Kriminalstatistik für den Süden Sachsen-Anhalts: mehr Straftaten, Aufklärungsquote unter dem Landesdurchschnitt
Das Land Sachsen-Anhalt hatte am Montag die komplette Polizeiliche Kriminalstatistik für ganz Sachsen-Anhalt vorgestellt. Nun liegen auch die Zahlen für das südliche Sachsen-Anhalt vor, die expliziten Zahlen für Halle (Saale) folgen in den kommenden Tagen.
Fazit: mehr Straftaten – besonders Rohheitsdelikte, Hausfriedensbruch und Beleidigung haben zugenommen. Auch wurden mehr Fahrräder geklaut, Drogenvergehen haben zugenommen. Auch gab es öfter Betrug im Internet.
Im Jahr 2020 wurden 63.261 Fälle in der Polizeilichen Kriminalstatistik registriert, das sind 4446 Fälle (7,76+%) mehr als 2019. Die Aufklärungsquote liegt bei 52,1% und damit unter dem Landesdurchschnitt. Insgesamt wurden 32.959 Straftaten aufgeklärt.
Mit den 32.959 geklärten Straftaten im Jahr 2020 wurden insgesamt 20.274 Tatverdächtige ermittelt und somit 476 mehr als 2019. Unter den Tatverdächtigen waren 3.620 Nichtdeutsche. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen liegt bei 17,9 Prozent (2019=18,1 Prozent).
Die Anzahl der Jungtatverdächtigen beträgt 4.032.
Anteil ausgewählter Delikte an der Gesamtkriminalität, Aufklärung
Straftaten unter Beteiligung von Zuwanderern betrugen im Jahr 2020 = 2295 Fälle. Das ist eine Abnahme um 9 Fälle.
Straftaten gegen das Leben nehmen einen geringen Anteil an der Gesamtkriminalität (0,07%) ein. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 43 Fälle erfasst, wovon 76,7 % aufgeklärt wurden.
Mit 725 erfassten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung insgesamt im Jahr 2020 wurden im Vergleich zum Vorjahr 66 Fälle mehr registriert (+10%). Ihr Anteil an der Gesamtkriminalität beträgt 1,1%. Es konnten 604 Fälle aufgeklärt werden. Die Aufklärungsquote liegt bei 83,3%.
In der Straftatengruppe Rohheitsdelikte/Straftaten gegen die persönliche Freiheit ist im Vergleich zu 2019 eine Zunahme der Fälle zu verzeichnen. Mit insgesamt 9.721 erfassten Fällen im Jahr 2020 wurden 634 mehr als im Jahr 2019 (+6,98 %) registriert. Mit einer Aufklärungsquote von 86,1 % konnte in diesem Deliktsfeld eine hohe Aufklärung erzielt werden.
Mehr Körperverletzungsdelikte wurden registriert. 2020 wurden 6.536 Fälle erfasst und somit 253 mehr als im Jahr 2019 (+4,03%).
Mehr Fälle waren es bei den Nötigungen. Waren es im Jahr 2019 noch 662 Fälle, so wurden für das letzte Jahr 708 erfasst (+ 6,95%).
Ein Rückgang ist bei Raubdelikten um 69 Fälle (2019= 461 Fälle und 2020= 392) zu verzeichnen, das sind -15 %.
Mit 36,6% nehmen die Diebstahlsdelikte insgesamt einen Großteil der Gesamtkriminalität ein. Im Jahr 2020 ist im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme der Fallzahlen des Diebstahls um 997 Fälle auf 23.129 (+4,5%) festzustellen. Aufgeklärt wurden 27,7 %
(= 6405 Fälle).
Analog hierzu verläuft die Entwicklung bei den Diebstahlsdelikten im besonders schweren Fall. Bei diesen zeichnete sich im Jahr 2020 eine Zunahme auf 13.376 Fälle ab. Dies bedeutet +5,26%. Die Aufklärung betrug 13,7 % (= 1836 Fälle).
Ausgewählte Fallzahlen aus dem Bereich des besonders schweren Diebstahls
Diebstahl im besonders schweren Fall von Kraftwagen ( -12 Fälle, -5.6 %),
Wohnungseinbruchsdiebstahl (-67 Fälle, -7,9%),
Einbruchsdiebstahl an/aus Kraftfahrzeugen ( -157 Fälle; -12,1 %),
Diebstahl von/ aus Automaten (-77 Fälle, -28,84%),
Einbruchsdiebstahl in/aus Boden- und Kellerräumen (+170 Fälle, +6,1%),
Fahrraddiebstahl (+444 Fälle; +14,12%),
Im Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahls stellt sich die Entwicklung wie folgt dar: Insgesamt erfasste die Polizei 2020 782 Fälle, das sind 67 weniger als im Jahr 2019. Eine Vielzahl der hier angezeigten Tathandlungen blieb im Versuchsstadium stecken. Von den 782 Fällen waren 48,1% Einbruchsversuche. Aufgrund von Modernisierungsmaßnahmen haben es Einbrecher schwerer in Wohnungen und Häuser einzubrechen. Berater der Polizei geben im Rahmen der technischen Prävention wichtige Tipps zum Schutz des Wohneigentums. Die Polizeiinspektion Halle(Saale) hat in jedem Polizeirevier (Halle/Saale, Saalkreis, Mansfeld-Südharz, Burgenlandkreis) sowie in der Polizeiinspektion selbst Kolleginnen und Kollegen, welche entsprechende Beratungen vornehmen.
Die Vermögens- und Fälschungsdelikte haben mit 9875 Fällen einen Anteil von 15,6% an der Gesamtkriminalität. Im Vergleich zu 2019 wurden 7,05% mehr Fälle bekannt (+ 650 Fälle). Die Aufklärung lag bei 52,8 % (5215 Fälle). Insbesondere die Fallzahlen des Waren- und Warenkreditbetruges waren ansteigend. Hier wurden 2020 insgesamt 3313 Fälle erfasst, was einen Anstieg zum Vorjahr um 23,57% bedeutet.
Bei den Sonstigen Straftatbeständen (u. a. Sachbeschädigungen, Widerstand gegen die Staatsgewalt oder Hausfriedensbruch) ist 2020 ein Anstieg um 1586 Fälle auf 14.698 Fälle zu verzeichnen. Ihr Anteil an der Gesamtkriminalität beträgt 23,2%.
Ausgewählte Fallzahlen aus dem Bereich der sonstigen Straftatbestände:
Beleidigungen (+409 Fälle; + 27,45%)
Hausfriedensbruch (+211 Fälle; + 18,77%)
Widerstand gegen Vollsteckungsbeamte (+ 22 Fälle; + 8,98%)
Sachbeschädigungen (+607 Fälle; + 8,76%)
Im Bereich der Rauschgiftdelikte liegt die Zahl der erfassten Fälle bei 3.744 im Jahr 2020. Dies bedeutet einen Anstieg um 5,26%. Die Aufklärungsquote beträgt 93,4 % (2019= 93,9%).
Die allgemeinen Verstöße gegen das BtMG, die sog. „Konsumentendelikte“, bilden mit 2.970 erfassten Fällen im Jahr 2020 in diesem Deliktsbereich den größten Anteil. 466 Fälle des unerlaubten Handels mit Betäubungsmittel wurden im Jahr 2020 registriert.
Bei der am häufigsten konsumierten Droge handelt es sich um Cannabis und Zubereitungen. Im Jahr 2020 wurden 1.445 allgemeine Verstöße mit Cannabisprodukten erfasst und damit 47 Fälle mehr als 2019. Cannabis und Zubereitungen haben weiter an Bedeutung gewonnen.
Die allgemeinen Verstöße mit Crystal sind im Vergleich zum Vorjahr um 4,93 % angestiegen. Im Jahr 2019 wurden 933 und im Jahr 2020 insgesamt 979 derartige Verstöße registriert. Beim illegalen Handel/Schmuggel mit Crystal wurden im Jahr 2020 insgesamt 124 Verstöße erfasst, was 21 weniger (-14,48%) als im Jahr 2019 (145 Verstöße) waren.
Im Zuge umfangreicher polizeilicher Ermittlungen konnte die Polizei letztes Jahr mehrfach größere Mengen an Betäubungsmitteln sicherstellen. So am 17.11.2020 im Burgenlandkreis. Hier führte im Vorfeld der Zentrale Kriminaldienst der Polizeiinspektion Halle (Saale) Ermittlungen gegen Personen, welche im Burgenlandkreis wohnhaft sind, wegen Verdacht des unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln. Bei den Durchsuchungen stellte die Polizei u.a. 35 Kilogramm Marihuana, über 5000,- Euro Bargeld sowie verpackte Teile einer Indoorplantage sicher. Fünf Männer im Alter von 20-32 wurden vorläufig festgenommen. Gegen zwei dieser Männer (23 Jahre) lagen bereits Haftbefehle vor. Gegen die anderen drei Männer (20, 29 und 32 Jahre) stellte die Staatsanwaltschaft Haftanträge. Sie stehen im Verdacht bandenmäßigen Handel mit illegalen Betäubungsmitteln in nicht geringen Mengen betrieben zu haben. Sie befinden sich in Untersuchungshaft.
Am 02.12.2020 fanden auf der Grundlage richterlicher Beschlüsse im Zeitzer Stadtgebiet Durchsuchungsmaßnahmen wegen Verdacht des illegalen Handels mit Betäubungsmitteln statt. Im Zuge der Maßnahmen wurden drei Männer deutscher Nationalität im Alter von 42, 45 und 50 Jahren vorläufig festgenommen. Bei den Durchsuchungen wurden unter anderem ca.8 Kilogramm Crystal, über 4 Kilogramm Cannabisblüten, 150 Gramm Kokain, 14 Kilogramm Streckmittel für Betäubungsmittel, mehrere Packungen Anabolika und etwa 70 000,- Euro Bargeld sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft stellte Antrag auf Untersuchungshaft gegen alle drei vorläufig festgenommenen Männer. Zwei von ihnen (42 u. 50) sitzen in Untersuchungshaft. Gegen den anderen Mann wurde der erwirkte Untersuchungshaftbefehl gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt.
Bereits am 14.Juli 2020 konnte die Polizei im Zuge einer Verkehrskontrolle auf der Bundesautobahn 38, Bereich PWC Querfurter Platte, in einem Kleintransporter mehrere Kilogramm illegale Betäubungsmittel auffinden. In dem Fahrzeug fanden die Beamten ca.4 kg Ecstasy, 6 kg Amphetamine, je 1 kg Kokain und Crystal Meth sowie ca. 5 kg Methylen-Dioxy-Methyl-Amphetamin auf und stellten dies sicher. Auch der Kleintransporter wurde beschlagnahmt. Der 31-jährige Fahrer wurde vorläufig festgenommen. Die Staatsanwaltschaft Halle (Saale) stellt Haftantrag gegen den Mann. Ein Richter erließ einen Untersuchungshaftbefehl.
Das Tatmittel „Internet“ wurde im Jahr 2020 bei der Begehung von 5.124 Straftaten genutzt und liegt damit 36,35% über dem im Jahr 2019 (3.758 Fälle) hierzu erfassten Fallzahlen. Bei der Computerkriminalität an sich wurden 2020 insgesamt 1783 Fälle erfasst, was 529 Fälle mehr (+42,19%) als im Jahr 2019 waren.
Opfer
Insgesamt wurden 11524 Opfer einer Straftat registriert. Davon waren 6814 männlich und 4710 weiblich. 8578 Opfer sind Erwachsene, 939 Heranwachsende, 955 Jugendliche und 1052 Kinder.
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