Vergessenes Erbe der Sinti in Halle: Fördergeld bewilligt, Sanierung des „Zigeunerkönig“-Mausoleums in Osendorf beginnt im Oktober, Aktion am Sonntag zum Tag des offenen Denkmals

Im Süden von Halle (Saale), fast verborgen zwischen Einfamilienhäusern, Feldern und Gärten, steht ein einzigartiges Zeugnis deutscher Geschichte: Ein kleines Mausoleum im Stadtteil Osendorf erinnert an einen 1915 verstorbenen Sinto (auch genannt „Zigeunerkönig“) und seine Angehörigen. Es ist eines der wenigen Bauwerke dieser Art in Deutschland – und ein stiller Zeuge einer oft übersehenen Kultur.
Dass das Bauwerk die Zeit des Nationalsozialismus überstanden hat, ebenso wie die DDR, grenzt an ein Wunder. 1998 wurde es schließlich unter Denkmalschutz gestellt. Seitdem setzen sich engagierte Hallenserinnen und Hallenser – darunter viele Ehrenamtliche – für den Erhalt des Gebäudes ein. Die Initiativgruppe Osendorf, der mehr als 20 Organisationen und Einzelpersonen angehören, kämpft seit Jahren um die Restaurierung.
Schülerisches Engagement als Lichtblick
Seit 2020 beteiligt sich das Elisabeth-Gymnasium Halle aktiv am Erhalt des Mausoleums. Im Rahmen jährlich stattfindender Projektwochen erarbeiten Schülerinnen und Schüler historische, künstlerische und gesellschaftspolitische Beiträge zur Geschichte der Sinti und Roma in Halle und Deutschland. Diese werden traditionell am Tag des offenen Denkmals vorgestellt – in diesem Jahr am 14. September um 14 Uhr, direkt am Mausoleum in der Karl-Meißner-Straße 43, 06132 Halle (Saale).
350.000 Euro – und doch Stillstand
Große Hoffnung hatte die Initiativgruppe, als vor über einem Jahr der dritte (!) Förderantrag zum Erhalt des Mausoleums endlich bewilligt wurde. Die zugesagte Fördersumme: 350.000 Euro. Doch seitdem herrscht Funkstille. Die Stadt Halle, die als Eigentümerin für die Umsetzung verantwortlich ist, bleibt gegenüber den Engagierten auffallend zurückhaltend.
„Wir sind irritiert über das Ausbleiben jeglicher Maßnahmen“, heißt es aus der Initiativgruppe. Trotz mehrfacher Nachfragen fehle eine klare Kommunikation. Umso wichtiger sei es, weiterhin öffentlich präsent zu sein.
Doch gute Nachrichten kommen aus der Stadtverwaltung. Demnach sollen die Arbeiten im Oktober starten, teilte ein Stadtsprecher mit. Aktuell laufe das Vergabeverfahren. “ Der aktuelle Zeitplan sieht vor, dass die Sanierungsmaßnahmen bis zum Ende des Jahres 2025 abgeschlossen sind.“ Mit der Initiative sei man im Gespräch.
Einladung zum Gespräch
Am 14. September ab 14 Uhr besteht die Gelegenheit zum Austausch: Vertreterinnen und Vertreter der Initiativgruppe werden vor Ort sein . Die Veranstalter freuen sich über jede Unterstützung, jedes Gespräch – und vor allem über das Interesse an einem fast vergessenen Ort der Erinnerung. Der Tag des offenen Denkmals steht dieses Jahr unter dem bundesweiten Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ – treffender könnte es für das Osendorfer Mausoleum kaum sein.
Das wurde auch endlich mal Zeit. In ein paar Jahren wäre das Haus eingestürzt. Es ist schon jetzt in einem sehr schlechten Zustand.
Bestimmt wird auch gleich die Straße mit saniert und ein Parkplatz gebaut für
die vielen Besucher die dann kommen werden !
Ich denke das Geld wäre an anderer Stelle besser investiert .
Übrigens , es gab nie einen Zigeunerkönig , das sollte man vielleicht
auch mal besser recherchieren.
Kultur und historisches Erbe müssen kein Profit generieren.
Recherchieren Sie gerne mal in der Lokalpresse der letzten 120 Jahre, dann erklärt sich vielleicht der Begriff des „Zigeunerkönigs“ um 1900.
Es gab auch nie Osendorfer Bürgerrechte. Von daher.
Die Stadt investiert nicht viel Geld, die meisten Fördersummen kommen aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm und vom Bundesland Sachsen-Anhalt. Vielleicht sollten Sie auch erstmal nachrecherchieren, bevor Sie solche Behauptungen von sich geben.
Ein sehr interessantes und besonderes historisches Denkmal, dass nun endlich die dringende bauliche Instandsetzung angegangen wird. Schön, dass die Stadt als Eigentümer nicht genauso handelt wie manche Privateigentümer, die Denkmäler aus Profitinteressen einfach verfallen und abreißen lassen. Ich habe mal kurz recherchiert wie sich die Fördersumme zusammensetzt:
„Die Gesamtkosten der Rekonstruktion sind mit rund 350.000 Euro veranschlagt. Neben der Förderung aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes stehen Eigenmittel der Stadt in Höhe von 35.000 Euro sowie Fördermittel des Landes Sachsen-Anhalt in Höhe von 157.000 Euro zur Verfügung. Ziel der Stadt ist es, die Sanierung zeitnah umzusetzen.“
(Quelle: https://halle.de/verwaltung-stadtrat/presseportal/nachrichten/nachricht/erfolg-fuer-erinnerungskultur-und-denkmalschutz-der-stadt-halle-saale-bund-gewaehrt-foerderung-fuer-sanierung-des-sinto-mausoleums-in-osendorf)
„Die Initiativgruppe Osendorf, der mehr als 20 Organisationen und Einzelpersonen angehören, kämpft seit Jahren um die Restaurierung.“
Wie viele Sinti und Roma oder Inder sind dabei? Oder ist es nur ein Stellvertreterengagement und den Unterdrückten ist es egal?
Ist Ihre Frage nicht völlig irrelevant? Es handelt sich ja um ein Gebäude, das wichtig für die Vergegenwärtigung der Geschichte ist. Daran kann jeder ein Interesse haben. Warum sollte Ihre Frage also relevant sein?
Welche „Unterdrückten“ denn genau? Hm?
Es sind ein heute in Holland lebender Nachfahre der bestatteten Familie, eine Trägervereinigung der Sinti und Roma mit Sitz in Leipzig sowie eine Denkmalverein, Schülerinnen und Schüler des Elisabeth Gymnasiums, die Gedenkstätte Roter Ochse und einige andere mit in der Arbeitsgruppe aktiv. Der Austausch untereinander ist sehr respektvoll und konstruktiv, immer mit dem Ziel, dieses außergewöhnliche Denkmal für die Nachwelt zu erhalten. Mittlerweile hat sich auch eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Stadt Halle als Eigentümerin herausgebildet. Auch wenn der Zeitplan sehr ambitioniert ist, hoffen doch alle, dass das Ziel, die Wiederherstellung des Mausoleums bis zum Jahresende umgesetzt werden kann.
Zitat Wikipedia: „Fälschlicherweise wird Nauni/Weinlich teilweise mit der Person des sogenannten „Zigeunerkönigs“ von Radewell vermischt, der aber lediglich ein entfernter Verwandter namens Johann Watosch war, der 1926 in Berlin starb.“
Quelle: Manfred Döll: Die Radeweller Zigeuner. In: Heimat-Jahrbuch Saalkreis 1999, S. 81–85. Digitalisat, gypsy-research.org (PDF; 2,6 MB).
Letztlich aber egal. Es ist nicht meine Aufgabe, über journalistische Arbeit zu urteilen. Wenn die Stadt meint, die 350.000 EURO wären woanders nicht besser investiert, dann erscheint mir das ja schon fast beruhigend.
Bin gespannt, ob das Wetter mitspielt und die Kosten nicht aus dem Ruder laufen.