistungen, dennoch wird dort deutlich mehr gearbeitet – kann also auch ausgeschlossen werden
c) Anerkennung von Abschlüssen: gerade in der ersten Welle kamen natürlich Menschen mit hohen Abschlüssen, da diese die Mittel zur Flucht hatten; die Anerkennung der Abschlüsse ist in Deutschland strenger geregelt, als in skandinavischen Ländern und ist vor allem digital möglich;
d) Integration zuerst: Deutschland legt wert darauf, dass Ukrainer ZUERST einen Sprach- und Integrationskurs belegen; in den NL reicht der Nachweis des Absolvierens innerhalb von drei Jahren; Skandinavien: gibt es nichts
e) Kinderbetreuung: in Deutschland kennen das schon die Bürger selbst, für Geflüchtete entsprechend schwerer. In den Niederlanden und Skandinavien gibt es eine erheblich bessere Versorgung in der Kinderbetreuung
Der Stammtisch interessiert sich nicht für die wirklichen Probleme bei der Unterbringung der Ukrainer in Deutschland. Da reicht es mit „Bürgergeld muss weg!“. Das wird nur keine Änderung bringen außer in der Kriminalitätsrate. Das wissen die Weidel und Herr Chupachups und wollen genau das deshalb fördern. Denn unsichere Zeiten sind schöne Zeiten für Extremisten.
Du verwechselst jetzt aber Weidel und Chrupalla mit Merz und Klingbeil .
Fakten sind echt überbewertet. Ich glaube nur meine eigenen Fakten, solche die ich von Bernd* Höcke und Co. eingesaugt habe.*Grüße an die Heute Show.
Ich stecke in einem Zwispalt. Einerseits freut es mich sehr für diese Frau, dass sie auf eigenen finanziellen Beinen stehen kann und somit auch ein schönes Beispiel für Integration ist. Andererseits ist sie für eine Rezeptionsstelle massiv überqualifiziert und könnte mit ihrer Sprachgewandheit und sehr hohen Bildung sicher an anderer Stelle von unglaublichem (Arbeits-)Nutzen sein. In manch anderen Ländern würde man um ihre Arbeitskraft sicher buhlen. Und das in deutlich höher qualifizierten Stellen. Sollte sie mit dem Job glücklich sein, wünsche ich ihr alles erdenklich gute an diesem Arbeitsplatz.
Das ist ein toller Artikel.
Mal etwas positives, bei all diesen negativen Nachrichten!