Konzerte, Vorträge, Filme: 7. Jüdische Kulturtage in Halle
Halle steht noch unter den Ereignisse des 9. Oktober, als ein Angreifer die Synagoge in Halle attackiert hat und dort ein Blutblad angerichtet hat. In die Synagoge ist er nicht reingekommen, hat aber vor dem Komplex und in einem Dönerladen zwei Menschen erschossen. Unter diesem Vorzeichen stehen deshalb auch die mittlerweile 7. Halleschen Kulturtage. Mit einem vielfältigen Programm von 40 Veranstaltungen, darunter 30 in Halle, wird ein Einblick in das reichhaltige jüdische Leben in Halle gegeben. Denn schon im 13. Jahrhundert lebten Juden in der Stadt. Die Deutsche Geschichte der Juden reicht 1.700 Jahre zurück.
Vom 27. Oktober bis zum 29. November stehen die Jüdischen Kulturtage diesmal ganz im Zeichen der „Moderne im Judentum“. Mit im Boot sind Kooperationspartner wie die Frauenkulturtagen in Halle oder die Jüdischen Kulturtagen in Aschersleben. Die Kulturtage werden von der Jüdischen Gemeinde zu Halle und vom Seminar für Judaistik/Jüdische Studien der Universität ausgerichtet und vom Freundeskreis Leopold Zunz Zentrum e.V. unter künstlerischer Leitung von Andreas Schmitges organisiert. Die Unterstützung des Publikums und der Hauptförderer wie der Stadt Halle, der Landeszentrale für politische Bildung, des Stadtmuseums, der Martin-Luther-Universität und vielen mehr haben die Kulturtage selbst zu einer jungen, aber kräftigen Tradition in Halle wachsen lassen.
In diesem Jahr bringen wieder hochkarätige Künstler aus ganz Europa wie Kantorin Sveta Kundish, das Caravan Orchestra Project oder die Waxband in ihren Konzerten das beste nach Halle, was die jiddische und jüdische Musiktradition der Moderne zu bieten haben. Zwei Workshops zu jiddischer Musik oder HipHop laden ein, selbst zum Instrument zu greifen – einer Jam Session zuzuhören oder aufzutreten.
Die Jüdische Gemeinde lädt wieder ein, sich für die Teilnahme zum Gottesdienst am Schabbat in der Synagoge anzumelden. Die Schwestergemeinde in Magdeburg schickte ihren Chor nach Halle. Über die Wendezeit und die Einwanderung osteuropäischer Juden nach Sachsen-Anhalt spricht Natan Scharanski, ehemaliger sowjetischer Dissident und stellvertretender israelischer Ministerpräsident.
Wer die Synagoge kennenlernen möchte, die lange jüdische Geschichte Halles oder seiner Warenhäuser um den Markt herum verstehen oder die Schicksalen hinter den Stolpersteinen der Stadt kennenlernen möchte, kann es auf vier Stadttouren. Schüler aus dem ganzen Bundesland sind eingeladen, in einem Symposium an der Universität unter sich über ihre Schulprojekte zu jüdischer Vergangenheit und Gegenwart zu sprechen. Wer mit seinen Kindern und Jugendlichen die praktischen Seiten der jüdischen Kultur kennenlernen will, ist herzlich zu einem Kreativtag im Krokoseum der Franckeschen Stiftungen eingeladen.
Im Luchskino und an der Universität finden Filmfans im fast wöchentlichen Montagskino Highlights und die Möglichkeit, mit Regisseur und Produzenten einiger Filme zu sprechen. In mehreren Vorträgen bieten die Jüdischen Kulturtage Wissen zur modernen israelischen Gesellschaft, dem Bauhaus in Israel, jüdischer Moderne in Sachsen-Anhalt, organisiertem Verbrechen in New York. Sie schauen aber auch nach Sachsen-Anhalt mit Persönlichkeiten wie der Künstlerin Trude Guermonprez oder Betty Heiman, der ersten Privatdozentin in Halle, Hermann Cohn aus Dessau oder der jüdischen Wurzeln der halleschen Fußballtradition (mit Teilnahme der großen halleschen Fußballclubs).
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