“Erhebliches Störpotenzial”: das sagt die Stadt Halle zur Flughafen-Erweiterung – Gegner erwägen Klage

Der Flughafen Leipzig-Halle soll ausgebaut werden. Unter anderem sollen durch die Erweiterung des Vorfelds künftig 96 statt bisher 60 Frachtflugzeuge pro Nacht Be- und Entladen werden. Dazu kommt der Bau zusätzlicher Rollwege, Flächen für die Flugzeugenteisung, einer Schneedeponie sowie sonstiger Neben- und Entwässerungsanlagen.

Die IG Nachtflugverbot erwägt eine Klage. Und auch die Stadt Halle (Saale) hat eine Stellungnahme zum Ausbau abgegeben. Die vorliegenden Unterlagen seien nicht ausreichend, um eine abschließende Beurteilung durchführen zu können, schreibt die Stadt. Unter anderem wird ein Schallschutzgutachten gefordert, ebenso eine Betroffenheitsanalyse und ein lärmmedizinisches Gutachten.

Die Stadt Halle vermisst eine Einschätzungen zu den lärmphysikalischen Auswirkungen durch die Flottenerneurung bei DHL. Die Boeing 757 und der Airbus 300 gehen in Rente, dafür kommen der A321 und A330 dazu. Ebenso will die Stadt eine Abschätzung zu langfristigen Veränderungen in der Luftverkehrswirtschaft – zum einen wegen der Corona-Pandemie, aber auch wegen der Eröffnung des Flughafen Berlin-Brandenburg (BER).

Kritik wird an den Anflugstrecken geübt, die über die halleschen Stadtteile Lettin und Dölau führt. Aus Sicht der Stadt Halle sei es “erforderlich, die Luftfahrzeuge westlich des Stadtgebiets zu führen, mindestens jedoch so zu verteilen, um eine Nachtruhe zu gewährleisten.” In den sechs verkehrsreichsten Monaten sei durch die Ausbau mit 8.000 Flügen mehr zu rechnen. ”Sowohl die Änderung des Flugzeugmixes hin zu größeren Flugzeugen als auch die erhöhte Anzahl der Flugbewegungen im Nachtzeitraum, führt zu einer Erhöhung des Fluglärms.” Die Lärmbelastung steige um 4,2 dB (A). Durch die bisherigen Erfahrungen sei klar, dass in der ersten Nachthälfte Anflüge und in der zweiten Nachthälfte Abflüge stattfinden. Hieraus erwachse “erhebliches Störpotential”, so die Stadt in ihrer Stellungnahme.

In den vergangenen Jahren habe es eine Zunahme der nächtlichen Lärmbeeinträchtigungen gegeben, insbesondere aber im vergangenen Jahr. “Deshalb ist eine Reduzierung der Nachtschutzzone im südlichen Stadtgebiet von Halle im Ergebnis einer Neuberechnung in der vorliegenden Form nicht nachvollziehbar”, so die Stadt. Eine ungerechtfertigte Einschränkung der Planungshoheit der Stadt könne nicht hingenommen werden.