Die Sieger kommen
Ihre Bilanz ist beeindruckend. Die fünf halleschen Athleten, die in der letzten Woche bei den Special Games in Berchtesgaden an den Start gingen, sind mit zehn Medaillen wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Und das, obwohl ein Sportler verletzungsbedingt ausscheiden musste. So holten sie in Einzel- und Staffelwettbewerben immerhin 2 mal Gold, 3 mal Silber und 5 mal Bronze. Die Stadt Halle hat dafür eifrig die Daumen gedrückt, versichert die zuständige Beigeordnete Judith Marquardt und gehört zu den ersten Gratulanten.
Zu diesen nationalen Sportkämpfen für Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen reisten über 900 Sportler aus ganz Deutschland an, darunter 25 aus Sachsen-Anhalt.
Die halleschen Starter trainieren beim hiesigen Universitätssportverein USV Halle. Einmal wöchentlich stehen hier Übungsstunden auf dem Plan, um sowohl bei Sommer-Wettkämpfen, als auch bei den Winter-Games um Medaillen kämpfen zu können. „Sportlichen Angebote für Menschen mit Beeinträchtigungen gibt es nur wenige in Halle“, weiß Übungsleiterin Marie Barczewski vom USV. Entsprechend hoch sei die Nachfrage. Der Schneeschuhlauf ist dabei die Spezialdisziplin der Sportler. In ihren jeweiligen Altersklassen landeten Paul Rürup im 100-Meter-Lauf und Felix Franke (siehe Foto) im 200-Meter-Lauf ganz vorn. Der 51jährige Michael Schade brachte es zu einem zweiten Platz beim 100-Meter-Finale. Gemeinsam mit Toni Waldhoff erreichte dann ihre 4×100-Meter-Staffel als dritte das Ziel und sorgte so für weitere Bronzemedaillen. Nur Alexander Kunze hatte Pech, verletzte sich und konnte dann doch nicht starten.
Die fünf Männer zwischen 26 und 51 Jahren kennen sich gut, sie sind nicht nur auf dem Sportplatz eine Mannschaft. Unter dem Dach des Vereins Lebenstraum haben sie sich auch zu einer Wohngemeinschaft zusammengeschlossen. Dieses weitgehend selbstbestimmte Zusammenleben ist in Halle noch Neuland. Aber dadurch können erwachsene Menschen mit Beeinträchtigung ihr eigenes, weitgehend von den Eltern unabhängiges Leben führen. Der Lebenstraum e.V. betreut diese Wohngruppe und wird in den nächsten Monaten eine weitere Wohngemeinschaft eröffnen.
Das sportliche Engagement dieser Wohngemeinschaft spiegelt sich auch in der aktuellen Sonderausstellung im Stadtmuseum wieder: Geschichten, die fehlen hat Menschen mit körperlichen oder geistigen oder seelischen Besonderheiten im Blick und lässt sie selbst über ihre Erfahrungen, Ängste und Wünsche berichten. Denn von ihnen wird bislang nur selten erzählt. Die Geschichte unserer sportlichen WG belegt ein Schneeschuh. Der kehrt nun nach seinem medaillenreichen Einsatz in Berchtesgaden wieder zurück in die Ausstellung des Stadtmuseums.
Diese Sonderausstellung vereint dabei die historische Spurensuche mit dem aktuellen Erleben. Eine Herausforderung für Museumsmacher, zumal sich die gut 50 Geschichten den Besucherinnen und Besuchern ohne Barrieren erschließen sollen. Dabei ist nicht allein ein rollstuhlgerechter Zugang gemeint, hebt Museums-Chefin Jane Unger hervor. „Der gehört längst in unserem Haus zum Inventar. Wir haben aber diesmal auch die inhaltliche und gestalterische Aufbereitung der Museumsobjekte konsequent in den Dienst beeinträchtigter Menschen gestellt. Das macht diese Ausstellung auch so einzigartig in Deutschland.“
Foto: Lebenstraum_Special-Games
BU: Felix Franke, Timon Schumann, Headcoach Lebenstraum, Michael Schade, Tino Waldhoff, Marie Barchewski, Übungsleiterin USV Halle, Paul Rürup, Elke Arnold, Kuratorin Stadtmuseum (v.l.)
Das freut mich sehr. Geschützte Menschen, die zum Glück unter uns leben und gewinnen. Sehr schön zu hören.
Glückwunsch, allumfassend ein schönes Projekt und tolle Leistungen der Athleten!