Elternkritik am Eigenbetrieb Kita: Mitarbeiter werden entlassen – obwohl Einrichtung wegen Personalmangels die Öffnungszeiten kürzen – Grüne Jugend wirft Stadt “erschreckende Kurzsichtigkeit” vor

In den Kitas der Stadt Halle herrscht Personalnotstand – gleichzeitig entlässt der städtische Eigenbetrieb „Kita“ Dutzende Mitarbeitende. Der Sparkurs trifft junge Fachkräfte, Familien und die frühkindliche Bildung gleichermaßen. Eltern äußern Unverständnis und Wut, die Grüne Jugend spricht von politischem Versagen auf mehreren Ebenen.
In einer Zeit, in der viele Kindertagesstätten in Halle (Saale) ihre Öffnungszeiten wegen Personalmangels verkürzen müssen, werden beim städtischen Eigenbetrieb „Kita“ erstmals seit Jahren wieder Stellen abgebaut. Insgesamt betrifft das rund 40 Beschäftigte – darunter 11 frisch ausgelernte Auszubildende sowie etwa 30 befristet Beschäftigte, deren Verträge nicht verlängert werden.
Diese Entscheidung sorgt für Unruhe – nicht nur bei den Betroffenen selbst, sondern vor allem auch bei Eltern, die zunehmend Schwierigkeiten haben, Beruf und Familie zu vereinbaren.
Personalnotstand in Kitas trifft auf Personalabbau
Schreiben mehrerer Einrichtungen, die der Redaktion vorliegen, dokumentieren, dass aktuell in zahlreichen Kitas und Horten die Betreuungszeiten eingeschränkt wurden. Die Gründe: krankheitsbedingte Ausfälle und Urlaubszeiten. In den Schreiben werden Eltern gebeten, ihre Kinder – wenn möglich – bereits mittags abzuholen und zu Hause zu betreuen. Eine Notmaßnahme, die viele vor große organisatorische Herausforderungen stellt.
Ein Vater bringt seinen Unmut deutlich zum Ausdruck: „Zum Kotzen. Laut Stadt gibt es angeblich einen Personalüberhang, deswegen werden Leute entlassen – und jetzt fällt ein paar Mal jemand aus, und zack, geht gar nichts mehr.“
Die Stadtverwaltung verweist auf den Krankenstand: Im Mai habe die Krankheitsquote im Eigenbetrieb Kita bei 8,5 Prozent gelegen, „deutlich unter den Zahlen aus den Wintermonaten“, so ein Stadtsprecher. Zwar habe es in einzelnen Einrichtungen Einschränkungen gegeben, diese seien jedoch nicht ungewöhnlich.
Für viele Eltern klingt das wie eine Verharmlosung. Der erlebte Alltag in den Einrichtungen spricht eine andere Sprache: Es fehle an Stabilität, Planungssicherheit – und am Personal.
Grüne Jugend kritisiert „erschreckende Kurzsichtigkeit“
Auch die Grüne Jugend Halle äußert sich mit scharfer Kritik. Die Entscheidung, ausgerechnet junge ausgebildete Erzieher*innen nach dem Abschluss in die Arbeitslosigkeit zu schicken, sei „erschreckend kurzsichtig“, so die Vorsitzende Leonie Gaube.
„Wir haben jahrelang über den Fachkräftemangel gesprochen und junge Menschen für diesen anspruchsvollen und gesellschaftlich wichtigen Beruf begeistert“, erklärt Gaube. „Jetzt, wo sie fertig sind, lässt die Stadt sie fallen. Das ist nicht nur menschlich enttäuschend, sondern auch politisch fatal.“
Die Jugendorganisation der Grünen betont, dass sich mit dieser Entscheidung viele junge Menschen fragen werden, ob es sich überhaupt noch lohnt, in Sachsen-Anhalt einen sozialen Beruf zu ergreifen. „Wer wird sich noch für eine Ausbildung zur Erzieher*in entscheiden, wenn am Ende kein Arbeitsplatz wartet – trotz offensichtlichen Bedarfs?“
Strukturelle Probleme und finanzielle Not der Stadt
Halles angespannte Haushaltslage ist bekannt. Die Stadtverwaltung argumentiert, der Personalabbau sei eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Doch für die Grüne Jugend greift diese Erklärung zu kurz. Die Verantwortung liege auch und insbesondere bei der Landesregierung Sachsen-Anhalts, die den Kommunen Aufgaben übertrage, ohne ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen.
„Die strukturelle Unterfinanzierung der frühkindlichen Bildung ist ein Skandal“, meint Tobias Brendel, Vorstandsmitglied der Grünen Jugend Halle. „Es ist kurzsichtig, ausgerechnet hier zu sparen – denn die Folgekosten schlechter Bildungspolitik werden später um ein Vielfaches höher sein.“
Brendel verweist auf den schlechten Betreuungsschlüssel im Land. In Sachsen-Anhalt müssen Erzieher*innen oft deutlich mehr Kinder betreuen als in anderen Bundesländern – mit negativen Folgen für die Qualität der Betreuung und die Belastung des Personals.
Frühkindliche Bildung als Standortfaktor und Gerechtigkeitsfrage
Die Grüne Jugend fordert ein Umdenken – sowohl auf kommunaler als auch auf Landesebene. Der Zugang zu verlässlicher, qualitativ hochwertiger frühkindlicher Bildung sei nicht nur eine Frage von Familienfreundlichkeit, sondern auch von Chancengleichheit und Gerechtigkeit.
„Chancengleichheit beginnt in der Kita“, erklärt Theo Just, Sprecher der Grünen Jugend Halle. „Hier werden Grundlagen für den späteren Bildungsweg gelegt. Ohne ausreichend Fachkräfte kann diese wichtige Entwicklungsphase nicht individuell begleitet und gefördert werden.“
Zudem verweist Just auf den gesellschaftlichen Beitrag, den Erzieherinnen leisten: „Sie sind die ersten Bildungsexpertinnen, mit denen Kinder in Kontakt kommen. Ihre Arbeit ist pädagogisch anspruchsvoll, sozial hochrelevant und oft emotional belastend – sie verdienen mehr Anerkennung und bessere Rahmenbedingungen, nicht Arbeitslosigkeit.“
Signalwirkung und langfristige Konsequenzen
Die Kritik der Grünen Jugend geht über die aktuelle Situation hinaus. Sie sieht in der Personalentscheidung ein gefährliches Signal an die gesamte Berufsgruppe – und an alle, die in Erwägung ziehen, sich sozial zu engagieren.
„Wir müssen jungen Menschen eine Perspektive bieten, wenn wir sie für soziale Berufe gewinnen wollen“, fordert Gaube. „Wer am Anfang ihrer Laufbahn steht und dann direkt mit Arbeitslosigkeit konfrontiert wird, wird diesem Berufsfeld den Rücken kehren. Das können wir uns angesichts des demografischen Wandels nicht leisten.“
Auch wenn die Geburtenzahlen aktuell rückläufig sind, könne das keine Rechtfertigung sein, den Ausbau der Bildungsinfrastruktur zu bremsen. Vielmehr sei ein gutes Betreuungsangebot ein klarer Standortvorteil für Städte wie Halle – und entscheidend für den Zuzug junger Familien.
Appell an Stadt und Land
Die Grüne Jugend Halle fordert von der Stadtverwaltung ein aktives Zugehen auf das Land Sachsen-Anhalt, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Ziel müsse es sein, Fachkräfte zu halten, die Qualität der Betreuung zu sichern und langfristig verlässliche Perspektiven für Familien und Personal zu schaffen.
„Wir fordern einen Stopp der Entlassungen und eine sofortige Prüfung, ob Haushaltsmittel umgeschichtet oder zusätzliche Fördermittel beantragt werden können“, so Gaube. „Diese Krise darf nicht auf dem Rücken junger Fachkräfte und der Kinder ausgetragen werden.“
Vielleicht sollte mal in der Stadtverwaltung aufgeräumt werden. In den letzten Jahren kam nicht’s Positives herüber.
Niemand entlassen, AZUBI’s nicht übernommen, befristete Verträge nicht verlängert. Von Entlassung kann überhaupt keine Rede sein.
Alles anderen darf man gerne im Jugendhilfeausschuss thematisieren.
… nicht quatschen, Geldkoffer – bitte prall gefüllt – in der Stadtverwaltung abgeben! Oder massiv höhere Beiträge zahlen. Das ginge freilich auch! 🙂
Nicht nötig, Geld ist da.
Wo?
möglicherweise sind die erheblichen Gehaltssteigerungen, die die Gewerkschaft rücksichtslos durchsetzen konnte, ein Grund …
Wenn Sie wüssten, was Erzieherinnen und Erzieher leisten und welche Ausbildung sie durchlaufen müssen, würden Sie das gerechtfertigt finden.
… nein, niemals nimmer nie!!! Mehr Gehalt ist immer gut! Attraktive Arbeitsplätze ziehen positive Effekte für die Stadtkasse nach sich! Sagt der Kämmerer=Personal-Beigeordneter immer wieder.
Bitte bedenken: Geld muß umgewälzt werden, so steigt das BIP und wir haben endlich wieder Geld in der Kasse, für neue, schöne Sachen! Zum Beispiel für Panzer, Raketen und Granaten! Also hohe Gehälter -> hohe Geldumwälzung -> hohes BIP … huch, wo ist jetzt die Stadtkasse hingekommen? Egal, war ja eh schon leer!
War noch was? Achso, die Erzieher_innen.
Hmmm …. kein Geld da?
Entlassen!
Oder KITA-Beiträge erhöhen.
DIESE DA vom Stadtrat (z.B. Fraktionen FdP/FW, Volt-Mitbürger, CDU, Grüne, Teile von Hauptsache-Halle) waren z.T. schon immer fürs Erhöhen, so auch in 01/2025. Dann gibt es nämlich mehr Geld für die freie Kultur zu verteilen. Unsere Kumpels von der SPD haben da im Januar ebenfalls brav mitgezogen.
Also lasst uns das nochmals tun: kostendeckende KITA-Beiträge in Halle! Lasst uns Millionen Euro freisetzen – für freie Kunst&Kultur!
Jawoll, so wird das!
Oder nicht?
Schon mal etwas von Kommunalaufsicht gehört?
Stimmt, die Erzieher scheffeln ihr leichtverdiente Kohle für wenig Arbeit in rauhen Mengen…Und die Gewerkschaften haben bei der Beschaffungskriminalität, zur Erreichung eines fairen Lohnes, geholfen! (Ironie off) X
„Die Stadtverwaltung argumentiert, der Personalabbau sei eine wirtschaftliche Notwendigkeit“
Da können doch lieber Mitarbeiter aus den Büros der Stadtverwaltung entlassen werden. Die Kindergärtnerinnen werden gebraucht. In der Stadtverwaltung meckert man eh zu viel Rum und schreibt anonyme Brandbriefe.
Zu viel Rum? Ist das Insiderwissen bei Dir?
Skoll dem Emmischreiberling. Martin, nicht aufregen über diese inhaltsleeren Texte. Besser einen RUM trinken gehen. 😀
Was ist denn das für ein dämlich spezifischer Fokus? Das trifft auch junge Arbeitslose, junge Studenten/Lehrlinge (w/m) und nicht mehr junge minderqualifizierte Hilfskräfte. Ab diesem Satz braucht man gar nicht mehr weiterzulesen, denn da kann nur noch mehr Schnulli kommen. 🤦♀️
Fühlst du dich wieder arg vernachlässigt und HASST deswegen alles?
Ich hasse nicht alles, nur dummes, dramatisierendes Geschwafel.
Wenn du dich dabei vernachlässigt fühlst.
Ist Vernachlässigung der Grund für deine Fixierung auf Nulli? Das würde einiges erklären.
„ Ein Vater bringt seinen Unmut deutlich zum Ausdruck: „Zum Kotzen. Laut Stadt gibt es angeblich einen Personalüberhang, deswegen werden Leute entlassen – und jetzt fällt ein paar Mal jemand aus, und zack, geht gar nichts mehr.““
Und ich könnte auch kotzen. Es wird niemand entlassen. Einfach mal den Artikel verstehend lesen oder wenigstens KI nutzen.
Der Personalbestand im Öffentlichen Dienst, also nicht nur in den Kindergärten, könnte noch viel stärker reduziert werden. Hauptproblem ist aktuell kein Personalmangel, sondern der Krankenstand. Dieser Zustand hat eine klare Ursache, es ist die Lohnfortzahlung bei „Krankheit“! Diese Hängematte gehör unverzüglich ersatzlos abgeschafft (an alle Schlaumeier hier: 99% aller Krankheiten sind nicht ansteckend, wenn man trotzdem arbeiten geht). Ein weiterer Ansatzpunkt ist die konsequente Automatisierung und der Aufbau von leistungsfähigen KI-Systemen
Mir fehlen die Worte bei diesem sinnfreien Kommentar. Ich bin überaus empört. Ich bin Erzieherin und kann Ihnen mit Sicherheit sagen dass viele Erzieher*innen krank sind weil sie sich bei den Kindern anstecken und dann auch wirklich krank (z.B. erkältet) sind . Man überlegt sich dreimal ob man zu Hause bleibt , eben wegen der Personalsituation. Ich möchte gerne sehen wie Ihre Kinder von KI-Systemen betreut werden.
PaulusHallenser, bist Du’s?? Selten so einen Schwachsinn gelesen.
Offensichtlich wurde er durch eine (nicht besonders gute) KI ersetzt.
Hahaa…sieht ganz danach aus.
Die Stadtverwaltung steht hier zu Unrecht in der Kritik- es kann nur soviel Personal beschäftigt werden, wie Kinder betreut werden( das finanziert nur das Land)
Das Problem liegt hier eindeutig beim Land bzw. beim Bund: bei der Berechnung des Personalschlüssels berücksichtigt das Land z. B. nicht, dass jede Erzieherin 30 Urlaubstage, 2.Regenerationstage sowie 2 zusätzliche freie Tage haben- Frau Grimm ~ Benne tut so, als ob jede Erzieherin an 220 Tagen im Jahr anwesend ist. Also , liebe Landtagsabgeordneten: statt 500€/ je Monat mehr für Diäten zu zahlen wäre eine Verbesserung des Personalschlüssels in Kitas sinnvoller! Es geht um unsere Zukunft- um unsere Kinder!!!
….. tja, alles das sind Zeichen des parsitären, absterbenden Kapitalismus. Wir alle sind verloren, Kommunen, Land und Bund alle finanziell am Ende.
Wenn in Deutschland mehr Beschäftigte in Verwaltung, Ämter und Behörden arbeiten als produktiv Werte schaffen, kann das nicht funktionieren…
Um was geht es hier, um die Zukunft unserer Stadt, das sind auch diese Kinder die in den Kitas betreut werden. Die Steuerzahler von morgen, die Konsumenten von morgen. Man feiert sich in Halle das hier ein Zukunftszentrum entstehen soll was zwar vom Bund bezahlt wird, was aber niemand braucht wenn die Zukunft, der Nachwuchs, vernachlässigt wird und nicht ordentlich betreut wird in der Gemeinschaft weil die Eltern aus o.g. Gründen nicht oder nur eingeschränkt ihrer Arbeit nachgehen können. Halle lebe hoch.
Die Kita-Gebühren müssen endlich drastisch nach oben …dann klappt es auch mit der Betreuung.
Wenn dir der Pöbel in der Kita zuwider ist, kannst du dir schon jetzt Tageseltern organisieren.
Mein Gott – weniger Kinder, weniger Erzieher.
Ist nun mal so. Und wenn die Geburtenraten weiter fallen, und danach sieht es aus, werden noch weniger benötigt.
Sollen die besorgten Eltern eben mehr Kinder machen.
Was ist das denn Bitte für eine Milchmädchenrechnung? Selbst bei weniger Kindern sollten die Erzieher nicht reduziert werden, denn in der Realität sieht der Betreuungsschlüssel ziemlich schlecht aus. Habe es selbst erlebt, als ich noch als Erzieher gearbeitet habe – statt ein Erzieher auf 7-8 Kinder ist die Realität bei ein Erzieher auf 12-15 Kinder (manchmal sogar mehr), Krankheitsausfälle noch nicht einmal eingerechnet.
Erzieher sollten wenn überhaupt, dann nur aus triftigen Gründen entlassen werden wie beispielsweise Kindeswohlgefährdung durch grobe Fahrlässigkeit.
Eine riesen Sauerei. Nicht nur Kitas sind betroffen. Auch Grundschulen. Unsere Klasse wird jetzt auch auf andere Klassen aufgeteilt. Da fragt keiner, wie die Kinder sich fühlen! Neue Lehrer, neue Mitschüler! Sparmaßnahmen!!! Für andere Länder ist genug Geld da aber für unsere Kinder nichts. Man kann sich nur noch für dieses Land schämen!
Für die Kinder ist das kein Weltuntergang wie für ihre Mütter, außer du redest dem Kind das ein. Ich bin fünfmal in neue Klassen gekommen. Neue Menschen kennenzulernen wird man im Leben immer wieder. Man erfährt auch, was richtige Freundschaften sind.
Einfach mehr Steuern zahlen. Dann läuft es wieder. Jammerei hilft bei der Deckung von Haushaltslücken nicht.
Was „denkt“ denn die grüne Jugend so? Dass es ganz plötzlich doppelt so viele Kinder geben wird? Eher das Gegenteil ist der Fall. Aber was sind schon Fakten, wenn es in der grünen Jugend „denkt“…
Bitte sieh dir den Personalschlüssel in anderen Bundesländern an.
„Ein Vater bringt seinen Unmut deutlich zum Ausdruck: „Zum Kotzen.“
Es steht dem Vater frei, seine Kinder in eine Kita in freier Trägerschaft zu schicken. Es müssen nicht immer nur öffentliche Einrichtungen sein.
Dazu kommt, dass die Stadt dringend sparen muss, einen Personalüberhang kann sie sich nicht mehr leisten.