Bolz- und Bikepolo-Platz, Zirkusgebäude, Turnhalle: das ist am Rossplatz in Halle (Saale) geplant

Einst war es ein Ausspannplatz für Pferdefuhrwerke, dahinter auch der Name. Später fanden hier Jahrmärkte statt. Und während der DDR-Zeit fiel das Gelände in einen Dornröschenschlaf. Das lag nicht zuletzt an der Umgestaltung des Verkehrsraums. Fortan lag der Bereich inmitten stark befahrener Verkehrsachsen.
Als im Jahr 2012 der Zirkus Klatschmohn seine Zelte hier aufgeschlagen hat und seit dem Artistikkurse für interessierte Kinder anbietet, ist das Areal wieder belebt. Und künftig soll hier noch mehr los sein. Denn der Zirkus Klatschmohn und der benachbarte Post-Turn-Sportverein (PTSV) haben zusammen Ideen entwickelt. So will der PTSV eine neue Turnhalle als Ergänzung für die Jahnturnhalle errichtet und Klatschmohn ein festes Zirkusgebäude. Am Montag haben sie ihre Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt, nachdem der Stadtrat bereits vor drei Jahren die Aufstellung eines Bebauungsplanes beschlossen hat.
Zudem bringt sind auch die Stadt ein. Sie will hier voraussichtlich im kommenden Jahr einen Bolz- und Bikepolo-Platz errichten. Zielgruppe sind die Kinder- und Jugendlichen aus den nahegelegenen Paulus- und Medizinerviertel. “Die Mittel liegen vor”, konnte Nico Schröter, Fachbereichsleiter Städtebau und Bauordnung berichten. Fördergelder machen das Vorhaben möglich.
Allein in diesem Jahr habe er schon 150 Ablehnungen an Eltern verschickt, sagte Hilmar Bulka vom PTSV. Man habe einfach keine Kapazitäten mehr. 871 Mitglieder hat der Verein, bekanntestes Mitglied dürfte die “Turnoma” Johanna Quaas sein. Durch die neue Turnhalle schaffe man Platz für 230 neue Mitglieder. Obendrauf werden auch Kapazitäten in der Robert-Koch-Turnhalle für andere Vereine frei, die der PTSV als Zweitstandort nutzt. Obendrauf wird die neue Turnhalle über eine Tribüne für 140 Gäste verfügen und somit auch wettkampftauglich sein. Das freut Aureal Siegel, Leiter des Fachbereichs Sport, der auf internationale Turnveranstaltungen hofft.
Bei der Gestaltung des Baukörpers soll auf die Fluchten der denkmalgeschützten Jahrturnhalle geachtet werden. Das 1862 errichtete Gebäude ist die älteste Turnhalle in Halle. Hinter dieser soll sich die neue Turnhalle quasi “verstecken”. Geplant sind eine Photovoltaikanlage, Gründach, Fassadenbegrünung und Beheizung durch Wärmepumpe.
“Die Zelte sollten nur eine Übergangslösung sein”, sagte Klatschmohn-Chef Jürgen Wiehl. 140 Kinder und Jugendliche trainieren hier. Entstehen soll ein Hybdridbau – ein Stahlskelett mit vorgehängter Fassade. Mittelpunkt ist der 400 Quadratmeter große Veranstaltungssaal, der einem Zirkuszelt nachempfunden ist. Davor soll ein zweigeschossiges Funktionalgebäude geben, unter anderem mit Lager, Umkleidekabinen, Sanitäranlagen und Proberäumen. Ein Sukkulenten-Gründach und eine Photovoltaikanlage sollen installiert werden, die Beheizung soll durch Wärmepumpen erfolgen. “Wir wollen der erste klimaneutrale Zirkus Deutschlands werden”, sagt Jürgen Wiehl.
Kritik übte der ehemalige Grünen-Stadtrat Christian Feigl. Er bemängelte, dass für das Vorhaben von 54 Bäumen nur 28 stehen bleiben. Das könnte man ja verhindern, wenn man die Baukörper dreht und verschiebt. Man habe sich bewusst für die kompakten Baukörper entschieden, sagt die Stadtverwaltung. Würde man die Gebäude weiter nach Norden verschieben, würde es auch dort Bäume treffen. Zudem sei man bezüglich der Denkmalschutz-Auflagen beim Turnhallen-Bau auch räumlich gebunden.
Auch wenn Klatschmohn und PTSV unterschiedliche Architekten haben, so haben diese sich doch untereinander abgesprochen. Denn beide Bauten sollen über einen Klinker-Sockel verfügen, in Hommage an die Jahnturnhalle.
Wann genau gebaut wird, steht noch nicht fest. Der Vorentwurf des Bauungsplanes ist zunächst noch im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit bis zum 24. September 2024 im Foyer der Neustädter Passage 18, Neustädter Passage 18, 06122 Halle (Saale) ausgelegt bzw. unter www.fruehzeitige-beteiligung.halle.de abrufbar. Stellungnahmen und Anregungen zu den Planungen ebenfalls bis zum 24. September 2024 per E-Mail an planen@halle.de übermittelt werden.










Sobald in Halle noch etwas Grün ist, muss es zugepflastert werden – siehe Versieglung der Parkplätze von REWE und Lidl. Auch der Steintor-Campus hat mehr Steine als Bäume. Irgendwie geht es nicht in die Köpfe der Menschen, dass wir Bäume zum Leben brauchen. Schulen haben Turnhallen, die kann man auch am Nachmittag nutzen. Bis heute ist die Außenanlage von der Dürer-Schule ein Trauerspiel. Auch hier wurden Bäume gefällt und keine Ersatzpflanzung vorgenommen. Warum wird der alte Schlachthof für so ein Projekt nicht genutzt? Auch in diesem Viertel wohnen Kinder…
Ein paar Anmerkungen:
Auf dem Friedhof wurde doch schon gebaut, beim Ausbau der Paracelsius/Volkmannstrasse wurden Teile des Nordfriedhofs überbaut.
Der STEINtorcampus heißt ja auch nicht WALDtorcampus. Ausserdem stehen am Campus genügend Bäume als Ersatzpflanzungen, die müssen halt nur noch ein paar Jahre wachsen.
Versuchen Sie doch einfach mal in der Stadt Halle Hallenzeiten bei den Schulen zu bekommen. Die sind alle bis an der Kapazitätsgrenze ausgelastet.
Die Außenanlagen der Dürerschule waren doch schon vor dem Umbau grottig – da sieht es heute deutlich besser aus als zuvor.
Der Schlachthof befindet sich in Privatbesitz. Hier hat die Stadt kein doch gar keinen Gestaltungsspielraum. Außerdem ist ein Neubau deutlich günstiger als teils denkmalgeschützten Ruinen des Schlachthofes umzubauen.
Schulen haben Sporthallen, keine Turnhalle.
Hier wird eine Turnhalle gebaut, die mit festen Turngeräten ausgestattet ist. Die hat man in Sporthallen nicht.
Verstehe ich es richtig, dass dort Flächen versiegelt werden sollen? Bisher ist es eine schöne Grünfläche gewesen.
Schön?
Warst du jemals dort?
Ich wüsste nicht mal, wie man die Straßen drumrum überwinden kann.
Dennoch ist richtig, dass hier für einen kommerziellen Verein, der sich auf einer öffentlichen Fläche „niedergelassen hat“ eine unnötige Versiegelung vorgenommen. Leerstehende Gewerbehallen gab es schon hundert Meter weiter.
Nett, dass der richtige Sportverein dafür als Feigenblatt auftritt.
Wollte die Stadtverwaltung nicht Halle für das veränderte Klima fit machen? Mit versiegelten Flächen und abgeholten Bäumen?
Ob die 2 Bäume die vor bestimmt über 10-20 Jahren vom unteren Boulevard vor der Ulrichskirche zum Rossplatz umgepflanzt wurden diesmal der Kettensäge zum Opfer fallen? *grübel*
Ich habe jetzt 8 zu fällende Bäume/Baumgruppen gezählt. In unmittelbarer Nähe sind aber auch 4 Ersatzpflanzungen aus den Plänen zu entnehmen.
Versiegelt wird übrigens nicht viel, da die Fläche hinter der Turnhalle bereits asphaltiert ist. Also wer davon spricht, dass dort Grünflächen entfernt werden – ne, das stimmt nicht.
Und dort, wo der Bolzplatz hinkommt, sind bereits versiegelte Flächen vom Zirkus.
Ich frag mal anders: Warum ist die Stadt nicht in der Lage, Erholungsflächen anzulegen? Die Stadtverwaltung kann durch Fördergelder die Stadt nur zupflastern. @Dürer-Schule: Nein, Ersatzpflanzungen im Außenbereich wurden nicht vorgenommen – diese wurden versprochen. Nix ist passiert. Selbst Blühwiesen wurden wieder vernichtet.
@Schlachthof: Und genau da liegt das Problem. Er wurde verkauft und das war es dann auch. Und jetzt gibt es Fördergeld und Grünflächen werden versiegelt und Bäume gefällt. Bei der Stadt klingt am Anfang alles so gut – aber dann …
Ich sage nur Lückenbebauung am Hallorenring – da hat nicht ein Baum mehr Platz. Selbst ne kleine Fläche hinterm Opernhaus wird nicht verschont. Ich bin für Denkmalschutz der Bäume. Das Denkverhalten muss endlich klar werden: Wir müssen mit der Natur leben – und auch so bauen – und nicht gegen die Natur. Was nützt ne Turnhalle, wenn wir demnächst nur noch mit über 30 Grad am Tag leben müssen?