Landesverwaltungsamt sammelt für DDR Museum in Berlin: Dutzende Exponate auf Dachböden und in Kellern gefunden
In den letzten Monaten waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesverwaltungsamtes nicht nur mit Genehmigungen und anderen Vorgangsbearbeitungen beschäftigt, sondern auch in den Diensten der Geschichte unterwegs. Nach Feierabend haben sie ihre Keller und Dachböden durchstöbert und Schubladen geöffnet – und siehe da: Die DDR lebt! Zumindest in Form von Seife, Klapprad und Toilettenpapier.
Das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt hatte sich dem Spendenaufruf des DDR Museums Berlin, welcher im Juli in den lokalen Medien veröffentlicht worden war, mit vollem Elan angeschlossen. Gesucht waren Alltagsprodukte aus der DDR – gefunden wurden 40 echte Kultobjekte, die nun auch mit ein bisschen Wehmut in die professionellen Hände der Historiker aus Berlin übergeben werden. Klappräder, verschiedene Elektrogeräte, Toilettenpapier, welches wegen seiner robusten Konsistenz auch als Schleifpapier bezeichnet – die Palette der Fundstücke ist vielfältig, genau wie die Geschichten, die sich hinter den Produkten verbergen.
„Erstaunlicherweise, oder auch nicht erstaunlicherweise, eine ganze Menge. Ein Querbeet von verstaubten Alkoholflaschen, bestem Nordhäuser Doppelkorn, ganz viel Spielzeug“, sagte Denise Vopel, Pressesprecherin des Landesverwaltungsamtes gegenüber dubisthalle.de, auf die Frage, was an Exponaten zusammengekommen sei. „Ich weiß nicht, ob sich der ein oder andere noch an die Metallbaukästen aus seiner Kindergartenzeit erinnert. Dann haben wir hier eine schöne alte Lilienmilchseife und natürlich, das darf nicht fehlen, die Rolle Klopapier besser früher bekannt als Schleifpapier, weil sie so eine robuste Konsistenz hatte.“ Mit einem Lachen fügt sie hinzu: „Ich sag mal so, ich bin meinen Eltern dankbar, wenigstens dafür, dass sie damals auf die Straße gegangen sind, um uns davon zu befreien.“
Als das ausgefallenste Exponat, das spektakulärste aus ihrer Sicht sei die Kraxe, an die sie sich selbst noch erinnern könne. „Als ich noch Kind war, durfte ich mit dieser Kraxe auch den einen oder anderen Wanderweg beschreiten und war nicht begeistert. Aber die finde ich ganz toll.“, so Vopel. Während der Sammlung habe jeder, der Dinge zu ihr ins Büro gebracht habe, eine Kleinigkeit dazu erzählt. Viele hätten erzählt, sie hätten bei ihren Eltern auf dem Dachboden gestöbert, alte Kisten ausgeräumt und haben vor allen Dingen Spielzeug aus ihrer Kinderzeit gefunden. „Dann sind sie mit diesem Spielzeug runter zu ihren Eltern und daraus entwickelte sich dann ein ganz anderes Kaffeetrinken als sonst, weil sie über alte Zeiten geredet haben. Das war schon teilweise auch mit ein bisschen Gänsehau-Effekt.“ So sind vor allem viele Kindheitserinnerungen von den zahlreichen Mitarbeitenden durch die Sammelaktion wieder hervorgeholt worden.
Simone Uthleb, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im DDR Museum Berlin GmbH, zeigte sich erfreut über die zusammengekommenen Exponate. „Erst einmal muss ich mich ganz herzlich bedanken. Nach unserem Medienaufruf hatten wir ja über 2.000 Anfragen von Menschen, die uns Sachen spenden wollten.“ 500 Exponate habe man insgesamt angenommen. Und auf einmal kam diese E-Mail aus Halle.
„Ich habe schon ganz laut gerufen ‚Oh, schaut mal, wie toll ist das denn? Die haben, ohne uns Bescheid zu sagen, einfach alle 2.400 Mitarbeitenden gefragt, ob sie noch Sachen aus der DDR in ihren Kellern oder Dachböden haben.‘ Und dann haben wir uns so gefreut“, so Uthleb. Sie habe die Auswahl gesehen und gleich gesagt, das nehme man natürlich alles.
Was passiert jetzt mit den Exponaten?
„Diese kommen alle erst einmal in unser neu gebautes Depot. Klimageschützt, ganz neu gebaut. Dort werden die Exponate wissenschaftlich aufgearbeitet, archiviert und für die Zukunft, für unsere Zukunft, für die Schüler ausgestellt, damit die Jugend auch erfährt, wie die DDR war“, so Uthleb. Das Museum sei ja nicht nur einfach zum Schauen, sondern auch zum Anfassen. Im Museum gebe es eine Original eingerichtete WBS 70 Wohnung. „Man kann die Zimmer betreten, Klappen aufmachen, die Dinge anfassen.“
Es gebe Bildschirme mit weiterführenden Erklärungen zu den Exponaten, denn man habe sehr viele Gegenstände aus der DDR, die gerade die jungen Leute anschauen und gar nicht wissen, was es sei. „Die müssen natürlich auch immer mal ausgetauscht werden, damit die Ausstellung sich auch verändert und immer neue Entdeckungsmöglichkeiten bietet. Deshalb freuen wir uns über so eine riesige Spende hier aus Halle.“
Und obwohl es sich fast so anhört, als wäre die DDR komplett gesammelt, so leuchten Uthlebs Augen, als sie abschließend sagt: „Soweit ich weiß, gab es in der DDR Geschirrspüler. Und so einen suchen wir auf alle Fälle, das weiß ich ganz genau.“
Hintergrund
Im Sommer startete das DDR Museum in Berlin über die Medien einen bundesweiten Spendenaufruf für eine neue Installation »Ökonomie des Mangels«, die am 12.11.2025 eröffnet wird. Der Zuspruch von der Bevölkerung war enorm: Über 2.000 Zuschriften und Spendenangebote und 500 Zusendungen von Objekten erreichten das DDR Museum. Besonders erfreut zeigte sich das Team über die Unterstützung des Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt (LVwA) in Halle an der Saale. Aufgrund des Spendenaufrufs befragte die Behörde sämtliche Mitarbeiter*innen nach DDR-Schätzen in ihren Wohnungen, Kellern, Dachböden und Garagen. Insgesamt 35 Objekte wurden zusammengetragen.
Das DDR Museum präsentiert seine Dauerausstellung in einer einzigartig interaktiven Form. Besucher*innen sind eingeladen, den Alltag in der DDR auf lebendige Weise zu entdecken und ihr Wissen spielerisch zu vertiefen. Die Ausstellung ist nicht chronologisch aufgebaut, sondern thematisch gegliedert. Rund 50 Module beleuchten unterschiedliche Facetten des Lebens in der DDR und verbinden historische Objekte mit modernen Vermittlungsformen. In jedem Themenbereich erwarten die Besucher*innen spannende Exponate und interaktive Installationen, die Geschichten über das Leben in der sozialistischen Gesellschaft erzählen. Türen, Klappen und Schubladen können geöffnet werden und geben Einblicke hinter die Fassade der Staatsmacht. In der originalgetreu eingerichteten Plattenbauwohnung wird das private Leben im Osten erfahrbar. Ein weiteres Highlight ist der Trabant-Simulator, mit dem eine virtuelle, rund 60.000 m² große 3D-Plattenbausiedlung erkundet werden kann. Das DDR Museum kann frei erkundet werden. Digitale Screens mit Einführungstexten in sechs Sprachen ermöglichen internationalen Besucher*innen einen direkten Zugang zu den Inhalten. Das DDR Museum zählt zu den meistbesuchten Museen Berlins. Besonders das vielfältige Bildungsangebot für Schulklassen erfreut sich großer Beliebtheit und leistet einen wichtigen Beitrag zur lebendigen Vermittlung deutscher Zeitgeschichte.























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