Kunsthochschule Burg Giebichenstein auf der Dutch Design Week in Eindhoven
Auf der Dutch Design Week in Eindhoven, Niederlande, ist die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle in diesem Jahr vom 19. bis 27. Oktober 2024 vertreten. Fünf Arbeiten von Studierenden und Absolvent*innen der BURG sind an der Gruppenausstellung „Class of 24“ beteiligt, die auf der internationalen Messe Abschlussprojekte verschiedener niederländischer und internationaler Hochschulen im Rahmen von Designstudiengängen präsentiert. Das Ziel der Ausstellung ist es, die Bedeutung der Ausbildung in den Designstudiengängen zu betonen und die nächste Generation von Designer*innen auf der Dutch Design Week einem größeren Publikum vorzustellen.
Die BURG zeigt mit FABRICATIONS Bachelor- und Masterabschlussarbeiten aus den Studienrichtungen Textil- und Industriedesign und bietet Einblicke in innovative Ansätze zu Materialkreisläufen, Recyclingstrategien und den technischen sowie ästhetischen Eigenschaften von Textilien.
Bei dem Messeauftritt in Eindhoven werden Arbeiten von Sophia Reißenweber, Master-Absolventin Industrial Design, Paula Holzhauser, Bachelor-Absolventin Textildesign, Shani Nahum, Master-Absolventin Conceptual Fashion Design, Juliane Schmidt, Master-Absolventin Conceptual Fashion Design, Judith Burgard, Bachelor-Absolventin Industriedesign und Karl Schinkel, Bachelor-Absolvent Industriedesign, zu sehen sein, die das weite Spektrum der Designausbildung an der BURG vielfältig abbilden.
Die Ausstellenden:
Break-Up-Lab
Designerin: Sophia Reißenweber
Studiengang: Industrial Design
Projekt: Masterarbeit, 2024
Das Break-Up-Lab widmet sich dem Ende einer emotionalen Beziehung zwischen dem Textil und seinen vorherigen Besitzer*innen. Durch biotechnologische Prozesse kann der Polyesteranteil in Alttextilien aufgespalten und die zurückgewonnenen Grundbausteine anschließend zu einem biologisch abbaubaren Kunststoff (PHA) verstoffwechselt werden. Garne und Add-ons aus PHA ermöglichen die leichtere Trennung von Störstoffen und das Faser-zu-Faser-Recycling. Zwei kreislauffähige Kleidungsstücke zeigen die ästhetischen und funktionalen Potenziale auf. Zudem schafft das Break-Up-Lab eine transparente Infrastruktur zur Sammlung von Alttextilien – das MEC-Sammelsystem.
You may also like
Designerin: Paula Holzhauser
Studienrichtung: Textildesign
Projekt: Bachelorarbeit, 2024
Textile Überproduktion und daraus resultierende Umweltschäden rücken zunehmend in den Fokus. Zu kurze Lauflängen oder Farbabweichungen führen zu Restgarnen, die weggeworfen werden. Design kann Anreize schaffen, die Situation zu verbessern. Das Projekt You may also like stellt Restgarn in den Mittelpunkt der Gestaltung und ermöglicht dessen Wiederverwertung. Durch Verknoten und Verzwirnen der Reste können Lauflängen beliebig verlängert werden, um sie wieder industriell relevant zu machen. Es entsteht ein funktionierendes Garn, dass das Potenzial der begrenzten Reste zeigt: Die Länge der Farbreste beeinflusst das Stoffmuster, das Garn wird zur eigentlichen Gestalterin. Farbverläufe verleihen dem Stoff seine eigene Ästhetik. Die entwickelte Methode ermöglicht nicht nur die Wiederverwertung, sondern verleiht den Abfällen ein Alleinstellungsmerkmal.
The Boiling Purple
Designerin: Shani Nahum
Studiengang: Conceptual Textile Design
Projekt: Masterarbeit, 2024
The Boiling Purple ist eine Strandtuchkollektion, die darauf abzielt, das Bewusstsein für die Gesundheitsrisiken durch ultraviolette Strahlung zu schärfen. Die Designs zeigen die Auswirkungen von UV-Strahlung auf Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft anhand wissenschaftlicher Daten und „Sunkolor“-Material, das sich bei hoher UV-Belastung von Weiß zu Lila färbt. Die Integration wissenschaftlicher Daten in Textilien verbessert ihren sensorischen Wert und ihre Informationskapazität. Diese Arbeit betont, wie der rapide Klimawandel neue Designlösungen erfordert, die auf Umwelt- und menschliche Veränderungen eingehen.
Fadenscheinig – Eine ästhetische Studie über ein Phänomen textilen Alterns
Designerin: Juliane Schmidt
Studiengang: Conceptual Textile Design
Projekt: Masterarbeit, 2024
Fadenscheinig untersucht die paradoxen Beziehungen zwischen den Nutzungsspuren in unserer Kleidung und ihrem gesellschaftlich zugeschriebenen Wert. Im Kontext der Umwelt- und Klimaauswirkungen fragt sich Juliane Schmidt, warum diese Spuren oft abgewertet werden, wenn Wertschätzung für den Erhalt von Kleidung so relevant ist. Kann sich abseits konventioneller Konsummuster und gesellschaftlicher Bewertungen eine universelle Ästhetik des Alterns etablieren? Ein Phänomen textilen Alterns wird exemplarisch durch eine Sammlung von Gewebeproben, dem „Archiv der Fadenscheinigkeit“, studiert, seine Einheiten isoliert und in großen Jacquardgeweben inszeniert.
ent-spannt (Siehe Foto)
Designer*innen: Judith Burgard, Karl Schinkel
Studiengang: Industriedesign
Projekt: Bachelorarbeit, 2024
ent-spannt ist ein neu konzipiertes Polstermöbel, das in seiner Materialität und Konstruktion auf die kurze Lebensdauer und schlechte Recyclingfähigkeit herkömmlicher Polstermöbel reagiert. Durch geschicktes Überspannen der Polsterung mit einem Bezugsstoff werden Gestell, Polsterung und textiler Bezug reversibel miteinander verbunden. Dies erleichtert die Pflege, die Reparatur oder den Austausch verschlissener Materialien und soll die durchschnittliche Lebensdauer von 8 Jahren um viele Jahre verlängern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass diese Materialien mit wenigen Handgriffen sortenrein getrennt und dem Recyclingkreislauf zugeführt werden können.
Durch das Herausziehen des Keders wird das Bezugstextil „entspannt“ und alle Materialien können einzeln entnommen werden. Durch einen systematischen Aufbau kann das Sofa nach individuellen Anforderungen konfiguriert werden.
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