“Kein Wiegand reloaded”: OB Vogt setzt auf gute Zusammenarbeit mit dem Stadtrat, auch der AfD – “Brandmauer auf kommunaler Ebene gibt es für mich nicht”

Seit einem Monat ist Dr. Alexander Vogt der neue Oberbürgermeister von Halle (Saale) – und er steht für einen anderen Führungsstil als sein Vorgänger Bernd Wiegand. In einem ausführlichen Pressegespräch am Dienstag skizzierte Vogt seine Leitlinien für das Amt: Kooperationsbereitschaft, Transparenz, und ein offenes Ohr für alle Fraktionen – inklusive der AfD. Dabei nimmt der parteilose Politiker auch schwierige Diskussionen in Kauf. Vogts Credo: Ein Oberbürgermeister müsse den Dialog mit allen suchen, solange er auf der Grundlage der Verfassung geführt werde.
Ein Neuanfang nach Jahren der Spannungen
Schon mit seinen ersten Worten zog Vogt eine klare Trennlinie zur Vergangenheit im halleschen Rathaus. „Ich bin kein Wiegand reloaded“, sagte er mit Blick auf seinen Vorgänger, unter dessen Amtsführung es immer wieder zu teils öffentlich ausgetragenen Konflikten mit dem Stadtrat kam. Wiegand galt als Einzelkämpfer, der oft in Konfrontation zu den Gremien des Stadtrates stand. Vogt hingegen betont seinen Willen zur Zusammenarbeit: „Ich setze auf eine gute und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Stadtrat.“
In diesem Zusammenhang hob er auch den Stadtratsvorsitzenden Jan Riedel hervor, den er ausdrücklich als „wichtigen Counterpart“ bezeichnete. Vogt will die politische Kultur in Halle erkennbar verändern – weg vom Alleingang, hin zu mehr Miteinander. Dabei sei es ihm wichtig, Themen „breit zu streuen“, sodass sich unterschiedliche politische Richtungen und Interessen in der kommunalen Agenda wiederfänden.
Zusammenarbeit mit allen – auch mit der AfD
Besonders viel Aufmerksamkeit zog Vogts Haltung zur AfD auf sich. Mit 13 von 56 Sitzen stellt die Partei die größte Fraktion im halleschen Stadtrat. Für viele ein politisches Reizthema – Vogt geht damit pragmatisch um. „Eine Brandmauer gibt es für mich auf kommunaler Ebene nicht“, stellte er klar und fügte hinzu: „Solange die Äußerungen der AfD im Stadtrat verfassungskonform sind, werde ich auch mit der AfD zusammenarbeiten.“
Er lehne es ab, den Begriff „Brandmauer“ im kommunalen Kontext zu verwenden – aus seiner Sicht sei das ein schwieriger und fehlgeleiteter Begriff. „Der Stadtrat ist kein Gesetzgebungsorgan, er kontrolliert. Aus diesem Grund finde ich Brandmauer im Kommunalen einen ganz schwierigen Begriff und ich finde es auch einen Fehler, dass man so lange daran festgehalten hat.“
Gleichzeitig zieht Vogt eine klare moralische Linie: Diskriminierung oder Pauschalisierungen werde er nicht dulden. „Da gehe ich die Decke hoch“, sagte er. Er warnte die AfD explizit davor, die Ängste der Menschen für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Seine Pflicht sei es, alle Bürger zu vertreten – unabhängig von ihrer politischen Orientierung. Doch auch die AfD müsse sich an die Spielregeln halten: „Wenn die AfD sich an die Regeln hält, was aber in der Vergangenheit nicht immer der Fall war, werde ich auch mit der AfD so zusammenarbeiten wie mit der Linken.“
Verlässliche Kommunikation – Kritik der Vergangenheit aufnehmen
Ein weiterer Schwerpunkt Vogts: der Dialog mit den Fraktionen – und die damit verbundene Arbeit der Stadtverwaltung. „Dialog ist mir wichtig“, betonte er mehrfach. Er wolle inhaltliche Anregungen und Themen aus den Fraktionen ernst nehmen und in die Verwaltung tragen. Ausdrücklich kündigte er an, dass Anfragen an die Stadtverwaltung künftig zügiger und umfassender beantwortet werden sollen – ein Punkt, der unter Wiegand häufig kritisiert wurde.
„Ich will die Sachen aus den Fraktionen aufnehmen“, so Vogt. Die Kommunikation zwischen Verwaltung und Politik sei für eine funktionierende Stadtführung entscheidend – und eine Bringschuld, der er sich verpflichtet sehe.
Marathonlauf mit Pausen: Ein neuer Führungsstil
In seiner Selbstdarstellung zeigt sich Vogt bodenständig und humorvoll. „Der OB-Posten ist ein Marathonlauf, aber ich habe Erfahrung im Halbmarathon“, erklärte er mit einem Schmunzeln. Er wisse daher, wie wichtig es sei, seine Energie gut einzuteilen – auch über einen langen Zeitraum hinweg. Im Gegensatz zu Wiegand, der für seine ständige Präsenz bekannt war, kündigte Vogt an, seine vollen 30 Urlaubstage in Anspruch zu nehmen. „Aber ich bleibe natürlich erreichbar – außer beim Kitesurfen. Da lässt es sich einfach schlecht telefonieren.“
Privates will der neue Oberbürgermeister nicht völlig dem Amt unterordnen: Spaziergänge mit seinem Königspudel Henry, Sport und auch Treffen mit Freunden und Geschäftspartnern sollen weiterhin Teil seines Lebens bleiben. „Ich habe seit Amtsantritt schon zwei Kilogramm zugenommen“, gestand er augenzwinkernd und fügte hinzu: „Mein Ziel ist es, dabei nicht dick zu werden.“
Digitaler OB: Bürgernähe über Social Media
Auch kommunikativ will Vogt neue Wege gehen – und dabei insbesondere junge Menschen erreichen. Schon jetzt betreibt er aktiv Social Media, und daran soll sich nichts ändern. So plant er etwa eine eigene TikTok-Serie, in der er erklären will, was ein Oberbürgermeister eigentlich genau macht. „Als Lehrer hat man ja schon das Privileg, am Zahn der Zeit der jungen Leute zu sein“, sagte er. Er war über viele Jahre als Lehrer tätig und bringt diese Erfahrung nun ins Rathaus mit.
Social Media sehe er als Möglichkeit, direkt und ohne Filter mit den Bürgerinnen und Bürgern zu kommunizieren. Anfragen, die ihn über soziale Netzwerke erreichen, wolle er – sofern es seine Zeit erlaubt – auch persönlich beantworten.
Fazit: Ein OB mit offenem Ohr und klarer Haltung
Dr. Alexander Vogt tritt sein Amt mit dem erklärten Ziel an, Gräben zu überwinden und den Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft zu stärken. Er signalisiert Dialogbereitschaft über Parteigrenzen hinweg, will aber zugleich klare demokratische Standards verteidigen. Seine Aussagen zur AfD dürften Debatten auslösen, doch er macht deutlich, dass es ihm um rechtliche und nicht um ideologische Grenzen geht.
Mit einem Mix aus politischem Pragmatismus, digitaler Bürgernähe und persönlicher Nahbarkeit versucht Vogt, einen modernen und integrierenden Führungsstil zu etablieren. Ob ihm dieser Balanceakt gelingt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen – die Erwartungen an einen echten Neuanfang in Halle sind jedenfalls hoch.
Vogt hat sich im Rahmen seiner Vorstellungsrunde auch zu Klimaschutz und autofreier Altstadt geäußert. Dazu gibt es gesonderte Artikel:
Prinzipiell ist ja dagegen nichts einzuwenden, aber so wie sich die AgD Halle bisher präsentiert und vor allem dieser Raue. Nur auf Konfrontation und Streit aus. Bisher nicht einmal was vernünftiges von dem gehört. Migration hier, Migration dort. Lösungsansätze für andere Probleme Fehlanzeige.
WOW…Er sagt einfach nichts! nur geblubber. Aber schön zu wissen, dass er die guten ideen auch von der AFD nehmen würde. (Hauptsache er muss nicht selber denken?).
“ So plant er etwa eine eigene TikTok-Serie? “ „Als Lehrer hat man ja schon das Privileg, am Zahn der Zeit der jungen Leute zu sein“ Bitte ? Deine schüler lachen über dich. Mach doch mal eine Serie darüber, warum social media für kinder schlecht ist. Warum wir alle unsere daten an große konzerne abgeben. Irgendwas mit Haltung!
Richtig Herr Vogt👍man kann die stärkste Partei in Deutschland nicht ignorieren.
Nur weil er aus der CDU ausgetreten ist, wird er sie nicht ignorieren. Aber was hat das mit diesem Artikel zu tun?
Quelle: https://dawum.de/Bundestag/ Umfrage von gestern.
Stelle DU dich doch vor die Klagemauer, wenn DU Veränderung nicht erträgst. Es ist DEIN Problem. Handele so, wie DU es für richtig hälst. Aber warum sollten sich andere damit beschäftigen?
Hmm.
War denn bisher überhaupt schon mal Miteinander?
Bis jetzt gab es doch offenbar nur Alleingänge und Abwesenheit.
Was ein verkappter Populist. Er ist Mitglied eines Europaverbands, der eine Zusammenarbeit mit der AfD ablehnt (Kölner Signal) und posaunt dann solche rechtsoffenen Ideen raus. Schöne neue Welt.
Zum Thema autofreie Innenstadt. Warum hat sich Vogt nicht vor der OB Wahl dazu geäußert?
Das nennt sich „Salamitaktik“. Ein gängiges Stilmittel in der Politik.
… also „Hauptsache er muss nicht selber denken“! Er muß eigentlich nur die Verwaltung anführen. Dabei darf er sich sogar beraten lassen.
Egal wie: Hauptsache er fängt langsam mal an damit!
der Mann wird mir immer symphatischer, mal gucken ob er den Shitbürgern standhält oder ihrer (pseudo)moralischen Erpressungen standhält..
Solange die Rechtsextremen nett sind arbeitet Herr Vogt auch mit Rechtsextremen zusammen? Das ist aus meiner Sicht schlichtweg gefährlich und verantwortungslos.
Was hat denn die Brandmauer bisher zur Schwächung der AgD beigetragen? Wenn etwas nicht wie erhofft funktioniert, warum sollte man daran festhalten?
Unglaublich. Brandmauer muss bleiben. Mit dem rechten Rand darf nichts gemeinsam sein.
Rechter Rand ?
Kapierst wohl nicht die Wahlergebnisse ?
In Mathematik bestimmt nicht die Leuchte.
Wer bestimmt denn in Mathematik?
Die grundlegendste Gemeinsamkeit ist schonmal, dass alle Menschen sind. Wie willst du dich davon abgrenzen?
Was für ein katastrophales Signal, mit einer Partei zusammenarbeiten zu wollen, die die Demokratie, den Rechtsstaat, ja die Menschenrechte gleich ganz abschaffen will. Ein Fehler und Schaden, der nur schwer, oder überhaupt nicht mehr zu reparieren sein wird. Wer sollte uns diesmal befreien?
,,Wer sollte uns diesmal befreien?“
V1: Die gleichen wie einst: Die Russen, die Briten, die Gallier und die Amis. Wer sonst?
V2: Vom Geld befreien dich schon heute die Bankster und deren Hintermänner; vom Geist die große Koalition derer, die in der Republik wirklich das Sagen haben.
Wovon willst Du noch befreit werden? Vom Leben? Keine Sorge, daran wird schon gearbeitet!
Die linksgrüne Schnappatmung ist herrlich, nur weil Hr. Vogt sich endlich mal auf Demokratie besinnt.
Dann sollte er den Stadtrat auch mal in seine „Entscheidungen“ einbeziehen – vielleicht entsteht dann irgendwann mal Vertrauen. Behaupten kann er viel und tut es jeden Tag. Bürgernähe nennt sich dieses tägliche Bombardement mit Behauptungen, Willensäußerungen und Anbiederungen.
Er ist offenkundig ein Populist. Die Ergebnisse seiner bisherigen Politik sprechen sehr gegen die Behauptungen das er mit dem Stadtrat zusammen arbeiten will, es klingt als OB er den Stadtrat als willfähriges Helferlein installieren will.
Mit Rot/Grün wird die Zusammenarbeit schwierig. Diese Leute sollten außen vor bleiben.
Ich bin mir nicht sicher ,was für unsere Demokratie gefährlicher ist .Die Linken oder
die Rechten ?
Nun, da solltest du dich einfach mal mit deutscher Geschichte etwas intensiver befassen. Rechte haben dazu geführt, daß ab 1933 zB.6Millionen jüdische Menschen vergast wurden…Von linken Deutschen ist so etwas nicht überliefert… // 2. Ansatz: von Rechten wurde der Reichstag aufgelöst und gleichgeschaltet. Demokratie ade. Von linken Deutschen ist derart bisher nicht überliefert… // 3. Ansatz: Im Ergebnis des von Rechten durchgeführtten 2. Weltkriegs waren 20 Millionen Menschen tot. Eine solche handlungsweise ist von linken Deutschen nicht bekannt…
Ich dachte immer, das waren Nationalsozialisten!
Aber was weiß ich schon!
Macht er schon richtig. Die AFD hat letztlich gar nichts anzubieten.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat eine Neubewertung der AfD auf Bundesebene vorgenommen. Demnach bestehen keine Zweifel mehr, dass die Partei insgesamt rechtsextremistisch ist.
Will der Bürgermeister tatsächlich mit offiziell anerkannten Feinden der Verfassungsordnung zusammenarbeiten? Hat das nicht auch Konsequenzen für seinen Beamtenstatus?
„Hat das nicht auch Konsequenzen für seinen Beamtenstatus?“
Nein, hat es nicht. Ebenso nicht, wie die Zusammarbeit mit Trump oder der Gasbezug von Angela Merkel von Putin.