Fachwerkhaus in der Innenstadt kann gerettet werden

Von Außen sieht das Fachwerkhaus am Alten Markt 31 in Halle (Saale) schön saniert aus. Und wären da nicht die zugenagelten Fenster, dann würde wohl niemand stutzig werden. Denn seit Jahren stockte die Sanierung. Die Eigentümer hatten sich deshalb zu einer Protestaktion hinreißen lassen. „Der Verfall dieses Denkmals erfolgt mit freundlicher Unterstützung des Denkmalamtes“, war auf einem Plakat zu lesen. Eigentümer und Denkmalamt hatten sich um die Auflagen für die weitere Sanierung gestritten, die Forderungen der Behörden waren für die privaten Eigentümer schlicht nicht finanzierbar. Doch nun ist es laut Mitteldeutscher Zeitung zu einer Einigung gekommen. Davon zeugen auch die Absperrungen und der am Haus aufgestellte Kran.
„Man hat am Ende doch begriffen, dass wir heute nicht mehr im 16. Jahrhundert leben“, erklärte Miteigentümerin Doris Reif der MZ. Denn das Denkmalamt wollte den Dachstuhl unbedingt erhalten. Jetzt darf nun doch ein neuer Dachstuhl errichtet werden. Ein Zimmermann muss ihn allerdings optisch so bearbeiten, dass das Dach optisch wieder schief aussieht, so wie sein 400 Jahre alter Vorgänger. Die Aufarbeitung des alten Dachstuhls wäre schlicht nicht finanzierbar gewesen, er und weitere Holzbalken im Haus sind mit giftigen und als krebserregend geltenden Holzschutzmitteln und anderen Schadstoffen belastet. Ein schweres Erbe aus DDR-Zeiten, gegen Ende der DDR war das Haus bereits einmal saniert worden, nachdem nebenan am Alten Markt Plattenbauten entstanden.
„Aufgrund der ermittelten Wert, insbesondere für DDT, ist die Belastung der untersuchten Hölzer als sehr hoch einzustufen“, heißt es in einem Gutachten. Besonders dramatisch sind die Werte für Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT). Hier wurden im Dachstuhl 1.388 mg/kg Holz entdeckt, in der Decke des 2. Obergeschosses 339 sowie in der Wand des ersten Geschosses 172. Als „gering belastet“ gilt ein Wert von unter 5 Milligramm. Enorm ist ebenfalls die Belastung mit Fluor (17.100 mg/kg Holz in der Decke des 2. OG), Chlor (5.700 mg/kg Holz im Dachstuhl), Blei (320 mg/kg in der Wand des 1. OG) und Arsen (1.000 mg/kg in der Wand des 1. OG). Mit den gängigen Verfahren könnten etwa 90 Prozent der Belastungen beseitigt werden.
Das Haus hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Einst gehört es dem Halloren-Siedemeister Christoph Frosch. Es ist um 1600 im niedersächsischen Fachwerkstil entstanden.
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