Für 17,3 Millionen Euro: alte Helene-Lange-Schule soll als Außenstelle für das TMG saniert werden
17,3 Millionen Euro will die Stadt Halle (Saale) in die umfassende Sanierung und Erweiterung der seit Jahren leerstehenden ehemaligen Helene-Lange-Schule in der Rainstraße investieren. Der Stadtrat soll voraussichtlich im November zustimmen. Das denkmalgeschützte Gebäude aus den 1920er Jahren soll nach seiner Revitalisierung als dringend benötigte Außenstelle für das nahegelegene Giebichenstein-Gymnasium „Thomas Müntzer“ (TMG) dienen.
Ein historischer Bau erwacht zu neuem Leben
Die ehemalige Helene-Lange-Schule, das Hautgebäude ist ein dreigeschossiger Massivbau mit Satteldach, wurde 1931 nach Plänen des damaligen Stadtbaurats Wilhelm Jost errichtet. Mit Stadtbad, Ratshof, Sparkasse und ehemaliges Arbeitsamt am Steintor hat er viele bedeutende Spuren in Halle hinterlassen. Zu dem Ensemble, das auf dem Gelände einer ehemaligen Brauerei entstand, gehören außerdem ein in den 1960er Jahren angebauter Mensatrakt und Nebengebäude sowie eine Sporthalle und ein Zwischenbau für die Umkleiden. Das Schulgrundstück befindet sich in Hanglage, eingebettet in ein städtebauliches Umfeld mit Wohnungsbauten und Blockbebauung, wobei westlich die Saale fließt und nördlich die historische Burg Giebichenstein liegt.
Nachdem das Schulgebäude bereits Mitte 2018 als Berufsschule aufgegeben wurde und seitdem weitestgehend leer steht, hat die Stadt nun einen ambitionierten Plan: Das Gelände soll die akuten Raumprobleme des vierzügigen Giebichenstein-Gymnasiums lösen, dessen Kapazitäten am Hauptstandort in der Friedensstraße 33 seit Jahren ausgeschöpft sind. Angesichts des prognostizierten Schülerzuwachses wird das TMG künftig fünfzügig geführt. Die neue Zweigstelle in der Rainstraße wird künftig auf Wunsch der Schule die Klassenstufen 5 und 6 beherbergen und über eine eigene Verwaltung sowie Mensa verfügen.

Umfangreiche Sanierung und gezielte Neubauten
Die Investition von 17,3 Millionen Euro wird in ein umfassendes Bauprogramm fließen, denn der gesamte Komplex ist stark sanierungsbedürftig. Die Stadt Halle setzt dabei auf die Nachhaltigkeit der Weiternutzung des Bestands, muss aber auch tiefgreifende Mängel beheben und modernen Ansprüchen an Schulbau, Barrierefreiheit und Unterricht gerecht werden.
Bei der Bestandsaufnahme kam die Stadt zum Schluss, dass die Sanierung einiger Gebäudeteile unwirtschaftlich ist. Die Sporthalle an der nördlichen Grundstücksgrenze, die in den 1950er Jahren errichtet wurde, entspricht nicht den DIN-Normen für notwendige Spielfeldgrößen und wäre im Weiterbetrieb unwirtschaftlich, da nur die Außenwände erhalten werden könnten und ein umfangreicher Umbau inklusive Dacherneuerung und aufwändiger Abdichtungsmaßnahmen nötig wäre. Sie wird daher mitsamt dem angeschlossenen, stark sanierungsbedürftigen Zwischenbau mit den Umkleiden abgebrochen. Die schulfachliche Begründung: Am Hauptstandort in der Friedensstraße sind ausreichend Sporthallenkapazitäten vorhanden, die von der Außenstelle in wenigen Minuten fußläufig erreichbar sind. Auch der nördlich an die Mensa anschließende Küchen- und Sanitäranbau aus den 1960er Jahren muss wegen erheblicher Rissbildungen und mangelhafter Gründung, die auf eine vermutlich mangelhafte Gründung zurückzuführen sind, weichen und wird durch einen funktionalen Neubau ersetzt.
Das sanierte Hauptgebäude – Funktionalität und Barrierefreiheit
Das Hauptgebäude selbst, dessen bauliche Substanz generell in einem guten Zustand ist, wird umfassend saniert. Es erhält eine neue Außendämmung, um den KfW-70-Standard zu erreichen und die energetischen Anforderungen zu erfüllen. Die Fassade wird dabei eine sich am bauzeitlichen Original orientierende, klar strukturierte Außenhülle erhalten, was die historische Fassade verfremdenden Putzschienen aus einer Sanierung der 1990er Jahre verschwinden lässt. Sämtliche Fenster- und Türanlagen werden ausgetauscht.
Die innere Struktur wird punktuell angepasst und alle Oberflächen und Fußbodenaufbauten erneuert. Die Sanierung schafft Platz für zehn allgemeine Unterrichtsräume (je fünf im Erdgeschoss für die 5. Klassen und fünf im Obergeschoss für die 6. Klassen), die mit 42 m² bis 58 m² relativ klein sind, weshalb in den Fluren Garderobenspinde für die Schülerinnen und Schüler errichtet werden. Weiterhin sind ein Multifunktionsraum und eine Bibliothek im Erdgeschoss sowie ein weiterer Multifunktionsraum und ein Teambüro im Obergeschoss geplant. Fünf Fachräume (Medien, Naturwissenschaften, Musik, Kunst) mit angrenzenden Vorbereitungs- und Sammlungsräumen finden im Dachgeschoss Platz. Ganztagsräume für Hauswirtschaft, Werken und Gestalten im Kellergeschoss runden das Raumprogramm ab. Lerninseln in den Fluren bieten zudem Platz für individuelles Lernen und Gruppenarbeiten. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Barrierefreiheit:
Auf der Westseite des Hauptgebäudes entsteht im Bereich des alten Zwischenbaus ein neuer, kompakter, dreigeschossiger Erweiterungsneubau in Massivbauweise. Dieser bildet den neuen Haupteingang mit Foyer und nimmt die Verwaltungsfunktionen (Schulleitung, Sekretariat, Erste Hilfe im Erdgeschoss; Lehrerzimmer und Teamräume im Obergeschoss; Beratungsräume im Dachgeschoss) auf. Das neu entstehende Treppenhaus aus Stahlbeton fungiert als zweiter baulicher Rettungsweg. Der Zugang erfolgt über den oberen Schulhof mittels einer Rampe und Treppenanlage barrierefrei.
Zur vertikalen Erschließung aller Geschosse wird am Nordgiebel ein Aufzugsanbau mit behindertengerechter Ausstattung errichtet, der alle Ebenen, einschließlich der Mensa, barrierefrei erschließt. Im Erdgeschoss und in der Mensa werden zudem barrierefreie Sanitärräume vorgesehen.
Mensanutzung und technische Modernisierung
Die bestehende Mensa wird vollumfänglich saniert. Anstelle des abgebrochenen, baufälligen Anbaus wird ein neuer Küchen- und Sanitärtrakt errichtet. Die Schulküche ist für die Versorgung von bis zu 160 Kindern nach dem „Cook & Chill“-Prinzip ausgelegt. Die Erschließung der Mensa erfolgt über eine Rampe im Gebäude.
Die gesamte Haustechnik wird erneuert, um die Standards der Stadt Halle (Saale) zu erfüllen. Die Wärmeversorgung erfolgt vorrangig durch eine energieeffiziente Wärmepumpe in Kombination mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, wodurch ein hoher Anteil des Wärmebedarfs durch regenerative Energien gedeckt wird. Ergänzend ist ein Gaskessel zur Abdeckung von Spitzenlasten vorgesehen. In den Klassen- und Funktionsräumen erfolgt die Belüftung über natürliche Fensterlüftung, während innenliegende oder spezielle Räume wie die Mensa und die Küche eine dezentrale mechanische Lüftung erhalten. Die gesamte Elektroinstallation, einschließlich der IT-Infrastruktur, wird neu aufgebaut. Dazu gehören eine Brandmeldeanlage mit Aufschaltung auf die Feuerwehr, eine flächendeckende akustische Alarmierung, eine Sicherheitsbeleuchtungsanlage sowie eine Einbruchmeldeanlage in allen Gebäuden des Schulkomplexes.
Ein Schulhof zum Lernen und Bewegen
Nicht nur die Gebäude, auch die Freianlagen erfahren eine umfassende Neugestaltung und barrierefreie Erschließung, wobei das gesamte Grundstück neu eingefriedet wird. Der obere Schulhof im Westen, der über einen historischen Felsenkeller unter weiten Teilen des Geländes verfügt, wird zum lebendigen Pausenhof. Die Neugestaltung umfasst vielfältige Aufenthalts- und Bewegungsmöglichkeiten. Geplant sind ein Sportspielfeld (Bolzplatz), eine Streetballfläche und Tischtennisplatten, ergänzt durch zahlreiche Sitzgelegenheiten und eine kleine Tribüne. Neu gepflanzte Bäume sollen für die notwendige Verschattung sorgen und zur Verbesserung des Mikroklimas beitragen.
Im Rahmen der Arbeiten ist die Fällung von insgesamt 16 Bäumen geplant, von denen sich der Großteil an den Grundstücksmauern befindet und diese durch Wurzeldruck bereits erheblich geschädigt hat. Die erforderlichen Baumfällungen wurden mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt. Zur funktionalen Ergänzung werden ausreichend 60 Fahrradstellplätze auf dem oberen Hof angelegt. Im östlichen, unteren Hof wird ein funktionaler Wirtschaftshof mit drei PKW-Stellplätzen, einem Müllplatz und einer Anlieferzone für die Schulküche eingerichtet. Ein besonderes Highlight ist das geplante „Grüne Klassenzimmer“ – ein überdachter Freisitz, der sowohl für Unterricht im Freien als auch als Erweiterung der Mensa genutzt werden kann.
Der Zeitplan: Übergabe im Jahr 2028
Das Projekt befindet sich laut Stadt bereits in der fortgeschrittenen Planungsphase. Nach der Entwurfsplanung (3. Quartal 2025) und dem Antrag auf Baugenehmigung (1. Quartal 2026) ist der Baubeginn für das 2. Quartal 2026 angesetzt. Die Bauzeit wird auf knapp zwei Jahre veranschlagt, sodass das Bauende und die Übergabe an die Nutzer für das 1. Quartal 2028 geplant sind.
Mit der Sanierung und Erweiterung der ehemaligen Helene-Lange-Schule entsteht nicht nur eine moderne, barrierefreie Außenstelle für das Giebichenstein-Gymnasium, sondern es wird auch ein wichtiges architektonisches Erbe in Halle bewahrt und zukunftsfähig gemacht. Das historische Schulgebäude erhält eine zweite Chance als moderner Lernort, der den steigenden Anforderungen an Bildung, Funktionalität und Nachhaltigkeit gerecht wird.

Grafiken: Stadt Halle













Na das nenne ich mal vernünftig.
Aha. Die Geburtenzahlen sinken dramatisch. Die Kindergärten sind nicht ausgelastet und haben einen Überschuß an Erziehern…
Und jetzt rechnen wir mal einfach nach, wann diese äußerst geburtenschwachen Jahrgänge die Schulen erreichen. Riiichtig, in spätestens 3 Jahren und folgende.
Aber die Genies in Halles Verwaltung wollen noch ein Schule mehr. Leicht zu erkennen: absolute Fehlinvestition. Aber, Halle eben. Wir hauen raus, was wir nicht haben.
Besser wäre es, wenn die neben dem TMG sich befindende Grundschule ist das umzubauende Areal zieht und das TMG das Gebäude der Grundschule übernimmt, damit dort vor Ort in der Friedenstraße aus allen 5 Gebäuden eine Art Campus entsteht! Was soll diese Zerstückelung einer bestehenden Schulstruktur?
Da sind Sie schlecht informiert. Die Grundschule Wittekind wurde als PPP-Projekt saniert. Die Bindung der Grundschule am Standort dort besteht 30 Jahre!
42qm für 25-28 Schüler sind schon arg knapp…und nur jeweils 5 Klassenräume verfügbar gibt auch kaum Raum für einen möglicherweise mal notwendigen 6. Klassenzug. Alles in allem sicher eine sinnvolle Möglichkeit, aber ich finde die Raumberechnungen zu knapp gehalten.