Sanierung nach Brandzerstörung: 50 Jahre Richtfest für die neue Turmhaube am Roten Turm wurde gefeiert

Während ganz Deutschland am 3. Oktober die Wiedervereinigung feierte, hatte die Stadt Halle noch einen weiteren Grund zur Freude: Am selben Datum vor genau 50 Jahren wurde das Richtfest der neuen Turmhaube des Roten Turms gefeiert. Ein symbolträchtiger Moment, der nicht nur architektonisch, sondern auch historisch tief in der Identität der Stadt verankert ist.
Am Freitag erinnerte das Stadtmuseum Halle auf dem Marktplatz mit einem vielfältigen Programm an diesen Meilenstein städtischer Geschichte. Besucherinnen und Besucher konnten bei Führungen den Turm besteigen – oder ganz modern per VR-Brille an einem virtuellen Rundgang teilnehmen. Ein Angebot, das besonders bei denjenigen gut ankam, die sich die vielen Stufen bis zur Spitze ersparen wollten. Auch alte Fotos vom Wiederaufbau wurden gezeigt. Und natürlich erklang das Carillon auf. David Drambyan spielte – passend zum Tag der Deutschen Einheit – Winds of Chance und Freude schöner Götterfunken.
Museumsdirektorin Jane Unger hob bei der Eröffnung des Festakts die Bedeutung des Turms hervor: „Er wurde einst als Zeichen des Bürgerstolzes erbaut.“ Ein Stolz, der sich auch in der jahrzehntelangen Mühe widerspiegelt, den im Krieg schwer beschädigten Bau zu retten und wiederaufzubauen.
Dr. Felix Bachmann vom Förderverein des Stadtmuseums zeichnete den schwierigen Weg nach. „Es war ein langer Weg, bis überhaupt erstmal Arbeiten stattfinden konnten“, berichtete er. Nach dem Verlust seiner Haube in den letzten Kriegstagen stand der Erhalt des Turms lange infrage. Eine Bürgerinitiative – die „Bauhütte Roter Turm“ – sammelte Spenden durch Konzerte, Vorträge und Aktionen, um die Sicherung des Bauwerks zu ermöglichen. Noch heute lassen sich im Inneren Spuren der Zerstörung entdecken.
Unterlagen für den Wiederaufbau waren kaum vorhanden. Alte Fotos dienten schließlich als Vorlage für die neue Haube – originalgetreu war dies nicht möglich, aber die Gestaltung wurde mit großem Respekt gegenüber der historischen Substanz vorgenommen. Besonders auffällig: die goldene Kuppel mit 246 metallenen Stacheln, die laut Bachmann der „Hexen- und Dämonenabwehr“ dienen sollten – ein alter Aberglaube, den man beim Wiederaufbau bewusst aufgriff. „Damit sich auf diesem Turm nichts Böses festsetzen kann“, so Bachmann.
Ein weiteres Highlight des Roten Turms: das Carillon – mit 65 Glocken das größte Glockenspiel Europas. Ursprünglich schon lange geplant, scheiterte die Umsetzung immer wieder – auch zum Stadtjubiläum 1961 in DDR-Zeiten. Erst mit dem Wiederaufbau des Turmhelms wurde das Projekt Wirklichkeit. Die letzten Glocken wurden nach der Wende von einer Werkstatt aus Karlsruhe gegossen. Heute sind 36 Glocken automatisch spielbar.
Ein Projektverantwortlicher erinnerte sich schmunzelnd an die Bauzeit: „Die Stadt wollte ursprünglich nur 24 Glocken. Doch der einzige verfügbare Carilloneur protestierte lautstark – mit so wenigen könne er seine Stücke nicht spielen.“ Man erhöhte daraufhin auf 36.
Und wie geht es weiter? Museumsdirektorin Unger denkt schon weiter: „Man muss ja auch Träume haben. Vielleicht gibt es irgendwann noch eine weitere Glocke – damit wir nicht nur das größte Carillon Europas haben, sondern auch weltweit ganz vorne mitspielen.“ Zunächst freue man sich aber über die wöchentlichen Live-Konzerte. Die Nachfrage bei Musikerinnen und Musikern sei inzwischen so groß, dass man sich die besten aussuchen könne.
Besonders gerührt zeigte sich eine Zeitzeugin, die den Wiederaufbau 1975 miterlebt hat. „Es war wunderbar“, sagte sie mit Tränen in den Augen. Ein Satz, der vieles ausdrückt – über den Stolz, die Erinnerung und die Freude an einem Wahrzeichen, das wieder erstrahlt.

Aber des wird bald wieder soweit sein dass er angeschossen wird durch die beschissene deutsche Politik